mir ist gesagt, ja es ist auch kein Wunder, daß sie so, wie sie nach und nach zu reifern Jahren ge- kommen, die von ihr gefaßte Hoffnung mehr als gerechtfertigt und erfüllet habe. - - Hiernächst, was ihr Vermögen betrifft - - was ihr Vater, was ihre Onkels, und was ich selbst willens gewe- sen zu ihrem Besten zu thun, außer dem, was ihr Großvater gethan hatte - - so ist keine bessere Partey in der ganzen Grafschaft.
Lovel. Alles dieß, Herr Obrist, und mehr als dieß, ist die Fräulein Clarissa Harlowe: und wäre die Unversöhnlichkeit und Heftigkeit ihrer Familie nicht gewesen, da sich alle vorgesetzt hat- ten, ihr einen Mann aufzudringen, der ihrer eben so unwürdig, als er ihr verhaßt war; so würde sie beständig glücklich gewesen seyn.
Obr. Jch gestehe, Herr Lovelace, es ist wahr, was sie eben itzo bemerken, daß ich nicht vollkommen von allem dem, was zwischen ihnen und meiner Base vorgefallen, unterrichtet bin. Allein erlauben sie mir, zu sagen, daß ich nur eine Einwendung gegen sie wußte, da ich zuerst hörte, daß sie um sie warben. Das war freylich eine sehr große Einwendung: und, als man an mich geschrieben hatte, eröffnete ich ihr frey meine Mey- nung von der Sache (*). Wäre das aber nicht gewesen: so gestehe ich, daß nach meinen Gedan- ken ins besondre keine Partey seyn können, die sich besser geschickt hätte. Denn sie sind ein artiger
Ca-
(*) Man sehe den III Theil, S. 550.
mir iſt geſagt, ja es iſt auch kein Wunder, daß ſie ſo, wie ſie nach und nach zu reifern Jahren ge- kommen, die von ihr gefaßte Hoffnung mehr als gerechtfertigt und erfuͤllet habe. ‒ ‒ Hiernaͤchſt, was ihr Vermoͤgen betrifft ‒ ‒ was ihr Vater, was ihre Onkels, und was ich ſelbſt willens gewe- ſen zu ihrem Beſten zu thun, außer dem, was ihr Großvater gethan hatte ‒ ‒ ſo iſt keine beſſere Partey in der ganzen Grafſchaft.
Lovel. Alles dieß, Herr Obriſt, und mehr als dieß, iſt die Fraͤulein Clariſſa Harlowe: und waͤre die Unverſoͤhnlichkeit und Heftigkeit ihrer Familie nicht geweſen, da ſich alle vorgeſetzt hat- ten, ihr einen Mann aufzudringen, der ihrer eben ſo unwuͤrdig, als er ihr verhaßt war; ſo wuͤrde ſie beſtaͤndig gluͤcklich geweſen ſeyn.
Obr. Jch geſtehe, Herr Lovelace, es iſt wahr, was ſie eben itzo bemerken, daß ich nicht vollkommen von allem dem, was zwiſchen ihnen und meiner Baſe vorgefallen, unterrichtet bin. Allein erlauben ſie mir, zu ſagen, daß ich nur eine Einwendung gegen ſie wußte, da ich zuerſt hoͤrte, daß ſie um ſie warben. Das war freylich eine ſehr große Einwendung: und, als man an mich geſchrieben hatte, eroͤffnete ich ihr frey meine Mey- nung von der Sache (*). Waͤre das aber nicht geweſen: ſo geſtehe ich, daß nach meinen Gedan- ken ins beſondre keine Partey ſeyn koͤnnen, die ſich beſſer geſchickt haͤtte. Denn ſie ſind ein artiger
Ca-
(*) Man ſehe den III Theil, S. 550.
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mir iſt geſagt, ja es iſt auch kein Wunder, daß ſie
ſo, wie ſie nach und nach zu reifern Jahren ge-
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gerechtfertigt und erfuͤllet habe. ‒ ‒ Hiernaͤchſt,
was ihr Vermoͤgen betrifft ‒ ‒ was ihr Vater,
was ihre Onkels, und was ich ſelbſt willens gewe-
ſen zu ihrem Beſten zu thun, außer dem, was ihr
Großvater gethan hatte ‒ ‒ ſo iſt keine beſſere
Partey in der ganzen Grafſchaft.
Lovel. Alles dieß, Herr Obriſt, und mehr
als dieß, iſt die Fraͤulein Clariſſa Harlowe: und
waͤre die Unverſoͤhnlichkeit und Heftigkeit ihrer
Familie nicht geweſen, da ſich alle vorgeſetzt hat-
ten, ihr einen Mann aufzudringen, der ihrer
eben ſo unwuͤrdig, als er ihr verhaßt war; ſo
wuͤrde ſie beſtaͤndig gluͤcklich geweſen ſeyn.
Obr. Jch geſtehe, Herr Lovelace, es iſt
wahr, was ſie eben itzo bemerken, daß ich nicht
vollkommen von allem dem, was zwiſchen ihnen
und meiner Baſe vorgefallen, unterrichtet bin.
Allein erlauben ſie mir, zu ſagen, daß ich nur eine
Einwendung gegen ſie wußte, da ich zuerſt hoͤrte,
daß ſie um ſie warben. Das war freylich eine
ſehr große Einwendung: und, als man an mich
geſchrieben hatte, eroͤffnete ich ihr frey meine Mey-
nung von der Sache (*). Waͤre das aber nicht
geweſen: ſo geſtehe ich, daß nach meinen Gedan-
ken ins beſondre keine Partey ſeyn koͤnnen, die ſich
beſſer geſchickt haͤtte. Denn ſie ſind ein artiger
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(*) Man ſehe den III Theil, S. 550.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/192>, abgerufen am 27.11.2024.
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