darstellet! Wo es geschieht: was für anstößige Aufzüge habe ich, aber noch mehr hast du, durch- zugehen; wo, wie der edle Dichter saget,
Wo der betrübten Tage Rest Nur noch Empfindung übrig läßt.
Der Arzt verordnete ihm heute frühe einen Schlaftrunk, der so gute Wirkung hatte, daß er verschiedene Stunden weit ruhiger schlummerte und schlief, als er die beyden verwichenen Tage und Nächte gethan, ob er gleich auch vorher Schlaftrünke bekommen hatte. Aber es zeigt sich alle Stunden augenscheinlicher, daß die Natur in ihm beynahe abgenutzet ist.
Mowbray ist dieses Trauerhauses ganz über- drüßig, und gedenkt morgen von hier und zu euch zu gehen. Er freuete sich nicht wenig, da er hör- te, daß ihr in London wäret: ich glaube, weil er einen Vorwand hat, uns zu verlassen.
Er hat eben von seinem armen Freunde Ab- schied genommen; da er willens ist, frühe wegzu- reisen: einen Abschied auf beständig, darf ich sa- gen; denn, meinen Gedanken nach, wird er schwer- lich bis morgen Abend leben.
Jch glaube, der arme Mann würde sich nicht darüber gegrämet haben, wenn er ihn bey meiner Ankunft alsobald verlassen hätte. Denn er ist ein harter und ärgerlicher Kerl, und von einer allzu- dauerhaften Gesundheit, daß er wissen könnte, wie
er
darſtellet! Wo es geſchieht: was fuͤr anſtoͤßige Aufzuͤge habe ich, aber noch mehr haſt du, durch- zugehen; wo, wie der edle Dichter ſaget,
Wo der betruͤbten Tage Reſt Nur noch Empfindung uͤbrig laͤßt.
Der Arzt verordnete ihm heute fruͤhe einen Schlaftrunk, der ſo gute Wirkung hatte, daß er verſchiedene Stunden weit ruhiger ſchlummerte und ſchlief, als er die beyden verwichenen Tage und Naͤchte gethan, ob er gleich auch vorher Schlaftruͤnke bekommen hatte. Aber es zeigt ſich alle Stunden augenſcheinlicher, daß die Natur in ihm beynahe abgenutzet iſt.
Mowbray iſt dieſes Trauerhauſes ganz uͤber- druͤßig, und gedenkt morgen von hier und zu euch zu gehen. Er freuete ſich nicht wenig, da er hoͤr- te, daß ihr in London waͤret: ich glaube, weil er einen Vorwand hat, uns zu verlaſſen.
Er hat eben von ſeinem armen Freunde Ab- ſchied genommen; da er willens iſt, fruͤhe wegzu- reiſen: einen Abſchied auf beſtaͤndig, darf ich ſa- gen; denn, meinen Gedanken nach, wird er ſchwer- lich bis morgen Abend leben.
Jch glaube, der arme Mann wuͤrde ſich nicht daruͤber gegraͤmet haben, wenn er ihn bey meiner Ankunft alſobald verlaſſen haͤtte. Denn er iſt ein harter und aͤrgerlicher Kerl, und von einer allzu- dauerhaften Geſundheit, daß er wiſſen koͤnnte, wie
er
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darſtellet! Wo es geſchieht: was fuͤr anſtoͤßige
Aufzuͤge habe ich, aber noch mehr haſt du, durch-
zugehen; wo, wie der edle Dichter ſaget,
Wo der betruͤbten Tage Reſt
Nur noch Empfindung uͤbrig laͤßt.
Der Arzt verordnete ihm heute fruͤhe einen
Schlaftrunk, der ſo gute Wirkung hatte, daß er
verſchiedene Stunden weit ruhiger ſchlummerte
und ſchlief, als er die beyden verwichenen Tage
und Naͤchte gethan, ob er gleich auch vorher
Schlaftruͤnke bekommen hatte. Aber es zeigt ſich
alle Stunden augenſcheinlicher, daß die Natur in
ihm beynahe abgenutzet iſt.
Mowbray iſt dieſes Trauerhauſes ganz uͤber-
druͤßig, und gedenkt morgen von hier und zu euch
zu gehen. Er freuete ſich nicht wenig, da er hoͤr-
te, daß ihr in London waͤret: ich glaube, weil er
einen Vorwand hat, uns zu verlaſſen.
Er hat eben von ſeinem armen Freunde Ab-
ſchied genommen; da er willens iſt, fruͤhe wegzu-
reiſen: einen Abſchied auf beſtaͤndig, darf ich ſa-
gen; denn, meinen Gedanken nach, wird er ſchwer-
lich bis morgen Abend leben.
Jch glaube, der arme Mann wuͤrde ſich nicht
daruͤber gegraͤmet haben, wenn er ihn bey meiner
Ankunft alſobald verlaſſen haͤtte. Denn er iſt ein
harter und aͤrgerlicher Kerl, und von einer allzu-
dauerhaften Geſundheit, daß er wiſſen koͤnnte, wie
er
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/33>, abgerufen am 23.11.2024.
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