Lovelace vorbey ist: und wer weiß, Herr Bel- ford, ob die nächsten Briefe, welche sie bekom- men, ihnen von derselben nicht eine Nachricht er- theilen. Jch hoffe, sie wird keiner Seele zum Unglück gereichen! - - Wollen sie mir verspre- chen, Herr Doctor, nur noch zween Tage das Schreiben zu unterlassen? Jch will ihnen alles eröffnen, was unter der Zeit vorfällt: und her- nach sollen sie ihren eignen Maaßregeln folgen. Jnzwischen wiederhole ich meine Danksagung für ihre Güte gegen mich - - Ey, werthester Herr Doctor, eilen sie nicht so schleunig von mir; denn er wollte gehen, aus Furcht, daß ihm wieder Geld geboten würde; ich will ihnen nicht mehr mit der gewöhnlichen Bezahlung, welche sie einige Zeit her geschmerzet hat, zuwider seyn: und da ich sie nun wegen dieser gütigst angebotenen Gewogen- heit bloß als einen Freund anzusehen habe, will ich sie auf das künftige versichern, daß ich ihnen in diesem Stücke kein Misvergnügen weiter ma- chen werde. Nun, weiß ich, mein Herr, werde ich das Vergnügen haben, sie öfterer, als bisher, zu sehen.
Der rechtschaffene Mann war mit dieser Versicherung sehr wohl zufrieden, und bezeugte, daß er allemal mit großem Vergnügen zu ihr ge- kommen, aber aus eben der Ursache, wovon sie ei- nen Wink gegeben hätte, mit eben so großem Mis- vergnügen von ihr gegangen wäre. Er betheur- te, daß er nicht unterlassen haben würde, seine Besuche zu verdoppeln: wenn er diese gütige
Ver-
M 3
Lovelace vorbey iſt: und wer weiß, Herr Bel- ford, ob die naͤchſten Briefe, welche ſie bekom- men, ihnen von derſelben nicht eine Nachricht er- theilen. Jch hoffe, ſie wird keiner Seele zum Ungluͤck gereichen! ‒ ‒ Wollen ſie mir verſpre- chen, Herr Doctor, nur noch zween Tage das Schreiben zu unterlaſſen? Jch will ihnen alles eroͤffnen, was unter der Zeit vorfaͤllt: und her- nach ſollen ſie ihren eignen Maaßregeln folgen. Jnzwiſchen wiederhole ich meine Dankſagung fuͤr ihre Guͤte gegen mich ‒ ‒ Ey, wertheſter Herr Doctor, eilen ſie nicht ſo ſchleunig von mir; denn er wollte gehen, aus Furcht, daß ihm wieder Geld geboten wuͤrde; ich will ihnen nicht mehr mit der gewoͤhnlichen Bezahlung, welche ſie einige Zeit her geſchmerzet hat, zuwider ſeyn: und da ich ſie nun wegen dieſer guͤtigſt angebotenen Gewogen- heit bloß als einen Freund anzuſehen habe, will ich ſie auf das kuͤnftige verſichern, daß ich ihnen in dieſem Stuͤcke kein Misvergnuͤgen weiter ma- chen werde. Nun, weiß ich, mein Herr, werde ich das Vergnuͤgen haben, ſie oͤfterer, als bisher, zu ſehen.
