gefallen möchte, mit mir zu verfahren: und ich fin- de, daß ich, nach einer bessern Nacht, als ich ver- muthete, munter und unbenebelt bin. Davon will ich Jhnen in der Fortsetzung meines Briefes einen Beweis geben. Jch will so nach der Rei- he fortfahren, als wenn ich nicht abgebrochen hätte.
Es ist mir lieb, daß Sie so wohlbedächtlich meinem Vetter Morden vortheilhafte Meynungen von Herrn Velford beygebracht haben. Sonst könnte zwischen ihnen beyden leicht ein und das andere Misverständniß vorgefallen seyn. Denn ob ich gleich hoffe, daß dieser Cavallier schon ein ganz anderer Mensch sey, und mit der Zeit ein Bekehrter seyn werde: so ist er doch einer von den hitzigen Köpfen, der gewohnt gewesen, auch ein- gebildete Beleidigungen, die ihm widerfahren, zu rächen; da er, wie ich glaube, sich doch nicht bemühet hat, wirkliche Beleidigungen gegen anders zu vermeiden; indem Leute von diesem Schlage gerade so handeln, als wenn sie dächten, daß die ganze Welt ihnen, und sie keinem in der- selben nachgeben müßten:
Herr Lovelace, berichten Sie, hat es für gut befunden, meinem Vetter die Abschrift von seinem bußfertigen Briefe an mich, und meine Antwort auf denselben, worinn ich ihn mit seinem Gesuche gänzlich abweise, anzuvertrauen: und Herr Bel- ford saget mir über dieses, wie bekümmert Herr Lovelace wegen seiner niederträchtigen Bosheit sey, und wie frey er sich selbst gegen meinen Vetter an-
geklaget
gefallen moͤchte, mit mir zu verfahren: und ich fin- de, daß ich, nach einer beſſern Nacht, als ich ver- muthete, munter und unbenebelt bin. Davon will ich Jhnen in der Fortſetzung meines Briefes einen Beweis geben. Jch will ſo nach der Rei- he fortfahren, als wenn ich nicht abgebrochen haͤtte.
Es iſt mir lieb, daß Sie ſo wohlbedaͤchtlich meinem Vetter Morden vortheilhafte Meynungen von Herrn Velford beygebracht haben. Sonſt koͤnnte zwiſchen ihnen beyden leicht ein und das andere Misverſtaͤndniß vorgefallen ſeyn. Denn ob ich gleich hoffe, daß dieſer Cavallier ſchon ein ganz anderer Menſch ſey, und mit der Zeit ein Bekehrter ſeyn werde: ſo iſt er doch einer von den hitzigen Koͤpfen, der gewohnt geweſen, auch ein- gebildete Beleidigungen, die ihm widerfahren, zu raͤchen; da er, wie ich glaube, ſich doch nicht bemuͤhet hat, wirkliche Beleidigungen gegen anders zu vermeiden; indem Leute von dieſem Schlage gerade ſo handeln, als wenn ſie daͤchten, daß die ganze Welt ihnen, und ſie keinem in der- ſelben nachgeben muͤßten:
Herr Lovelace, berichten Sie, hat es fuͤr gut befunden, meinem Vetter die Abſchrift von ſeinem bußfertigen Briefe an mich, und meine Antwort auf denſelben, worinn ich ihn mit ſeinem Geſuche gaͤnzlich abweiſe, anzuvertrauen: und Herr Bel- ford ſaget mir uͤber dieſes, wie bekuͤmmert Herr Lovelace wegen ſeiner niedertraͤchtigen Bosheit ſey, und wie frey er ſich ſelbſt gegen meinen Vetter an-
geklaget
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gefallen moͤchte, mit mir zu verfahren: und ich fin-
de, daß ich, nach einer beſſern Nacht, als ich ver-
muthete, munter und unbenebelt bin. Davon
will ich Jhnen in der Fortſetzung meines Briefes
einen Beweis geben. Jch will ſo nach der Rei-
he fortfahren, als wenn ich nicht abgebrochen
haͤtte.
Es iſt mir lieb, daß Sie ſo wohlbedaͤchtlich
meinem Vetter Morden vortheilhafte Meynungen
von Herrn Velford beygebracht haben. Sonſt
koͤnnte zwiſchen ihnen beyden leicht ein und das
andere Misverſtaͤndniß vorgefallen ſeyn. Denn
ob ich gleich hoffe, daß dieſer Cavallier ſchon ein
ganz anderer Menſch ſey, und mit der Zeit ein
Bekehrter ſeyn werde: ſo iſt er doch einer von den
hitzigen Koͤpfen, der gewohnt geweſen, auch ein-
gebildete Beleidigungen, die ihm widerfahren,
zu raͤchen; da er, wie ich glaube, ſich doch nicht
bemuͤhet hat, wirkliche Beleidigungen gegen
anders zu vermeiden; indem Leute von dieſem
Schlage gerade ſo handeln, als wenn ſie daͤchten,
daß die ganze Welt ihnen, und ſie keinem in der-
ſelben nachgeben muͤßten:
Herr Lovelace, berichten Sie, hat es fuͤr gut
befunden, meinem Vetter die Abſchrift von ſeinem
bußfertigen Briefe an mich, und meine Antwort
auf denſelben, worinn ich ihn mit ſeinem Geſuche
gaͤnzlich abweiſe, anzuvertrauen: und Herr Bel-
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Lovelace wegen ſeiner niedertraͤchtigen Bosheit ſey,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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