nung, gegen besser Wissen und Gewissen, wie Sie gethan hätten, die allergütigsten Eltern verließe.
Allein, mein Herr, und gnädige Frau und Fräulein; - - sprach ich, indem ich von meinem Stuhl am Fenster aufstand, und mich ehrerbie- tig zu einem jeden herum wandte - - - wo ich die Erlaubniß haben mag zu reden; meine liebe Fräulein bittet ja nur um einen Segen: sie bittet nicht, wieder zu voriger Liebe und Gewogenheit angenommen zu werden; sie ist sehr krank und bittet nur um einen letzten Segen.
So, so, gute Fr. Norton - - ich darf Jh- nen nicht sagen, wer so redete - - sie kommen wieder mit ihrem Kläglichthun! - - So gut sie auch seyn mögen: so ist doch die Neigung, ein Verbrechen, das für ihr Antheil an ihrer Erzie- hung eben so schändlich ist, als für ihre Familie, so willig zu vergeben, eine Schwachheit, die ihre Tugend, wenn sie auf eine geschickte Art ver- sucht würden, eines Abfalls verdächtig machen könnte.
Durch eine oder die andere Probe von einer so liebreichen Vernunftlehre, als dieß ist, sagte Herr Morden, ist meine Base Arabelle, sonder Zweifel, gefangen. Wo man einen Beweis von seiner Tugend giebt; wenn man lieblos und un- versöhnlich ist: so sind sie, Herr Jakob Harlowe, der tugendhafteste junge Herr in der Welt.
Jch wußte wohl, wie es kommen würde, ver- setzte ihr Bruder mit großer Hitze, wenn ich die- ser Sache wegen mit dem Herrn Morden zusam-
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nung, gegen beſſer Wiſſen und Gewiſſen, wie Sie gethan haͤtten, die allerguͤtigſten Eltern verließe.
Allein, mein Herr, und gnaͤdige Frau und Fraͤulein; ‒ ‒ ſprach ich, indem ich von meinem Stuhl am Fenſter aufſtand, und mich ehrerbie- tig zu einem jeden herum wandte ‒ ‒ ‒ wo ich die Erlaubniß haben mag zu reden; meine liebe Fraͤulein bittet ja nur um einen Segen: ſie bittet nicht, wieder zu voriger Liebe und Gewogenheit angenommen zu werden; ſie iſt ſehr krank und bittet nur um einen letzten Segen.
So, ſo, gute Fr. Norton ‒ ‒ ich darf Jh- nen nicht ſagen, wer ſo redete ‒ ‒ ſie kommen wieder mit ihrem Klaͤglichthun! ‒ ‒ So gut ſie auch ſeyn moͤgen: ſo iſt doch die Neigung, ein Verbrechen, das fuͤr ihr Antheil an ihrer Erzie- hung eben ſo ſchaͤndlich iſt, als fuͤr ihre Familie, ſo willig zu vergeben, eine Schwachheit, die ihre Tugend, wenn ſie auf eine geſchickte Art ver- ſucht wuͤrden, eines Abfalls verdaͤchtig machen koͤnnte.
Durch eine oder die andere Probe von einer ſo liebreichen Vernunftlehre, als dieß iſt, ſagte Herr Morden, iſt meine Baſe Arabelle, ſonder Zweifel, gefangen. Wo man einen Beweis von ſeiner Tugend giebt; wenn man lieblos und un- verſoͤhnlich iſt: ſo ſind ſie, Herr Jakob Harlowe, der tugendhafteſte junge Herr in der Welt.
Jch wußte wohl, wie es kommen wuͤrde, ver- ſetzte ihr Bruder mit großer Hitze, wenn ich die- ſer Sache wegen mit dem Herrn Morden zuſam-
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nung, gegen beſſer Wiſſen und Gewiſſen, wie Sie
gethan haͤtten, die allerguͤtigſten Eltern verließe.
Allein, mein Herr, und gnaͤdige Frau und
Fraͤulein; ‒ ‒ ſprach ich, indem ich von meinem
Stuhl am Fenſter aufſtand, und mich ehrerbie-
tig zu einem jeden herum wandte ‒ ‒ ‒ wo ich
die Erlaubniß haben mag zu reden; meine liebe
Fraͤulein bittet ja nur um einen Segen: ſie bittet
nicht, wieder zu voriger Liebe und Gewogenheit
angenommen zu werden; ſie iſt ſehr krank und
bittet nur um einen letzten Segen.
So, ſo, gute Fr. Norton ‒ ‒ ich darf Jh-
nen nicht ſagen, wer ſo redete ‒ ‒ ſie kommen
wieder mit ihrem Klaͤglichthun! ‒ ‒ So gut
ſie auch ſeyn moͤgen: ſo iſt doch die Neigung, ein
Verbrechen, das fuͤr ihr Antheil an ihrer Erzie-
hung eben ſo ſchaͤndlich iſt, als fuͤr ihre Familie,
ſo willig zu vergeben, eine Schwachheit, die ihre
Tugend, wenn ſie auf eine geſchickte Art ver-
ſucht wuͤrden, eines Abfalls verdaͤchtig machen
koͤnnte.
Durch eine oder die andere Probe von einer
ſo liebreichen Vernunftlehre, als dieß iſt, ſagte
Herr Morden, iſt meine Baſe Arabelle, ſonder
Zweifel, gefangen. Wo man einen Beweis von
ſeiner Tugend giebt; wenn man lieblos und un-
verſoͤhnlich iſt: ſo ſind ſie, Herr Jakob Harlowe,
der tugendhafteſte junge Herr in der Welt.
Jch wußte wohl, wie es kommen wuͤrde, ver-
ſetzte ihr Bruder mit großer Hitze, wenn ich die-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/338>, abgerufen am 25.11.2024.
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