ist allezeit gesichert, die Welt auf ihrer Seite zu haben.
Nun glaube ich, mein Herr; fuhr er fort; sie haben so viel Ehre, daß sie gestehen werden, sie hätten einer so erhabenen Tugend nicht beykom- men können, ohne die Ehe zu versprechen, und zwar sehr ausdrücklich und feyerlich - -
Jch weiß gar wohl, Herr Obrist; fiel ich ein; alles, was sie sagen wollen - - Sie werden mich entschuldigen, bin ich versichert, daß ich ihnen in die Rede falle: wenn sie finden, daß es zu dem Zweck dienet, den sie erhalten wollen.
Jch gestehe ihnen dann, daß ich gegen die Fräulein Clarissa Harlowe sehr schändlich gehan- delt habe: und ich will ihnen ferner sagen, daß ich meine Undankbarkeit und Bosheit gegen sie herzlich bereue. Ja ich will ihnen noch weiter bekennen, daß ich mich in Ansehung ihrer so gröblich vergangen habe, daß selbst die Vorstel- lung, wie die Mishandlungen und Beschim- pfungen, welche mir täglich von ihren unversöhn- lichen Verwandten widerfuhren, mich einigerma- ßen gereizt haben, schändlich gegen sie zu handeln, nur ein niederträchtiger und schlechter Versuch seyn würde, mich zu entschuldigen - - So nieder- trächtig und so schlecht, daß er mich zwiefach ver- urtheilen würde. Können sie nun etwas ärgers sagen: so reden sie.
Er sahe den Lord M. und dann mich, zwey oder dreymal an: und mein Lord sagte: Mein
Ver-
iſt allezeit geſichert, die Welt auf ihrer Seite zu haben.
Nun glaube ich, mein Herr; fuhr er fort; ſie haben ſo viel Ehre, daß ſie geſtehen werden, ſie haͤtten einer ſo erhabenen Tugend nicht beykom- men koͤnnen, ohne die Ehe zu verſprechen, und zwar ſehr ausdruͤcklich und feyerlich ‒ ‒
Jch weiß gar wohl, Herr Obriſt; fiel ich ein; alles, was ſie ſagen wollen ‒ ‒ Sie werden mich entſchuldigen, bin ich verſichert, daß ich ihnen in die Rede falle: wenn ſie finden, daß es zu dem Zweck dienet, den ſie erhalten wollen.
Jch geſtehe ihnen dann, daß ich gegen die Fraͤulein Clariſſa Harlowe ſehr ſchaͤndlich gehan- delt habe: und ich will ihnen ferner ſagen, daß ich meine Undankbarkeit und Bosheit gegen ſie herzlich bereue. Ja ich will ihnen noch weiter bekennen, daß ich mich in Anſehung ihrer ſo groͤblich vergangen habe, daß ſelbſt die Vorſtel- lung, wie die Mishandlungen und Beſchim- pfungen, welche mir taͤglich von ihren unverſoͤhn- lichen Verwandten widerfuhren, mich einigerma- ßen gereizt haben, ſchaͤndlich gegen ſie zu handeln, nur ein niedertraͤchtiger und ſchlechter Verſuch ſeyn wuͤrde, mich zu entſchuldigen ‒ ‒ So nieder- traͤchtig und ſo ſchlecht, daß er mich zwiefach ver- urtheilen wuͤrde. Koͤnnen ſie nun etwas aͤrgers ſagen: ſo reden ſie.
