Lord M. Jch glaubte in der That, Herr Obrist, daß sie in der Absicht gekommen wären: weil sie so geschwinde Feuer fasseten. Es ist mir lieb, von ihnen zu hören, daß es nicht an dem sey. Wie bald entstehet aus einem kleinen Fun- ken eine Flamme: sonderlich bey Gemüthern, die so leicht Feuer fangen.
Obr. Wenn ich die geringste Absicht gehabt hätte, zu dem Aeußersten zu schreiten: so, bin ich versichert, würde Herr Lovelace mir die Ehre er- wiesen haben, mit mir an einem andern Orte zu- sammenzukommen, wo ich weniger beschwerlich gewesen wäre. Allein ich bin mit einer freund- schaftlichen Gesinnung gekommen: - - Mishel- ligkeiten vielmehr beyzulegen, als weitläuftiger zu machen.
Lovel. Wohlan denn, Herr Obrist, so lassen sie uns die Sache auf ihnen selbst beliebige Wei- se vornehmen. Jch weiß keinen Menschen, mit dem ich lieber einig seyn wollte, als mit einem Manne, gegen welchen die Fräulein Clarissa Har- lowe so viele Hochachtung heget. Aber ich kann nicht vertragen, daß man entweder in drohenden Worten, oder in einem drohenden Tone mit mir rede.
Lord M. Gut, gut, gut, gut, Cavalliers, das ist so etwas. Zornige Leute machen sich selbst Betten von Nesseln: und wenn sie dar- inn liegen, sind sie über jedermann misvergnügt. Allein ich hoffe, sie sind Freunde. Lassen sie mich aus ihrem eignen Munde hören, daß sie es sind. - -
Jch
N 3
Lord M. Jch glaubte in der That, Herr Obriſt, daß ſie in der Abſicht gekommen waͤren: weil ſie ſo geſchwinde Feuer faſſeten. Es iſt mir lieb, von ihnen zu hoͤren, daß es nicht an dem ſey. Wie bald entſtehet aus einem kleinen Fun- ken eine Flamme: ſonderlich bey Gemuͤthern, die ſo leicht Feuer fangen.
Obr. Wenn ich die geringſte Abſicht gehabt haͤtte, zu dem Aeußerſten zu ſchreiten: ſo, bin ich verſichert, wuͤrde Herr Lovelace mir die Ehre er- wieſen haben, mit mir an einem andern Orte zu- ſammenzukommen, wo ich weniger beſchwerlich geweſen waͤre. Allein ich bin mit einer freund- ſchaftlichen Geſinnung gekommen: ‒ ‒ Mishel- ligkeiten vielmehr beyzulegen, als weitlaͤuftiger zu machen.
Lovel. Wohlan denn, Herr Obriſt, ſo laſſen ſie uns die Sache auf ihnen ſelbſt beliebige Wei- ſe vornehmen. Jch weiß keinen Menſchen, mit dem ich lieber einig ſeyn wollte, als mit einem Manne, gegen welchen die Fraͤulein Clariſſa Har- lowe ſo viele Hochachtung heget. Aber ich kann nicht vertragen, daß man entweder in drohenden Worten, oder in einem drohenden Tone mit mir rede.
Lord M. Gut, gut, gut, gut, Cavalliers, das iſt ſo etwas. Zornige Leute machen ſich ſelbſt Betten von Neſſeln: und wenn ſie dar- inn liegen, ſind ſie uͤber jedermann misvergnuͤgt. Allein ich hoffe, ſie ſind Freunde. Laſſen ſie mich aus ihrem eignen Munde hoͤren, daß ſie es ſind. ‒ ‒
Jch
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Lord M. Jch glaubte in der That, Herr
Obriſt, daß ſie in der Abſicht gekommen waͤren:
weil ſie ſo geſchwinde Feuer faſſeten. Es iſt mir
lieb, von ihnen zu hoͤren, daß es nicht an dem ſey.
Wie bald entſtehet aus einem kleinen Fun-
ken eine Flamme: ſonderlich bey Gemuͤthern,
die ſo leicht Feuer fangen.
Obr. Wenn ich die geringſte Abſicht gehabt
haͤtte, zu dem Aeußerſten zu ſchreiten: ſo, bin ich
verſichert, wuͤrde Herr Lovelace mir die Ehre er-
wieſen haben, mit mir an einem andern Orte zu-
ſammenzukommen, wo ich weniger beſchwerlich
geweſen waͤre. Allein ich bin mit einer freund-
ſchaftlichen Geſinnung gekommen: ‒ ‒ Mishel-
ligkeiten vielmehr beyzulegen, als weitlaͤuftiger zu
machen.
Lovel. Wohlan denn, Herr Obriſt, ſo laſſen
ſie uns die Sache auf ihnen ſelbſt beliebige Wei-
ſe vornehmen. Jch weiß keinen Menſchen, mit
dem ich lieber einig ſeyn wollte, als mit einem
Manne, gegen welchen die Fraͤulein Clariſſa Har-
lowe ſo viele Hochachtung heget. Aber ich kann
nicht vertragen, daß man entweder in drohenden
Worten, oder in einem drohenden Tone mit mir
rede.
Lord M. Gut, gut, gut, gut, Cavalliers,
das iſt ſo etwas. Zornige Leute machen ſich
ſelbſt Betten von Neſſeln: und wenn ſie dar-
inn liegen, ſind ſie uͤber jedermann misvergnuͤgt.
Allein ich hoffe, ſie ſind Freunde. Laſſen ſie mich
aus ihrem eignen Munde hoͤren, daß ſie es ſind. ‒ ‒
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/203>, abgerufen am 23.11.2024.
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