Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



Versöhnung derselben mit Jhnen einschließen:
wie ich zu hoffen geneigt bin.

Allein wenn das geschehen sollte, was ich so
sehr fürchte, und ich nicht bey Jhnen wäre: so
würde ich mir selbst niemals vergeben. Erlau-
ben Sie mir daher zu bitten, wertheste Fräulein,
daß Sie mir befehlen mögen, zu Jhnen zu kom-
men; wo Sie irgend Gefahr merken und mir ein
ruhiges Gemüth wünschen: so soll mich keine Be-
trachtung abhalten.

Jch höre, daß die Fräulein Howe von ihrer
Fr. Mutter Erlaubniß bekommen habe, Sie zu
besuchen, und gesonnen sey, so wohl zu dem En-
de, als auch, wie man glaubet, um zu ihrer her-
annahenden Hochzeit Kleider einzukaufen, künfti-
ge Woche nach London zu reisen.

Herrn Hickmanns Stiefmutter ist neulich mit
Tode abgegangen. Jhr Witwensitz von 600
Pfund St. jährlicher Einkünfte ist ihm zugefal-
len: und sie hat ihm überdieß zu einem Zeugnisse
seines guten Verhaltens gegen sie, alle ihr Ver-
mögen, welches sehr beträchtlich gewesen ist, ver-
macht, einige wenige Vermächtnisse zum Besten
ihrer Anverwandten ausgenommen.

Solche tugendhafte Mannspersonen sind alle-
zeit und unter allen Umständen gleichmäßig tu-
gendhaft. Sie könnten auch sonst in der That
nicht tugendhaft seyn: und fahren deswegen,
weil sie so sind, niemals ärger. Alle Welt
stimmt darinn überein, daß er ein vortrefflicher
Ehemann für die artige Fräulein seyn werde.

Und



Verſoͤhnung derſelben mit Jhnen einſchließen:
wie ich zu hoffen geneigt bin.

Allein wenn das geſchehen ſollte, was ich ſo
ſehr fuͤrchte, und ich nicht bey Jhnen waͤre: ſo
wuͤrde ich mir ſelbſt niemals vergeben. Erlau-
ben Sie mir daher zu bitten, wertheſte Fraͤulein,
daß Sie mir befehlen moͤgen, zu Jhnen zu kom-
men; wo Sie irgend Gefahr merken und mir ein
ruhiges Gemuͤth wuͤnſchen: ſo ſoll mich keine Be-
trachtung abhalten.

Jch hoͤre, daß die Fraͤulein Howe von ihrer
Fr. Mutter Erlaubniß bekommen habe, Sie zu
beſuchen, und geſonnen ſey, ſo wohl zu dem En-
de, als auch, wie man glaubet, um zu ihrer her-
annahenden Hochzeit Kleider einzukaufen, kuͤnfti-
ge Woche nach London zu reiſen.

Herrn Hickmanns Stiefmutter iſt neulich mit
Tode abgegangen. Jhr Witwenſitz von 600
Pfund St. jaͤhrlicher Einkuͤnfte iſt ihm zugefal-
len: und ſie hat ihm uͤberdieß zu einem Zeugniſſe
ſeines guten Verhaltens gegen ſie, alle ihr Ver-
moͤgen, welches ſehr betraͤchtlich geweſen iſt, ver-
macht, einige wenige Vermaͤchtniſſe zum Beſten
ihrer Anverwandten ausgenommen.

Solche tugendhafte Mannsperſonen ſind alle-
zeit und unter allen Umſtaͤnden gleichmaͤßig tu-
gendhaft. Sie koͤnnten auch ſonſt in der That
nicht tugendhaft ſeyn: und fahren deswegen,
weil ſie ſo ſind, niemals aͤrger. Alle Welt
ſtimmt darinn uͤberein, daß er ein vortrefflicher
Ehemann fuͤr die artige Fraͤulein ſeyn werde.