Er ſahe den Lord M. und dann mich, zwey oder dreymal an: und mein Lord ſagte: Mein
Ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0197"n="191"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
iſt allezeit geſichert, die Welt auf ihrer Seite zu<lb/>
haben.</p><lb/><p>Nun glaube ich, mein Herr; fuhr er fort;<lb/>ſie haben ſo viel Ehre, daß ſie geſtehen werden,<lb/>ſie haͤtten einer ſo erhabenen Tugend nicht beykom-<lb/>
men koͤnnen, ohne die Ehe zu verſprechen, und<lb/>
zwar ſehr ausdruͤcklich und feyerlich ‒‒</p><lb/><p>Jch weiß gar wohl, Herr Obriſt; fiel ich ein;<lb/>
alles, was ſie ſagen wollen ‒‒ Sie werden mich<lb/>
entſchuldigen, bin ich verſichert, daß ich ihnen in<lb/>
die Rede falle: wenn ſie finden, daß es zu dem<lb/>
Zweck dienet, den ſie erhalten wollen.</p><lb/><p>Jch geſtehe ihnen dann, daß ich gegen die<lb/>
Fraͤulein Clariſſa Harlowe ſehr ſchaͤndlich gehan-<lb/>
delt habe: und ich will ihnen ferner ſagen, daß<lb/>
ich meine Undankbarkeit und Bosheit gegen ſie<lb/>
herzlich bereue. Ja ich will ihnen <hirendition="#fr">noch</hi> weiter<lb/>
bekennen, daß ich mich <hirendition="#fr">in Anſehung ihrer</hi>ſo<lb/>
groͤblich vergangen habe, daß ſelbſt die Vorſtel-<lb/>
lung, wie die Mishandlungen und Beſchim-<lb/>
pfungen, welche mir taͤglich von ihren unverſoͤhn-<lb/>
lichen Verwandten widerfuhren, mich einigerma-<lb/>
ßen gereizt haben, ſchaͤndlich gegen ſie zu handeln,<lb/>
nur ein niedertraͤchtiger und ſchlechter Verſuch ſeyn<lb/>
wuͤrde, mich zu entſchuldigen ‒‒ So nieder-<lb/>
traͤchtig und ſo ſchlecht, daß er mich zwiefach ver-<lb/>
urtheilen wuͤrde. Koͤnnen ſie nun etwas aͤrgers<lb/>ſagen: ſo reden ſie.</p><lb/><p>Er ſahe den Lord M. und dann mich, zwey<lb/>
oder dreymal an: und mein Lord ſagte: Mein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[191/0197]
iſt allezeit geſichert, die Welt auf ihrer Seite zu
haben.
Nun glaube ich, mein Herr; fuhr er fort;
ſie haben ſo viel Ehre, daß ſie geſtehen werden,
ſie haͤtten einer ſo erhabenen Tugend nicht beykom-
men koͤnnen, ohne die Ehe zu verſprechen, und
zwar ſehr ausdruͤcklich und feyerlich ‒ ‒
Jch weiß gar wohl, Herr Obriſt; fiel ich ein;
alles, was ſie ſagen wollen ‒ ‒ Sie werden mich
entſchuldigen, bin ich verſichert, daß ich ihnen in
die Rede falle: wenn ſie finden, daß es zu dem
Zweck dienet, den ſie erhalten wollen.
Jch geſtehe ihnen dann, daß ich gegen die
Fraͤulein Clariſſa Harlowe ſehr ſchaͤndlich gehan-
delt habe: und ich will ihnen ferner ſagen, daß
ich meine Undankbarkeit und Bosheit gegen ſie
herzlich bereue. Ja ich will ihnen noch weiter
bekennen, daß ich mich in Anſehung ihrer ſo
groͤblich vergangen habe, daß ſelbſt die Vorſtel-
lung, wie die Mishandlungen und Beſchim-
pfungen, welche mir taͤglich von ihren unverſoͤhn-
lichen Verwandten widerfuhren, mich einigerma-
ßen gereizt haben, ſchaͤndlich gegen ſie zu handeln,
nur ein niedertraͤchtiger und ſchlechter Verſuch ſeyn
wuͤrde, mich zu entſchuldigen ‒ ‒ So nieder-
traͤchtig und ſo ſchlecht, daß er mich zwiefach ver-
urtheilen wuͤrde. Koͤnnen ſie nun etwas aͤrgers
ſagen: ſo reden ſie.
Er ſahe den Lord M. und dann mich, zwey
oder dreymal an: und mein Lord ſagte: Mein
Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/197>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.