London sehen wollen, so bald es die Gesundheit Jhrer Fr. Mutter erlaubet? Jch hoffe, es wer- de mit der Gesundheit Jhrer Fr. Mutter voll- kommen besser seyn; wie Sie wünschen: allein ich darf mir eine so große Gewogenheit, eine so große Glückseligkeit will ich es nennen, doch nicht versprechen. - - Jn der That weiß ich auch nicht, ob ich nunmehr noch im Stande seyn möch- te, sie zu ertragen. - -
Unterdessen ist es doch ein Vergnügen, das Sie mir machen können, und das in Jhrer Gewalt stehet. Lassen Sie mich wissen; und zwar muß es sehr geschwinde seyn, wofern Sie mir dadurch eine Gefälligkeit zu erweisen wünschen; lassen Sie mich wissen, daß zwischen Jhnen und Herrn Hick- mann alles beygeleget sey. Jch sehe, daß Sie sich vorgenommen haben, bey allem Jhrem hoch- fliegenden Muth, ihm viele Verbindlichkeit für seine Gedult mit Jhrem flüchtigen Feuer schuldig zu werden. Gedenken Sie hieran, meine liebe stolze Freundinn! und gedenken Sie auch an das, was ich Jhnen oft gesagt habe, daß der Stolz, es sey an einer Mannsperson, oder an einem Frauenzimmer, eine Ausschweifung ist, die fast allezeit, über kurz oder lang, ihr schmerzliches Ge- gentheil hervorbringet.
Jch wünsche, meine liebe Fräulein Howe, daß Sie kein anderes Misvergnügen haben mö- gen, als was Sie sich selbst machen. Dieses muß Jhre Strafe seyn, wenn Sie es nicht selbst vermindern, da es in Jhrer Gewalt stehet. Weil
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London ſehen wollen, ſo bald es die Geſundheit Jhrer Fr. Mutter erlaubet? Jch hoffe, es wer- de mit der Geſundheit Jhrer Fr. Mutter voll- kommen beſſer ſeyn; wie Sie wuͤnſchen: allein ich darf mir eine ſo große Gewogenheit, eine ſo große Gluͤckſeligkeit will ich es nennen, doch nicht verſprechen. ‒ ‒ Jn der That weiß ich auch nicht, ob ich nunmehr noch im Stande ſeyn moͤch- te, ſie zu ertragen. ‒ ‒
Unterdeſſen iſt es doch ein Vergnuͤgen, das Sie mir machen koͤnnen, und das in Jhrer Gewalt ſtehet. Laſſen Sie mich wiſſen; und zwar muß es ſehr geſchwinde ſeyn, wofern Sie mir dadurch eine Gefaͤlligkeit zu erweiſen wuͤnſchen; laſſen Sie mich wiſſen, daß zwiſchen Jhnen und Herrn Hick- mann alles beygeleget ſey. Jch ſehe, daß Sie ſich vorgenommen haben, bey allem Jhrem hoch- fliegenden Muth, ihm viele Verbindlichkeit fuͤr ſeine Gedult mit Jhrem fluͤchtigen Feuer ſchuldig zu werden. Gedenken Sie hieran, meine liebe ſtolze Freundinn! und gedenken Sie auch an das, was ich Jhnen oft geſagt habe, daß der Stolz, es ſey an einer Mannsperſon, oder an einem Frauenzimmer, eine Ausſchweifung iſt, die faſt allezeit, uͤber kurz oder lang, ihr ſchmerzliches Ge- gentheil hervorbringet.
Jch wuͤnſche, meine liebe Fraͤulein Howe, daß Sie kein anderes Misvergnuͤgen haben moͤ- gen, als was Sie ſich ſelbſt machen. Dieſes muß Jhre Strafe ſeyn, wenn Sie es nicht ſelbſt vermindern, da es in Jhrer Gewalt ſtehet. Weil
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London ſehen wollen, ſo bald es die Geſundheit
Jhrer Fr. Mutter erlaubet? Jch hoffe, es wer-
de mit der Geſundheit Jhrer Fr. Mutter voll-
kommen beſſer ſeyn; wie Sie wuͤnſchen: allein
ich darf mir eine ſo große Gewogenheit, eine ſo
große Gluͤckſeligkeit will ich es nennen, doch
nicht verſprechen. ‒ ‒ Jn der That weiß ich auch
nicht, ob ich nunmehr noch im Stande ſeyn moͤch-
te, ſie zu ertragen. ‒ ‒
Unterdeſſen iſt es doch ein Vergnuͤgen, das Sie
mir machen koͤnnen, und das in Jhrer Gewalt
ſtehet. Laſſen Sie mich wiſſen; und zwar muß
es ſehr geſchwinde ſeyn, wofern Sie mir dadurch
eine Gefaͤlligkeit zu erweiſen wuͤnſchen; laſſen Sie
mich wiſſen, daß zwiſchen Jhnen und Herrn Hick-
mann alles beygeleget ſey. Jch ſehe, daß Sie
ſich vorgenommen haben, bey allem Jhrem hoch-
fliegenden Muth, ihm viele Verbindlichkeit fuͤr
ſeine Gedult mit Jhrem fluͤchtigen Feuer ſchuldig
zu werden. Gedenken Sie hieran, meine liebe
ſtolze Freundinn! und gedenken Sie auch an das,
was ich Jhnen oft geſagt habe, daß der Stolz,
es ſey an einer Mannsperſon, oder an einem
Frauenzimmer, eine Ausſchweifung iſt, die faſt
allezeit, uͤber kurz oder lang, ihr ſchmerzliches Ge-
gentheil hervorbringet.
Jch wuͤnſche, meine liebe Fraͤulein Howe,
daß Sie kein anderes Misvergnuͤgen haben moͤ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/329>, abgerufen am 25.11.2024.
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