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0352" n="346"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnung der&#x017F;elben mit Jhnen ein&#x017F;chließen:<lb/>
wie ich zu hoffen geneigt bin.</p><lb/>
            <p>Allein wenn das ge&#x017F;chehen &#x017F;ollte, was ich &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr fu&#x0364;rchte, und ich nicht bey Jhnen wa&#x0364;re: &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde ich mir &#x017F;elb&#x017F;t niemals vergeben. Erlau-<lb/>
ben Sie mir daher zu bitten, werthe&#x017F;te Fra&#x0364;ulein,<lb/>
daß Sie mir befehlen mo&#x0364;gen, zu Jhnen zu kom-<lb/>
men; wo Sie irgend Gefahr merken und mir ein<lb/>
ruhiges Gemu&#x0364;th wu&#x0364;n&#x017F;chen: &#x017F;o &#x017F;oll mich keine Be-<lb/>
trachtung abhalten.</p><lb/>
            <p>Jch ho&#x0364;re, daß die Fra&#x0364;ulein Howe von ihrer<lb/>
Fr. Mutter Erlaubniß bekommen habe, Sie zu<lb/>
be&#x017F;uchen, und ge&#x017F;onnen &#x017F;ey, &#x017F;o wohl zu dem En-<lb/>
de, als auch, wie man glaubet, um zu ihrer her-<lb/>
annahenden Hochzeit Kleider einzukaufen, ku&#x0364;nfti-<lb/>
ge Woche nach London zu rei&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Herrn Hickmanns Stiefmutter i&#x017F;t neulich mit<lb/>
Tode abgegangen. Jhr Witwen&#x017F;itz von 600<lb/>
Pfund St. ja&#x0364;hrlicher Einku&#x0364;nfte i&#x017F;t ihm zugefal-<lb/>
len: und &#x017F;ie hat ihm u&#x0364;berdieß zu einem Zeugni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;eines guten Verhaltens gegen &#x017F;ie, alle ihr Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen, welches &#x017F;ehr betra&#x0364;chtlich gewe&#x017F;en i&#x017F;t, ver-<lb/>
macht, einige wenige Verma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e zum Be&#x017F;ten<lb/>
ihrer Anverwandten ausgenommen.</p><lb/>
            <p>Solche tugendhafte Mannsper&#x017F;onen &#x017F;ind alle-<lb/>
zeit und unter allen Um&#x017F;ta&#x0364;nden gleichma&#x0364;ßig tu-<lb/>
gendhaft. Sie ko&#x0364;nnten auch &#x017F;on&#x017F;t in der That<lb/>
nicht tugendhaft <hi rendition="#fr">&#x017F;eyn:</hi> und fahren deswegen,<lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;ind, niemals a&#x0364;rger. Alle Welt<lb/>
&#x017F;timmt darinn u&#x0364;berein, daß er ein vortrefflicher<lb/>
Ehemann fu&#x0364;r die artige Fra&#x0364;ulein &#x017F;eyn werde.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0352] Verſoͤhnung derſelben mit Jhnen einſchließen: wie ich zu hoffen geneigt bin. Allein wenn das geſchehen ſollte, was ich ſo ſehr fuͤrchte, und ich nicht bey Jhnen waͤre: ſo wuͤrde ich mir ſelbſt niemals vergeben. Erlau- ben Sie mir daher zu bitten, wertheſte Fraͤulein, daß Sie mir befehlen moͤgen, zu Jhnen zu kom- men; wo Sie irgend Gefahr merken und mir ein ruhiges Gemuͤth wuͤnſchen: ſo ſoll mich keine Be- trachtung abhalten. Jch hoͤre, daß die Fraͤulein Howe von ihrer Fr. Mutter Erlaubniß bekommen habe, Sie zu beſuchen, und geſonnen ſey, ſo wohl zu dem En- de, als auch, wie man glaubet, um zu ihrer her- annahenden Hochzeit Kleider einzukaufen, kuͤnfti- ge Woche nach London zu reiſen. Herrn Hickmanns Stiefmutter iſt neulich mit Tode abgegangen. Jhr Witwenſitz von 600 Pfund St. jaͤhrlicher Einkuͤnfte iſt ihm zugefal- len: und ſie hat ihm uͤberdieß zu einem Zeugniſſe ſeines guten Verhaltens gegen ſie, alle ihr Ver- moͤgen, welches ſehr betraͤchtlich geweſen iſt, ver- macht, einige wenige Vermaͤchtniſſe zum Beſten ihrer Anverwandten ausgenommen. Solche tugendhafte Mannsperſonen ſind alle- zeit und unter allen Umſtaͤnden gleichmaͤßig tu- gendhaft. Sie koͤnnten auch ſonſt in der That nicht tugendhaft ſeyn: und fahren deswegen, weil ſie ſo ſind, niemals aͤrger. Alle Welt ſtimmt darinn uͤberein, daß er ein vortrefflicher Ehemann fuͤr die artige Fraͤulein ſeyn werde. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/352
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/352>, abgerufen am 22.11.2024.