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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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Der neun und zwanzigste Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Herrn
Wilh. Morden.

Jch wünsche Jhnen von ganzem Herzen Glück,
mein werthester Herr Vetter, zu ihrer
Rückkunft in Jhr Vaterland.

Jch habe mit vielem Vergnügen gehöret, daß
Sie angekommen wären: aber mich so wohl ge-
fürchtet als geschämet, mich zu Jhnen zu wenden,
bis Sie mich durch eine Nachricht vorher dazu
ermunterten.

Wie tröstlich ist es für mein verwundetes
Herz, wenn ich befinde, daß Sie durch den Strohm
des Unwillens und Misfallens, wodurch ich so
unglücklich überschwemmet bin, nicht hingerissen
sind - - sondern vielmehr, da meine noch weit nä-
here Verwandten nicht für dienlich geachtet, die
Wahrheit schändlicher Erzählungen, die wider
mich aufgebracht sind, zu untersuchen, selbst die
Erkundigung eingezogen, und auf eine großmüthi-
ge Weise diese Erkundigung, damit sie Glau-
ben finden möchte, unterstützt
haben, daß
mein Fehler mehr von meinem Unglück hergerüh-
ret, als meine Schuld gewesen ist.

Jch




Der neun und zwanzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Herrn
Wilh. Morden.

Jch wuͤnſche Jhnen von ganzem Herzen Gluͤck,
mein wertheſter Herr Vetter, zu ihrer
Ruͤckkunft in Jhr Vaterland.

Jch habe mit vielem Vergnuͤgen gehoͤret, daß
Sie angekommen waͤren: aber mich ſo wohl ge-
fuͤrchtet als geſchaͤmet, mich zu Jhnen zu wenden,
bis Sie mich durch eine Nachricht vorher dazu
ermunterten.

Wie troͤſtlich iſt es fuͤr mein verwundetes
Herz, wenn ich befinde, daß Sie durch den Strohm
des Unwillens und Misfallens, wodurch ich ſo
ungluͤcklich uͤberſchwemmet bin, nicht hingeriſſen
ſind ‒ ‒ ſondern vielmehr, da meine noch weit naͤ-
here Verwandten nicht fuͤr dienlich geachtet, die
Wahrheit ſchaͤndlicher Erzaͤhlungen, die wider
mich aufgebracht ſind, zu unterſuchen, ſelbſt die
Erkundigung eingezogen, und auf eine großmuͤthi-
ge Weiſe dieſe Erkundigung, damit ſie Glau-
ben finden moͤchte, unterſtuͤtzt
haben, daß
mein Fehler mehr von meinem Ungluͤck hergeruͤh-
ret, als meine Schuld geweſen iſt.

Jch
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[256/0262] Der neun und zwanzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Herrn Wilh. Morden. Donnerſtags, den 31ten Aug. Jch wuͤnſche Jhnen von ganzem Herzen Gluͤck, mein wertheſter Herr Vetter, zu ihrer Ruͤckkunft in Jhr Vaterland. Jch habe mit vielem Vergnuͤgen gehoͤret, daß Sie angekommen waͤren: aber mich ſo wohl ge- fuͤrchtet als geſchaͤmet, mich zu Jhnen zu wenden, bis Sie mich durch eine Nachricht vorher dazu ermunterten. Wie troͤſtlich iſt es fuͤr mein verwundetes Herz, wenn ich befinde, daß Sie durch den Strohm des Unwillens und Misfallens, wodurch ich ſo ungluͤcklich uͤberſchwemmet bin, nicht hingeriſſen ſind ‒ ‒ ſondern vielmehr, da meine noch weit naͤ- here Verwandten nicht fuͤr dienlich geachtet, die Wahrheit ſchaͤndlicher Erzaͤhlungen, die wider mich aufgebracht ſind, zu unterſuchen, ſelbſt die Erkundigung eingezogen, und auf eine großmuͤthi- ge Weiſe dieſe Erkundigung, damit ſie Glau- ben finden moͤchte, unterſtuͤtzt haben, daß mein Fehler mehr von meinem Ungluͤck hergeruͤh- ret, als meine Schuld geweſen iſt. Jch

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/262>, abgerufen am 22.12.2024.