Jch hoffe inzwischen, daß sie ihrem Ende noch nicht so gar nahe ist. Deswegen schrieb ich, oh- ne ihr ein Wort weiter zu sagen, nachdem ich weg- gegangen war, an den Obrist Morden, daß, wo er seine geliebte Base lebendig zu sehen gedächte, er keine Zeit verlieren müßte, sich auf den Weg zu machen. Jch überschickte ihm diesen Brief durch seinen eigenen Bedienten.
Der Herr D. H. hat seinen Brief an ihren Vater heute frühe mit einer besondern Gelegen- heit fortgesandt.
Fr. Walton, die Krämerinn, hat auch eben itzo der Fr. Smithinn sagen lassen, daß ihrem Manne vor einer halben Stunde durch einen ei- gnen Bothen ein Brief von dem Pfarrer Brand gebracht sey, mit dem Einschlusse der Abschrift von einem andern, den er an den Herrn Johann Harlowe geschrieben, und worinn er sein allzu dienstfertiges Schreiben widerrufen hätte.
Da alle diese Briefe und die Abschrift von dem Briefe der Fräulein an den Obrist Morden fast zu einer Zeit bey ihnen seyn werden: so muß der Teufel in der Familie seyn, wo sie nicht von einer Regung des Gewissens überfallen werden, welche die gedoppelt verriegelten Thüren vor ihren Herzen zersprenge.
Wilhelm macht sich anheischig, so spät es auch seyn wird, doch noch eher, als ihr zu Bette geht, mit dem gegenwärtigen Briefe bey euch zu seyn. Er bittet, daß ich von der Stunde und Minute,
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Jch hoffe inzwiſchen, daß ſie ihrem Ende noch nicht ſo gar nahe iſt. Deswegen ſchrieb ich, oh- ne ihr ein Wort weiter zu ſagen, nachdem ich weg- gegangen war, an den Obriſt Morden, daß, wo er ſeine geliebte Baſe lebendig zu ſehen gedaͤchte, er keine Zeit verlieren muͤßte, ſich auf den Weg zu machen. Jch uͤberſchickte ihm dieſen Brief durch ſeinen eigenen Bedienten.
Der Herr D. H. hat ſeinen Brief an ihren Vater heute fruͤhe mit einer beſondern Gelegen- heit fortgeſandt.
Fr. Walton, die Kraͤmerinn, hat auch eben itzo der Fr. Smithinn ſagen laſſen, daß ihrem Manne vor einer halben Stunde durch einen ei- gnen Bothen ein Brief von dem Pfarrer Brand gebracht ſey, mit dem Einſchluſſe der Abſchrift von einem andern, den er an den Herrn Johann Harlowe geſchrieben, und worinn er ſein allzu dienſtfertiges Schreiben widerrufen haͤtte.
Da alle dieſe Briefe und die Abſchrift von dem Briefe der Fraͤulein an den Obriſt Morden faſt zu einer Zeit bey ihnen ſeyn werden: ſo muß der Teufel in der Familie ſeyn, wo ſie nicht von einer Regung des Gewiſſens uͤberfallen werden, welche die gedoppelt verriegelten Thuͤren vor ihren Herzen zerſprenge.
Wilhelm macht ſich anheiſchig, ſo ſpaͤt es auch ſeyn wird, doch noch eher, als ihr zu Bette geht, mit dem gegenwaͤrtigen Briefe bey euch zu ſeyn. Er bittet, daß ich von der Stunde und Minute,
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Jch hoffe inzwiſchen, daß ſie ihrem Ende noch
nicht ſo gar nahe iſt. Deswegen ſchrieb ich, oh-
ne ihr ein Wort weiter zu ſagen, nachdem ich weg-
gegangen war, an den Obriſt Morden, daß, wo
er ſeine geliebte Baſe lebendig zu ſehen gedaͤchte,
er keine Zeit verlieren muͤßte, ſich auf den Weg
zu machen. Jch uͤberſchickte ihm dieſen Brief
durch ſeinen eigenen Bedienten.
Der Herr D. H. hat ſeinen Brief an ihren
Vater heute fruͤhe mit einer beſondern Gelegen-
heit fortgeſandt.
Fr. Walton, die Kraͤmerinn, hat auch eben
itzo der Fr. Smithinn ſagen laſſen, daß ihrem
Manne vor einer halben Stunde durch einen ei-
gnen Bothen ein Brief von dem Pfarrer Brand
gebracht ſey, mit dem Einſchluſſe der Abſchrift
von einem andern, den er an den Herrn Johann
Harlowe geſchrieben, und worinn er ſein allzu
dienſtfertiges Schreiben widerrufen haͤtte.
Da alle dieſe Briefe und die Abſchrift von
dem Briefe der Fraͤulein an den Obriſt Morden
faſt zu einer Zeit bey ihnen ſeyn werden: ſo muß
der Teufel in der Familie ſeyn, wo ſie nicht von
einer Regung des Gewiſſens uͤberfallen werden,
welche die gedoppelt verriegelten Thuͤren vor ihren
Herzen zerſprenge.
Wilhelm macht ſich anheiſchig, ſo ſpaͤt es auch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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