Obr. Jch will es gar gern thun: aber er- innern sie sich, daß der Mann ein Geistlicher ist; und noch dazu, wie man sagt, ein sehr unschuldi- ger Mensch. Sonst wäre ich schon längst bey ihm gewesen. Diese Neulinge aus den Hörsälen ihrer Lehrer, die sich einbilden, daß sie in ihren Zellen alles wissen, und daß alle Gelehrsamkeit in Büchern liege, stellen seltsame Personen vor, wenn sie in die Welt und unter Leute von beyder- ley Geschlecht kommen.
Lord M. Brand! Brand! Er sollte Feuerbrand geheißen haben, denke ich auf mein Gewissen!
So endigte sich diese muthige Unterhand- lung.
Jch muß gestehen! Bruder, daß mich der Obrist Morden sehr eingenommen hat. Er ist be- herzt und edelmüthig. Er kennt die Welt: und seine Verachtung gegen die Geistlichen ist ein ge- wisses Zeichen, das er einer von Uns ist.
Wir gingen mit großer Höflichkeit von ein- ander. Der Lord M. der nicht wenig darüber vergnügt, und von dem Obristen eben so sehr ein- genommen war, wiederhohlte seinen Wunsch, nach- dem der Obrist sich wegbegeben hatte, daß er zu rechter Zeit angekommen wäre, die Fräulein zu retten, wo sie durch seine Ankunft zu retten gewe- sen seyn würde.
Jch wünsche es selbst auch. Denn bey mei- ner Seele, Bruder, ich werde ihretwegen von Ta-
ge
Siebenter Theil. P
Obr. Jch will es gar gern thun: aber er- innern ſie ſich, daß der Mann ein Geiſtlicher iſt; und noch dazu, wie man ſagt, ein ſehr unſchuldi- ger Menſch. Sonſt waͤre ich ſchon laͤngſt bey ihm geweſen. Dieſe Neulinge aus den Hoͤrſaͤlen ihrer Lehrer, die ſich einbilden, daß ſie in ihren Zellen alles wiſſen, und daß alle Gelehrſamkeit in Buͤchern liege, ſtellen ſeltſame Perſonen vor, wenn ſie in die Welt und unter Leute von beyder- ley Geſchlecht kommen.
Lord M. Brand! Brand! Er ſollte Feuerbrand geheißen haben, denke ich auf mein Gewiſſen!
So endigte ſich dieſe muthige Unterhand- lung.
Jch muß geſtehen! Bruder, daß mich der Obriſt Morden ſehr eingenommen hat. Er iſt be- herzt und edelmuͤthig. Er kennt die Welt: und ſeine Verachtung gegen die Geiſtlichen iſt ein ge- wiſſes Zeichen, das er einer von Uns iſt.
Wir gingen mit großer Hoͤflichkeit von ein- ander. Der Lord M. der nicht wenig daruͤber vergnuͤgt, und von dem Obriſten eben ſo ſehr ein- genommen war, wiederhohlte ſeinen Wunſch, nach- dem der Obriſt ſich wegbegeben hatte, daß er zu rechter Zeit angekommen waͤre, die Fraͤulein zu retten, wo ſie durch ſeine Ankunft zu retten gewe- ſen ſeyn wuͤrde.
Jch wuͤnſche es ſelbſt auch. Denn bey mei- ner Seele, Bruder, ich werde ihretwegen von Ta-
ge
Siebenter Theil. P
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Obr. Jch will es gar gern thun: aber er-
innern ſie ſich, daß der Mann ein Geiſtlicher iſt;
und noch dazu, wie man ſagt, ein ſehr unſchuldi-
ger Menſch. Sonſt waͤre ich ſchon laͤngſt bey
ihm geweſen. Dieſe Neulinge aus den Hoͤrſaͤlen
ihrer Lehrer, die ſich einbilden, daß ſie in ihren
Zellen alles wiſſen, und daß alle Gelehrſamkeit
in Buͤchern liege, ſtellen ſeltſame Perſonen vor,
wenn ſie in die Welt und unter Leute von beyder-
ley Geſchlecht kommen.
Lord M. Brand! Brand! Er ſollte
Feuerbrand geheißen haben, denke ich auf mein
Gewiſſen!
So endigte ſich dieſe muthige Unterhand-
lung.
Jch muß geſtehen! Bruder, daß mich der
Obriſt Morden ſehr eingenommen hat. Er iſt be-
herzt und edelmuͤthig. Er kennt die Welt: und
ſeine Verachtung gegen die Geiſtlichen iſt ein ge-
wiſſes Zeichen, das er einer von Uns iſt.
Wir gingen mit großer Hoͤflichkeit von ein-
ander. Der Lord M. der nicht wenig daruͤber
vergnuͤgt, und von dem Obriſten eben ſo ſehr ein-
genommen war, wiederhohlte ſeinen Wunſch, nach-
dem der Obriſt ſich wegbegeben hatte, daß er zu
rechter Zeit angekommen waͤre, die Fraͤulein zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/231>, abgerufen am 23.11.2024.
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