"gesetzet, und auch, nachdem sie zusammengekom- "men, alle seine Bemühungen, dieselben mit ihr "auszusöhnen, kraftlos gemachet. Er beurtheilt "ihn, als den unbändigsten jungen Menschen, "den er jemals gekannt hätte. Eine große Krank- "heit, schreibt er, ein schweres Unglück ist ihm nö- "thig, um ihn zur Erkenntniß seiner selbst, und "dessen, was er andern schuldig ist, zu bringen. "Er wünschet, daß er nicht ihr Bruder und sein "Vetter wäre. Auch schont er ihres Vaters und "ihrer Onkels nicht: weil sie sich so unvermerkt "von ihm leiten lassen.
Er meldet ihr ferner, "er hätte sie alle in dem "größten Unwillen verlassen, und wäre gesonnen "gewesen, keine von ihren Schwellen jemals wie- "der zu betreten. Eben das hätte er auch ihren "beyden Onkeln, die am Sonnabend zu ihm ge- "kommen, und sich mit ihm zu vertragen gesucht, "frey herausgesagt. Diese hätten ihn in den An- "stalten begriffen gefunden, welche er gemacht, "nach London zu gehen und ihr aufzuwarten: und "er wäre, ihrer inständigsten Bitten ungeachtet, "fest entschlossen gewesen, es zu thun, und nicht "mit ihnen nach Harlowe-Burg, oder irgend ei- "nem von ihren eignen Häusern, zu gehen; hätte "sie auch dem zufolge mit einer solchen Antwort "von sich gelassen.
"Allein da ihm ihr edelmüthiges Schreiben, "wie er es nennt, vom 31ten August (*), eine halbe "Stunde nach ihrem Abschiede von ihm gebracht
"worden
(*) Man sehe den vorhergehenden XXIXten Brief.
„geſetzet, und auch, nachdem ſie zuſammengekom- „men, alle ſeine Bemuͤhungen, dieſelben mit ihr „auszuſoͤhnen, kraftlos gemachet. Er beurtheilt „ihn, als den unbaͤndigſten jungen Menſchen, „den er jemals gekannt haͤtte. Eine große Krank- „heit, ſchreibt er, ein ſchweres Ungluͤck iſt ihm noͤ- „thig, um ihn zur Erkenntniß ſeiner ſelbſt, und „deſſen, was er andern ſchuldig iſt, zu bringen. „Er wuͤnſchet, daß er nicht ihr Bruder und ſein „Vetter waͤre. Auch ſchont er ihres Vaters und „ihrer Onkels nicht: weil ſie ſich ſo unvermerkt „von ihm leiten laſſen.
Er meldet ihr ferner, „er haͤtte ſie alle in dem „groͤßten Unwillen verlaſſen, und waͤre geſonnen „geweſen, keine von ihren Schwellen jemals wie- „der zu betreten. Eben das haͤtte er auch ihren „beyden Onkeln, die am Sonnabend zu ihm ge- „kommen, und ſich mit ihm zu vertragen geſucht, „frey herausgeſagt. Dieſe haͤtten ihn in den An- „ſtalten begriffen gefunden, welche er gemacht, „nach London zu gehen und ihr aufzuwarten: und „er waͤre, ihrer inſtaͤndigſten Bitten ungeachtet, „feſt entſchloſſen geweſen, es zu thun, und nicht „mit ihnen nach Harlowe-Burg, oder irgend ei- „nem von ihren eignen Haͤuſern, zu gehen; haͤtte „ſie auch dem zufolge mit einer ſolchen Antwort „von ſich gelaſſen.
„Allein da ihm ihr edelmuͤthiges Schreiben, „wie er es nennt, vom 31ten Auguſt (*), eine halbe „Stunde nach ihrem Abſchiede von ihm gebracht
„worden
(*) Man ſehe den vorhergehenden XXIXten Brief.
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„geſetzet, und auch, nachdem ſie zuſammengekom-
„men, alle ſeine Bemuͤhungen, dieſelben mit ihr
„auszuſoͤhnen, kraftlos gemachet. Er beurtheilt
„ihn, als den unbaͤndigſten jungen Menſchen,
„den er jemals gekannt haͤtte. Eine große Krank-
„heit, ſchreibt er, ein ſchweres Ungluͤck iſt ihm noͤ-
„thig, um ihn zur Erkenntniß ſeiner ſelbſt, und
„deſſen, was er andern ſchuldig iſt, zu bringen.
„Er wuͤnſchet, daß er nicht ihr Bruder und ſein
„Vetter waͤre. Auch ſchont er ihres Vaters und
„ihrer Onkels nicht: weil ſie ſich ſo unvermerkt
„von ihm leiten laſſen.
Er meldet ihr ferner, „er haͤtte ſie alle in dem
„groͤßten Unwillen verlaſſen, und waͤre geſonnen
„geweſen, keine von ihren Schwellen jemals wie-
„der zu betreten. Eben das haͤtte er auch ihren
„beyden Onkeln, die am Sonnabend zu ihm ge-
„kommen, und ſich mit ihm zu vertragen geſucht,
„frey herausgeſagt. Dieſe haͤtten ihn in den An-
„ſtalten begriffen gefunden, welche er gemacht,
„nach London zu gehen und ihr aufzuwarten: und
„er waͤre, ihrer inſtaͤndigſten Bitten ungeachtet,
„feſt entſchloſſen geweſen, es zu thun, und nicht
„mit ihnen nach Harlowe-Burg, oder irgend ei-
„nem von ihren eignen Haͤuſern, zu gehen; haͤtte
„ſie auch dem zufolge mit einer ſolchen Antwort
„von ſich gelaſſen.
„Allein da ihm ihr edelmuͤthiges Schreiben,
„wie er es nennt, vom 31ten Auguſt (*), eine halbe
„Stunde nach ihrem Abſchiede von ihm gebracht
„worden
(*) Man ſehe den vorhergehenden XXIXten Brief.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/362>, abgerufen am 25.11.2024.
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