kunft zu ersparen; wofern sie nur etwa einen von derselben mit Jhrem und Jhrer Fr. Gemahlinn letzten Segen an die vortrefflichste Fräulein in der Welt eiligst absenden.
Jch habe einige Ursache zu glauben, mein Herr, daß sie Jhnen ganz anders abgeschildert ist, als ihr Bild wirklich aussiehet. Und dieß ist es, was mich beweget, Jhnen zu melden, daß ich aus den sichersten Gründen sie in aller ihrer Auffüh- rung, die vor meinen Augen vorgegangen, oder mir zu Ohren gekommen ist, schlechterdings für untadelhast halte, und der Meynung bin, daß selbst ihre Unglücksfälle, durch ihre Anwendung derselben, durch die Gedult und Ergebung, wo- mit sie sich in einer schmerzlichen, zehrenden und niederschlagenden Abnahme des Körpers unter- hält, und durch den unerschrockenen Muth, wo- mit sie ihrer herannahenden Auflösung entgegen sieht, ihr zu einem Ruhme, und allen, die mit ihr in Verwandtschaft stehen, zu einer Ehre gewor- den sind: sonderlich da alle diese Tugenden a[us] richtigen Bewegungsgründen bey ihr entsteh[en;] aus Bewegungsgründen, mit welchen sich ein [Hei-] liger im Tode rühmen möchte.
Sie weiß nicht, daß ich schreibe. Jch [muß] jedoch gestehen, daß ich mich vor einigen Tagen [und] zwar mit der inständigsten Bitte um ihre Erl[aub-] niß, dazu erboten habe. Sie schlug [es] mir a[uch] nicht aus Hartnäckigkeit ab - - Sie scheint ni[cht] zu wissen, was Hartnäckigkeit sey - - Allein s[ie] bat mich, daß ich nur zween Tage Anstand nehme[n]
möchte,
kunft zu erſparen; wofern ſie nur etwa einen von derſelben mit Jhrem und Jhrer Fr. Gemahlinn letzten Segen an die vortrefflichſte Fraͤulein in der Welt eiligſt abſenden.
Jch habe einige Urſache zu glauben, mein Herr, daß ſie Jhnen ganz anders abgeſchildert iſt, als ihr Bild wirklich ausſiehet. Und dieß iſt es, was mich beweget, Jhnen zu melden, daß ich aus den ſicherſten Gruͤnden ſie in aller ihrer Auffuͤh- rung, die vor meinen Augen vorgegangen, oder mir zu Ohren gekommen iſt, ſchlechterdings fuͤr untadelhaſt halte, und der Meynung bin, daß ſelbſt ihre Ungluͤcksfaͤlle, durch ihre Anwendung derſelben, durch die Gedult und Ergebung, wo- mit ſie ſich in einer ſchmerzlichen, zehrenden und niederſchlagenden Abnahme des Koͤrpers unter- haͤlt, und durch den unerſchrockenen Muth, wo- mit ſie ihrer herannahenden Aufloͤſung entgegen ſieht, ihr zu einem Ruhme, und allen, die mit ihr in Verwandtſchaft ſtehen, zu einer Ehre gewor- den ſind: ſonderlich da alle dieſe Tugenden a[us] richtigen Bewegungsgruͤnden bey ihr entſteh[en;] aus Bewegungsgruͤnden, mit welchen ſich ein [Hei-] liger im Tode ruͤhmen moͤchte.
Sie weiß nicht, daß ich ſchreibe. Jch [muß] jedoch geſtehen, daß ich mich vor einigen Tagen [und] zwar mit der inſtaͤndigſten Bitte um ihre Erl[aub-] niß, dazu erboten habe. Sie ſchlug [es] mir a[uch] nicht aus Hartnaͤckigkeit ab ‒ ‒ Sie ſcheint ni[cht] zu wiſſen, was Hartnaͤckigkeit ſey ‒ ‒ Allein ſ[ie] bat mich, daß ich nur zween Tage Anſtand nehme[n]
moͤchte,
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kunft zu erſparen; wofern ſie nur etwa einen von
derſelben mit Jhrem und Jhrer Fr. Gemahlinn
letzten Segen an die vortrefflichſte Fraͤulein in
der Welt eiligſt abſenden.
Jch habe einige Urſache zu glauben, mein
Herr, daß ſie Jhnen ganz anders abgeſchildert iſt,
als ihr Bild wirklich ausſiehet. Und dieß iſt es,
was mich beweget, Jhnen zu melden, daß ich aus
den ſicherſten Gruͤnden ſie in aller ihrer Auffuͤh-
rung, die vor meinen Augen vorgegangen, oder
mir zu Ohren gekommen iſt, ſchlechterdings fuͤr
untadelhaſt halte, und der Meynung bin, daß
ſelbſt ihre Ungluͤcksfaͤlle, durch ihre Anwendung
derſelben, durch die Gedult und Ergebung, wo-
mit ſie ſich in einer ſchmerzlichen, zehrenden und
niederſchlagenden Abnahme des Koͤrpers unter-
haͤlt, und durch den unerſchrockenen Muth, wo-
mit ſie ihrer herannahenden Aufloͤſung entgegen
ſieht, ihr zu einem Ruhme, und allen, die mit ihr
in Verwandtſchaft ſtehen, zu einer Ehre gewor-
den ſind: ſonderlich da alle dieſe Tugenden aus
richtigen Bewegungsgruͤnden bey ihr entſtehen;
aus Bewegungsgruͤnden, mit welchen ſich ein Hei-
liger im Tode ruͤhmen moͤchte.
Sie weiß nicht, daß ich ſchreibe. Jch muß
jedoch geſtehen, daß ich mich vor einigen Tagen und
zwar mit der inſtaͤndigſten Bitte um ihre Erlaub-
niß, dazu erboten habe. Sie ſchlug es mir auch
nicht aus Hartnaͤckigkeit ab ‒ ‒ Sie ſcheint nicht
zu wiſſen, was Hartnaͤckigkeit ſey ‒ ‒ Allein ſie
bat mich, daß ich nur zween Tage Anſtand nehmen
moͤchte,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/369>, abgerufen am 25.11.2024.
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