kam nicht eher als zwischen neun und zehn wieder zurück; zu einem Hause auf der Fleet-Street getragen hätten, wo sie vorher noch niemals auf sie gewartet. Wo, meynst du wohl, ist es gewe- sen? - - Bey einem Tischler! Großer Gott! was ist dieß für ein Frauenzimmer! Sie ging in den hintern Laden und redete mit dem Meister beynahe eine halbe Stunde. Hierauf kam sie mit einem sehr heitern Wesen von ihm heraus: und er begleitete sie mit einem ehrerbietigen, aber neu- begierigen und ernsthaften Gesichte, bis an ihre Sänfte.
Es ist offenbar, daß sie damals ihr Haus be- stellt habe, wovon sie geredet hatte (*) - - So bald als sie können, mein Herr, waren ihre Worte zu ihm, als sie in die Sänfte stieg. Fr. Smithinn erzählte mir dieß mit eben der Ver- wunderung und Betrübniß, womit ich es an- hörte.
Sie befand sich des Nachmittags so schlecht, weil sie entweder in St. Dunstans Kirche, oder in der Kapelle, kalt geworden war, daß sie nach dem Geistlichen schickte, um mit ihr zu beten: und die Frauensleute sandten ohne ihr Wissen nach dem D. H. und Hrn. Goddard; welche, wie gesagt, eben weggegangen waren, als ich heu- te Abends kam, ihr meine Aufwartung zu ma- chen.
Und
(*) Siehe den vorhergehenden VIIIten Brief nicht weit vom Ende.
kam nicht eher als zwiſchen neun und zehn wieder zuruͤck; zu einem Hauſe auf der Fleet-Street getragen haͤtten, wo ſie vorher noch niemals auf ſie gewartet. Wo, meynſt du wohl, iſt es gewe- ſen? ‒ ‒ Bey einem Tiſchler! Großer Gott! was iſt dieß fuͤr ein Frauenzimmer! Sie ging in den hintern Laden und redete mit dem Meiſter beynahe eine halbe Stunde. Hierauf kam ſie mit einem ſehr heitern Weſen von ihm heraus: und er begleitete ſie mit einem ehrerbietigen, aber neu- begierigen und ernſthaften Geſichte, bis an ihre Saͤnfte.
Es iſt offenbar, daß ſie damals ihr Haus be- ſtellt habe, wovon ſie geredet hatte (*) ‒ ‒ So bald als ſie koͤnnen, mein Herr, waren ihre Worte zu ihm, als ſie in die Saͤnfte ſtieg. Fr. Smithinn erzaͤhlte mir dieß mit eben der Ver- wunderung und Betruͤbniß, womit ich es an- hoͤrte.
Sie befand ſich des Nachmittags ſo ſchlecht, weil ſie entweder in St. Dunſtans Kirche, oder in der Kapelle, kalt geworden war, daß ſie nach dem Geiſtlichen ſchickte, um mit ihr zu beten: und die Frauensleute ſandten ohne ihr Wiſſen nach dem D. H. und Hrn. Goddard; welche, wie geſagt, eben weggegangen waren, als ich heu- te Abends kam, ihr meine Aufwartung zu ma- chen.
Und
(*) Siehe den vorhergehenden VIIIten Brief nicht weit vom Ende.
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kam nicht eher als zwiſchen neun und zehn wieder
zuruͤck; zu einem Hauſe auf der Fleet-Street
getragen haͤtten, wo ſie vorher noch niemals auf
ſie gewartet. Wo, meynſt du wohl, iſt es gewe-
ſen? ‒ ‒ Bey einem Tiſchler! Großer Gott!
was iſt dieß fuͤr ein Frauenzimmer! Sie ging in
den hintern Laden und redete mit dem Meiſter
beynahe eine halbe Stunde. Hierauf kam ſie mit
einem ſehr heitern Weſen von ihm heraus: und
er begleitete ſie mit einem ehrerbietigen, aber neu-
begierigen und ernſthaften Geſichte, bis an ihre
Saͤnfte.
Es iſt offenbar, daß ſie damals ihr Haus be-
ſtellt habe, wovon ſie geredet hatte (*) ‒ ‒ So
bald als ſie koͤnnen, mein Herr, waren ihre
Worte zu ihm, als ſie in die Saͤnfte ſtieg. Fr.
Smithinn erzaͤhlte mir dieß mit eben der Ver-
wunderung und Betruͤbniß, womit ich es an-
hoͤrte.
Sie befand ſich des Nachmittags ſo ſchlecht,
weil ſie entweder in St. Dunſtans Kirche, oder
in der Kapelle, kalt geworden war, daß ſie nach
dem Geiſtlichen ſchickte, um mit ihr zu beten:
und die Frauensleute ſandten ohne ihr Wiſſen
nach dem D. H. und Hrn. Goddard; welche,
wie geſagt, eben weggegangen waren, als ich heu-
te Abends kam, ihr meine Aufwartung zu ma-
chen.
Und
(*) Siehe den vorhergehenden VIIIten Brief nicht
weit vom Ende.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/172>, abgerufen am 01.02.2025.
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