"stig wären;" imgleichen, wo Sie "mehr um Jhrer "Verwandten, als um Jhrer selbst willen wün- "schen, daß Sie nur noch nachlassen möchten," und alsdenn sagen, "daß Sie sich sehr übel befinden - - "daß Sie Jhre Feder niederlegen müssen - - auch "Jhrer krummen Züge wegen um Entschuldigung "bitten, und nicht anders, als wenn es das letzte "mal wäre, von der Fräulein Howe Abschied neh- "men - - Leben Sie wohl, meine Wertheste, le- "ben Sie wohl," sind Jhre Worte.
O mein Kind! mein Kind! sagte hiebey Jh- re Frau Mutter mit Weinen und mit zusammen- geschlagenen Händen.
Wertheste Frau Mutter, sprach Jhr Bruder, haben Sie die Güte und denken, daß sie mehr Kinder haben, als dieß undankbare.
Jhre Schwester schien inzwischen zum Mitlei- den beweget zu seyn.
Jhr Onkel Harlowe wischte die Augen. O Herr Vetter, sagte er, wenn man dächte, daß das arme Mägdchen wirklich so krank wäre - -
Sie muß es wirklich seyn, sprach Jhr Onkel Anton. Dieß ist an Jhre vertraute Freundinn geschrieben. Gott verhüte, daß wir sie nicht ganz und gar verlieren!
Jhr Onkel Harlowe wünschte, daß man sei- nen Unwillen nicht zu weit treiben möchte.
Jch bat um Gottes willen, mit ringenden Händen, und mit einem gebogenen Knie, daß sie mir erlauben möchten, zu Jhnen nach London zu gehen: und machte mich verbindlich, ihnen allen
getreue
„ſtig waͤren;“ imgleichen, wo Sie „mehr um Jhrer „Verwandten, als um Jhrer ſelbſt willen wuͤn- „ſchen, daß Sie nur noch nachlaſſen moͤchten,“ und alsdenn ſagen, „daß Sie ſich ſehr uͤbel befinden ‒ ‒ „daß Sie Jhre Feder niederlegen muͤſſen ‒ ‒ auch „Jhrer krummen Zuͤge wegen um Entſchuldigung „bitten, und nicht anders, als wenn es das letzte „mal waͤre, von der Fraͤulein Howe Abſchied neh- „men ‒ ‒ Leben Sie wohl, meine Wertheſte, le- „ben Sie wohl,“ ſind Jhre Worte.
O mein Kind! mein Kind! ſagte hiebey Jh- re Frau Mutter mit Weinen und mit zuſammen- geſchlagenen Haͤnden.
Wertheſte Frau Mutter, ſprach Jhr Bruder, haben Sie die Guͤte und denken, daß ſie mehr Kinder haben, als dieß undankbare.
Jhre Schweſter ſchien inzwiſchen zum Mitlei- den beweget zu ſeyn.
Jhr Onkel Harlowe wiſchte die Augen. O Herr Vetter, ſagte er, wenn man daͤchte, daß das arme Maͤgdchen wirklich ſo krank waͤre ‒ ‒
Sie muß es wirklich ſeyn, ſprach Jhr Onkel Anton. Dieß iſt an Jhre vertraute Freundinn geſchrieben. Gott verhuͤte, daß wir ſie nicht ganz und gar verlieren!
Jhr Onkel Harlowe wuͤnſchte, daß man ſei- nen Unwillen nicht zu weit treiben moͤchte.
