begeben hatte, und mit ihr, als einer Frauen, lebte: so habe ich nicht an der Hälfte von dem Unfug Theil gehabt, den sie und Tourville, ja auch ihr selbst, Belford, vermuthlich getrieben haben. Was die undankbare Thomasine be- trifft: so hoffe ich, daß ich bey ihr selbst meine Strafe gefunden habe. Allein dem ungeachtet, meynest du nicht, daß diese Handlung - - jene Handlung - - wiederum diese Handlung - - So erinnerte er sich an verschiedene ungeheure Bosheiten, woran wir alle durch eingebildete Herzhaftigkeit und durch den Wein verleitet, Theil genommen haben - - meynest du nicht, daß diese Schandthaten; laß mich sie itzo bey ihren rechten Namen nennen; nebst der vorsetzlichen Verabsäumung aller Pflichten, womit wir uns noch dazu zu rühmen pflegten, da uns doch unse- re bessere Einsicht und Erziehung lehrte, daß wir zu denfelben als Menschen und als Christen ver- bunden wären; meynst du nicht, daß diese hin- länglich genug-sind, meine Seele durch ihr Ue- bergewicht zur Verzweifelung herunter zu ziehen? - - Jn Wahrheit, in Wahrheit, sie sind es! Und wie kann ich nun auf Barmherzigkeit hof- fen! Wie kann ich mich auf die kräftige Wir- kung dieser liebreichen Eigenschaft des höchsten Wesens verlassen: da die nicht weniger herrliche Vollkommenheit seiner Gerechtigkeit mir alle Hoffnung untersaget? Wie kann ich es! - - Jch, der ich alle Warnungen verachtet, und mir den Vortheil, welchen ich aus der langwierigen und
ver-
begeben hatte, und mit ihr, als einer Frauen, lebte: ſo habe ich nicht an der Haͤlfte von dem Unfug Theil gehabt, den ſie und Tourville, ja auch ihr ſelbſt, Belford, vermuthlich getrieben haben. Was die undankbare Thomaſine be- trifft: ſo hoffe ich, daß ich bey ihr ſelbſt meine Strafe gefunden habe. Allein dem ungeachtet, meyneſt du nicht, daß dieſe Handlung ‒ ‒ jene Handlung ‒ ‒ wiederum dieſe Handlung ‒ ‒ So erinnerte er ſich an verſchiedene ungeheure Bosheiten, woran wir alle durch eingebildete Herzhaftigkeit und durch den Wein verleitet, Theil genommen haben ‒ ‒ meyneſt du nicht, daß dieſe Schandthaten; laß mich ſie itzo bey ihren rechten Namen nennen; nebſt der vorſetzlichen Verabſaͤumung aller Pflichten, womit wir uns noch dazu zu ruͤhmen pflegten, da uns doch unſe- re beſſere Einſicht und Erziehung lehrte, daß wir zu denfelben als Menſchen und als Chriſten ver- bunden waͤren; meynſt du nicht, daß dieſe hin- laͤnglich genug-ſind, meine Seele durch ihr Ue- bergewicht zur Verzweifelung herunter zu ziehen? ‒ ‒ Jn Wahrheit, in Wahrheit, ſie ſind es! Und wie kann ich nun auf Barmherzigkeit hof- fen! Wie kann ich mich auf die kraͤftige Wir- kung dieſer liebreichen Eigenſchaft des hoͤchſten Weſens verlaſſen: da die nicht weniger herrliche Vollkommenheit ſeiner Gerechtigkeit mir alle Hoffnung unterſaget? Wie kann ich es! ‒ ‒ Jch, der ich alle Warnungen verachtet, und mir den Vortheil, welchen ich aus der langwierigen und
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[15/0021]
begeben hatte, und mit ihr, als einer Frauen,
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Unfug Theil gehabt, den ſie und Tourville, ja
auch ihr ſelbſt, Belford, vermuthlich getrieben
haben. Was die undankbare Thomaſine be-
trifft: ſo hoffe ich, daß ich bey ihr ſelbſt meine
Strafe gefunden habe. Allein dem ungeachtet,
meyneſt du nicht, daß dieſe Handlung ‒ ‒ jene
Handlung ‒ ‒ wiederum dieſe Handlung ‒ ‒
So erinnerte er ſich an verſchiedene ungeheure
Bosheiten, woran wir alle durch eingebildete
Herzhaftigkeit und durch den Wein verleitet,
Theil genommen haben ‒ ‒ meyneſt du nicht, daß
dieſe Schandthaten; laß mich ſie itzo bey ihren
rechten Namen nennen; nebſt der vorſetzlichen
Verabſaͤumung aller Pflichten, womit wir uns
noch dazu zu ruͤhmen pflegten, da uns doch unſe-
re beſſere Einſicht und Erziehung lehrte, daß wir
zu denfelben als Menſchen und als Chriſten ver-
bunden waͤren; meynſt du nicht, daß dieſe hin-
laͤnglich genug-ſind, meine Seele durch ihr Ue-
bergewicht zur Verzweifelung herunter zu ziehen?
‒ ‒ Jn Wahrheit, in Wahrheit, ſie ſind es!
Und wie kann ich nun auf Barmherzigkeit hof-
fen! Wie kann ich mich auf die kraͤftige Wir-
kung dieſer liebreichen Eigenſchaft des hoͤchſten
Weſens verlaſſen: da die nicht weniger herrliche
Vollkommenheit ſeiner Gerechtigkeit mir alle
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der ich alle Warnungen verachtet, und mir den
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/21>, abgerufen am 27.11.2024.
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