Der rechtſchaffene Mann war mit dieſer Verſicherung ſehr wohl zufrieden, und bezeugte, daß er allemal mit großem Vergnuͤgen zu ihr ge- kommen, aber aus eben der Urſache, wovon ſie ei- nen Wink gegeben haͤtte, mit eben ſo großem Mis- vergnuͤgen von ihr gegangen waͤre. Er betheur- te, daß er nicht unterlaſſen haben wuͤrde, ſeine Beſuche zu verdoppeln: wenn er dieſe guͤtige
Ver-
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0187"n="181"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Lovelace vorbey iſt: und wer weiß, Herr Bel-<lb/>
ford, ob die naͤchſten Briefe, welche ſie bekom-<lb/>
men, ihnen von derſelben nicht eine Nachricht er-<lb/>
theilen. Jch hoffe, ſie wird <hirendition="#fr">keiner Seele</hi> zum<lb/>
Ungluͤck gereichen! ‒‒ Wollen ſie mir verſpre-<lb/>
chen, Herr Doctor, nur noch zween Tage das<lb/>
Schreiben zu unterlaſſen? Jch will ihnen alles<lb/>
eroͤffnen, was unter der Zeit vorfaͤllt: und her-<lb/>
nach ſollen ſie ihren eignen Maaßregeln folgen.<lb/>
Jnzwiſchen wiederhole ich meine Dankſagung fuͤr<lb/>
ihre Guͤte gegen mich ‒‒ Ey, wertheſter Herr<lb/>
Doctor, eilen ſie nicht ſo ſchleunig von mir; denn<lb/>
er wollte gehen, aus Furcht, daß ihm wieder Geld<lb/>
geboten wuͤrde; ich will ihnen nicht mehr mit der<lb/>
gewoͤhnlichen Bezahlung, welche ſie einige Zeit<lb/>
her geſchmerzet hat, zuwider ſeyn: und da ich ſie<lb/>
nun wegen dieſer guͤtigſt angebotenen Gewogen-<lb/>
heit bloß als einen Freund anzuſehen habe, will<lb/>
ich ſie auf das kuͤnftige verſichern, daß ich ihnen<lb/>
in dieſem Stuͤcke kein Misvergnuͤgen weiter ma-<lb/>
chen werde. Nun, weiß ich, mein Herr, werde<lb/>
ich das Vergnuͤgen haben, ſie oͤfterer, als bisher,<lb/>
zu ſehen.</p><lb/><p>Der rechtſchaffene Mann war mit dieſer<lb/>
Verſicherung ſehr wohl zufrieden, und bezeugte,<lb/>
daß er allemal mit großem Vergnuͤgen zu ihr ge-<lb/>
kommen, aber aus eben der Urſache, wovon ſie ei-<lb/>
nen Wink gegeben haͤtte, mit eben ſo großem Mis-<lb/>
vergnuͤgen von ihr gegangen waͤre. Er betheur-<lb/>
te, daß er nicht unterlaſſen haben wuͤrde, ſeine<lb/>
Beſuche zu verdoppeln: wenn er dieſe guͤtige<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[181/0187]
Lovelace vorbey iſt: und wer weiß, Herr Bel-
ford, ob die naͤchſten Briefe, welche ſie bekom-
men, ihnen von derſelben nicht eine Nachricht er-
theilen. Jch hoffe, ſie wird keiner Seele zum
Ungluͤck gereichen! ‒ ‒ Wollen ſie mir verſpre-
chen, Herr Doctor, nur noch zween Tage das
Schreiben zu unterlaſſen? Jch will ihnen alles
eroͤffnen, was unter der Zeit vorfaͤllt: und her-
nach ſollen ſie ihren eignen Maaßregeln folgen.
Jnzwiſchen wiederhole ich meine Dankſagung fuͤr
ihre Guͤte gegen mich ‒ ‒ Ey, wertheſter Herr
Doctor, eilen ſie nicht ſo ſchleunig von mir; denn
er wollte gehen, aus Furcht, daß ihm wieder Geld
geboten wuͤrde; ich will ihnen nicht mehr mit der
gewoͤhnlichen Bezahlung, welche ſie einige Zeit
her geſchmerzet hat, zuwider ſeyn: und da ich ſie
nun wegen dieſer guͤtigſt angebotenen Gewogen-
heit bloß als einen Freund anzuſehen habe, will
ich ſie auf das kuͤnftige verſichern, daß ich ihnen
in dieſem Stuͤcke kein Misvergnuͤgen weiter ma-
chen werde. Nun, weiß ich, mein Herr, werde
ich das Vergnuͤgen haben, ſie oͤfterer, als bisher,
zu ſehen.
Der rechtſchaffene Mann war mit dieſer
Verſicherung ſehr wohl zufrieden, und bezeugte,
daß er allemal mit großem Vergnuͤgen zu ihr ge-
kommen, aber aus eben der Urſache, wovon ſie ei-
nen Wink gegeben haͤtte, mit eben ſo großem Mis-
vergnuͤgen von ihr gegangen waͤre. Er betheur-
te, daß er nicht unterlaſſen haben wuͤrde, ſeine
Beſuche zu verdoppeln: wenn er dieſe guͤtige
Ver-
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/187>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.