welche dich vielleicht in Schrecken setzen würde: und wo du sie von mir verlangest, sollst du sie bekommen.
Mowbray ruft mir vom Hofe zu, daß es ein verflucht heißer Tag sey, daß er werde gebraten werden, weil er um die Mittagszeit reiten muß, und daß den armen Belton verlange, mich zu se- hen. Daher will ich nur, nebst meiner ernstlichen Bitte, daß du alle Gedanken aufgeben wollest, die Fräulein zu sehen, wofern du sie noch nicht ge- sehen hast, wenn dir gegenwärtiges zu Händen kommt, dieses beyfügen, daß es freundschaftlich seyn würde, wenn du hierher kämest, und für das letzte mal, da du deinen armen Freund sehen wirst, die Sorge für ihn mit mir theiletest, auch zugleich an ihm wahrnähmest, was in kurzem für dich, und mich, für Mowbray, Tourville und un- sere übrigen Brüder das unvermeidliche Schick- sal seyn wird. - - Denn was sind zehn, funf- zehn, zwanzig, oder dreyßig Jahre: wenn wir nach ihrem Verlauf auf sie zurückschauen? Sind wir aber erst so viel Zeit weiter gekommen: so wer- den wir vielleicht schon alle mit dem Staube, wo- von wir unsern ersten Ursprung haben, wieder vermenget seyn.
Der
Siebenter Theil. C
welche dich vielleicht in Schrecken ſetzen wuͤrde: und wo du ſie von mir verlangeſt, ſollſt du ſie bekommen.
Mowbray ruft mir vom Hofe zu, daß es ein verflucht heißer Tag ſey, daß er werde gebraten werden, weil er um die Mittagszeit reiten muß, und daß den armen Belton verlange, mich zu ſe- hen. Daher will ich nur, nebſt meiner ernſtlichen Bitte, daß du alle Gedanken aufgeben wolleſt, die Fraͤulein zu ſehen, wofern du ſie noch nicht ge- ſehen haſt, wenn dir gegenwaͤrtiges zu Haͤnden kommt, dieſes beyfuͤgen, daß es freundſchaftlich ſeyn wuͤrde, wenn du hierher kaͤmeſt, und fuͤr das letzte mal, da du deinen armen Freund ſehen wirſt, die Sorge fuͤr ihn mit mir theileteſt, auch zugleich an ihm wahrnaͤhmeſt, was in kurzem fuͤr dich, und mich, fuͤr Mowbray, Tourville und un- ſere uͤbrigen Bruͤder das unvermeidliche Schick- ſal ſeyn wird. ‒ ‒ Denn was ſind zehn, funf- zehn, zwanzig, oder dreyßig Jahre: wenn wir nach ihrem Verlauf auf ſie zuruͤckſchauen? Sind wir aber erſt ſo viel Zeit weiter gekommen: ſo wer- den wir vielleicht ſchon alle mit dem Staube, wo- von wir unſern erſten Urſprung haben, wieder vermenget ſeyn.
Der
Siebenter Theil. C
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welche dich vielleicht in Schrecken ſetzen wuͤrde:
und wo du ſie von mir verlangeſt, ſollſt du ſie
bekommen.
Mowbray ruft mir vom Hofe zu, daß es ein
verflucht heißer Tag ſey, daß er werde gebraten
werden, weil er um die Mittagszeit reiten muß,
und daß den armen Belton verlange, mich zu ſe-
hen. Daher will ich nur, nebſt meiner ernſtlichen
Bitte, daß du alle Gedanken aufgeben wolleſt,
die Fraͤulein zu ſehen, wofern du ſie noch nicht ge-
ſehen haſt, wenn dir gegenwaͤrtiges zu Haͤnden
kommt, dieſes beyfuͤgen, daß es freundſchaftlich
ſeyn wuͤrde, wenn du hierher kaͤmeſt, und fuͤr das
letzte mal, da du deinen armen Freund ſehen
wirſt, die Sorge fuͤr ihn mit mir theileteſt, auch
zugleich an ihm wahrnaͤhmeſt, was in kurzem fuͤr
dich, und mich, fuͤr Mowbray, Tourville und un-
ſere uͤbrigen Bruͤder das unvermeidliche Schick-
ſal ſeyn wird. ‒ ‒ Denn was ſind zehn, funf-
zehn, zwanzig, oder dreyßig Jahre: wenn wir
nach ihrem Verlauf auf ſie zuruͤckſchauen? Sind
wir aber erſt ſo viel Zeit weiter gekommen: ſo wer-
den wir vielleicht ſchon alle mit dem Staube, wo-
von wir unſern erſten Urſprung haben,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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