Jch bat um Gottes willen, mit ringenden Haͤnden, und mit einem gebogenen Knie, daß ſie mir erlauben moͤchten, zu Jhnen nach London zu gehen: und machte mich verbindlich, ihnen allen
getreue
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0334"n="328"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>„ſtig waͤren;“ imgleichen, wo Sie „mehr um Jhrer<lb/>„Verwandten, als um Jhrer ſelbſt willen wuͤn-<lb/>„ſchen, daß Sie nur noch nachlaſſen moͤchten,“ und<lb/>
alsdenn ſagen, „daß Sie ſich ſehr uͤbel befinden ‒‒<lb/>„daß Sie Jhre Feder niederlegen muͤſſen ‒‒ auch<lb/>„Jhrer krummen Zuͤge wegen um Entſchuldigung<lb/>„bitten, und nicht anders, als wenn es das letzte<lb/>„mal waͤre, von der Fraͤulein Howe Abſchied neh-<lb/>„men ‒‒ Leben Sie wohl, meine Wertheſte, le-<lb/>„ben Sie wohl,“ſind Jhre Worte.</p><lb/><p>O mein Kind! mein Kind! ſagte hiebey Jh-<lb/>
re Frau Mutter mit Weinen und mit zuſammen-<lb/>
geſchlagenen Haͤnden.</p><lb/><p>Wertheſte Frau Mutter, ſprach Jhr Bruder,<lb/>
haben Sie die Guͤte und denken, daß ſie mehr<lb/>
Kinder haben, als dieß undankbare.</p><lb/><p>Jhre Schweſter ſchien inzwiſchen zum Mitlei-<lb/>
den beweget zu ſeyn.</p><lb/><p>Jhr Onkel Harlowe wiſchte die Augen. O<lb/>
Herr Vetter, ſagte er, wenn man daͤchte, daß das<lb/>
arme Maͤgdchen <hirendition="#fr">wirklich</hi>ſo krank waͤre ‒‒</p><lb/><p>Sie <hirendition="#fr">muß</hi> es wirklich ſeyn, ſprach Jhr Onkel<lb/>
Anton. Dieß iſt an Jhre vertraute Freundinn<lb/>
geſchrieben. Gott verhuͤte, daß wir ſie nicht ganz<lb/>
und gar verlieren!</p><lb/><p>Jhr Onkel Harlowe wuͤnſchte, daß man ſei-<lb/>
nen Unwillen nicht zu weit treiben moͤchte.</p><lb/><p>Jch bat um Gottes willen, mit ringenden<lb/>
Haͤnden, und mit einem gebogenen Knie, daß ſie<lb/>
mir erlauben moͤchten, zu Jhnen nach London zu<lb/>
gehen: und machte mich verbindlich, ihnen allen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">getreue</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[328/0334]
„ſtig waͤren;“ imgleichen, wo Sie „mehr um Jhrer
„Verwandten, als um Jhrer ſelbſt willen wuͤn-
„ſchen, daß Sie nur noch nachlaſſen moͤchten,“ und
alsdenn ſagen, „daß Sie ſich ſehr uͤbel befinden ‒ ‒
„daß Sie Jhre Feder niederlegen muͤſſen ‒ ‒ auch
„Jhrer krummen Zuͤge wegen um Entſchuldigung
„bitten, und nicht anders, als wenn es das letzte
„mal waͤre, von der Fraͤulein Howe Abſchied neh-
„men ‒ ‒ Leben Sie wohl, meine Wertheſte, le-
„ben Sie wohl,“ ſind Jhre Worte.
O mein Kind! mein Kind! ſagte hiebey Jh-
re Frau Mutter mit Weinen und mit zuſammen-
geſchlagenen Haͤnden.
Wertheſte Frau Mutter, ſprach Jhr Bruder,
haben Sie die Guͤte und denken, daß ſie mehr
Kinder haben, als dieß undankbare.
Jhre Schweſter ſchien inzwiſchen zum Mitlei-
den beweget zu ſeyn.
Jhr Onkel Harlowe wiſchte die Augen. O
Herr Vetter, ſagte er, wenn man daͤchte, daß das
arme Maͤgdchen wirklich ſo krank waͤre ‒ ‒
Sie muß es wirklich ſeyn, ſprach Jhr Onkel
Anton. Dieß iſt an Jhre vertraute Freundinn
geſchrieben. Gott verhuͤte, daß wir ſie nicht ganz
und gar verlieren!
Jhr Onkel Harlowe wuͤnſchte, daß man ſei-
nen Unwillen nicht zu weit treiben moͤchte.
Jch bat um Gottes willen, mit ringenden
Haͤnden, und mit einem gebogenen Knie, daß ſie
mir erlauben moͤchten, zu Jhnen nach London zu
gehen: und machte mich verbindlich, ihnen allen
getreue
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/334>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.