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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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seyn pflegte, ist itzo leidlich - - Mein Kopf ist
unbetäubt, mein Verstand frey - - Jch denke,
ich kann noch nicht im Sterben seyn - - Jch
werde Todesangst haben, vermuthe ich - - das
Leben wird nicht so ungemein leicht hinfahren, fürch-
te ich - - Jedoch, wie gnädig ist der Allmächti-
ge, daß er seiner armen Creatur eine so liebliche
Heiterkeit verleihet! - - Dieß ist es, warum ich
mein Gebeth zu ihm geschicket habe! - - Was
für eine Aufmunterung, Fr. Lovick, bey so naher
Auflösung, wenn man Ursache hat zu hoffen, daß
das Gebeth, welches man gethan, erhöret sey!

Fr. Smithinn so wohl, als Fr. Lovick, waren
bey ihr. Sie weinten beyde. Auch ich hatte
eben so wenig, als sie, das Vermögen, ein Wort
zur Antwort zu sagen. Gleichwohl sprach sie
dieß alles so wohl, als das, was folget, mit einer
erstaunlichen Fassung des Gemüths und Ge-
sichtes.

Allein, Herr Belford, sagte sie mit einem
noch munterern Wesen und Tone, erlauben sie
mir ein wenig mit ihnen zu reden; weil ich so
gut im Stande bin, das zu sagen, was ich zu sa-
gen habe.

Fr. Lovick, gehen sie nicht von uns - - Denn
die Frauensleute stunden auf und wollten wegge-
hen - - Jch bitte, setzen sie sich: und sie auch,
Fr. Smithinn, setzen sie sich nieder. - - Frau
Schelbourne, nehme sie diesen Schlüssel und
schließe den öbersten Schubkasten auf. Jch will
zu demselben gehen.

Sie



ſeyn pflegte, iſt itzo leidlich ‒ ‒ Mein Kopf iſt
unbetaͤubt, mein Verſtand frey ‒ ‒ Jch denke,
ich kann noch nicht im Sterben ſeyn ‒ ‒ Jch
werde Todesangſt haben, vermuthe ich ‒ ‒ das
Leben wird nicht ſo ungemein leicht hinfahren, fuͤrch-
te ich ‒ ‒ Jedoch, wie gnaͤdig iſt der Allmaͤchti-
ge, daß er ſeiner armen Creatur eine ſo liebliche
Heiterkeit verleihet! ‒ ‒ Dieß iſt es, warum ich
mein Gebeth zu ihm geſchicket habe! ‒ ‒ Was
fuͤr eine Aufmunterung, Fr. Lovick, bey ſo naher
Aufloͤſung, wenn man Urſache hat zu hoffen, daß
das Gebeth, welches man gethan, erhoͤret ſey!

Fr. Smithinn ſo wohl, als Fr. Lovick, waren
bey ihr. Sie weinten beyde. Auch ich hatte
eben ſo wenig, als ſie, das Vermoͤgen, ein Wort
zur Antwort zu ſagen. Gleichwohl ſprach ſie
dieß alles ſo wohl, als das, was folget, mit einer
erſtaunlichen Faſſung des Gemuͤths und Ge-
ſichtes.

Allein, Herr Belford, ſagte ſie mit einem
noch munterern Weſen und Tone, erlauben ſie
mir ein wenig mit ihnen zu reden; weil ich ſo
gut im Stande bin, das zu ſagen, was ich zu ſa-
gen habe.

Fr. Lovick, gehen ſie nicht von uns ‒ ‒ Denn
die Frauensleute ſtunden auf und wollten wegge-
hen ‒ ‒ Jch bitte, ſetzen ſie ſich: und ſie auch,
Fr. Smithinn, ſetzen ſie ſich nieder. ‒ ‒ Frau
Schelbourne, nehme ſie dieſen Schluͤſſel und
ſchließe den oͤberſten Schubkaſten auf. Jch will
zu demſelben gehen.

Sie
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[351/0357] ſeyn pflegte, iſt itzo leidlich ‒ ‒ Mein Kopf iſt unbetaͤubt, mein Verſtand frey ‒ ‒ Jch denke, ich kann noch nicht im Sterben ſeyn ‒ ‒ Jch werde Todesangſt haben, vermuthe ich ‒ ‒ das Leben wird nicht ſo ungemein leicht hinfahren, fuͤrch- te ich ‒ ‒ Jedoch, wie gnaͤdig iſt der Allmaͤchti- ge, daß er ſeiner armen Creatur eine ſo liebliche Heiterkeit verleihet! ‒ ‒ Dieß iſt es, warum ich mein Gebeth zu ihm geſchicket habe! ‒ ‒ Was fuͤr eine Aufmunterung, Fr. Lovick, bey ſo naher Aufloͤſung, wenn man Urſache hat zu hoffen, daß das Gebeth, welches man gethan, erhoͤret ſey! Fr. Smithinn ſo wohl, als Fr. Lovick, waren bey ihr. Sie weinten beyde. Auch ich hatte eben ſo wenig, als ſie, das Vermoͤgen, ein Wort zur Antwort zu ſagen. Gleichwohl ſprach ſie dieß alles ſo wohl, als das, was folget, mit einer erſtaunlichen Faſſung des Gemuͤths und Ge- ſichtes. Allein, Herr Belford, ſagte ſie mit einem noch munterern Weſen und Tone, erlauben ſie mir ein wenig mit ihnen zu reden; weil ich ſo gut im Stande bin, das zu ſagen, was ich zu ſa- gen habe. Fr. Lovick, gehen ſie nicht von uns ‒ ‒ Denn die Frauensleute ſtunden auf und wollten wegge- hen ‒ ‒ Jch bitte, ſetzen ſie ſich: und ſie auch, Fr. Smithinn, ſetzen ſie ſich nieder. ‒ ‒ Frau Schelbourne, nehme ſie dieſen Schluͤſſel und ſchließe den oͤberſten Schubkaſten auf. Jch will zu demſelben gehen. Sie

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/357>, abgerufen am 22.11.2024.