bange, daß er mich noch nicht in Ruhe lassen wer- de. Jn Wahrheit, er ist sehr grausam - - Al- lein dieß ist eine von meinen Versuchungen, glau- be ich. Durch Gottes Gnade werde ich morgen geruhiger seyn: sonderlich wo ich nicht mehr von ihm gequälet werde, und eine erträgliche Nacht haben kann. Jch will bis eilfe aufbleiben, damit ich sie haben möge.
Sie sagte, daß, ob dieser Tag gleich so schwer für sie gewesen wäre, ihr dennoch zu andern Zei- ten, sonderlich in den wenigen letztverwichnen Ta- gen, heitere Stunden verliehen worden. Vor- nehmlich hätte sie bisweilen solche freudige Versi- cherungen von Gott zu seiner Gnade aufgenom- men zu werden, welche ihrer Hoffnung nach nicht eingebildet seyn würden, daß sie sich kaum halten könnte, und geneigt wäre, sich über diese Welt hinausgesetzt zu achten, da sie noch in derselben wäre. Und was, schloß sie hieraus gegen Fr. Lovick, was muß der Zustand selbst seyn: da schon das Verlangen nach demselben oft ein strahlendes Licht durch die dickeste Finsterniß geworfen, und wenn ich am niedrigsten gesunken gewesen, die schwarzen Wolken der Verzweifelung aus einan- der getrieben hat? - - Jch hoffe, es werde auch bald diesen Geist des Murrens vertreiben.
Sie hatte darauf eine sehr gute Nacht, wie es scheint, und begab sich diesen Morgen in einer Sänfte nach St. Dunstans Kirche.
Die Sänftenträger erzählten der Fr. Smi- thinn, daß sie sie nach der Bethstunde; denn sie
kam
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bange, daß er mich noch nicht in Ruhe laſſen wer- de. Jn Wahrheit, er iſt ſehr grauſam ‒ ‒ Al- lein dieß iſt eine von meinen Verſuchungen, glau- be ich. Durch Gottes Gnade werde ich morgen geruhiger ſeyn: ſonderlich wo ich nicht mehr von ihm gequaͤlet werde, und eine ertraͤgliche Nacht haben kann. Jch will bis eilfe aufbleiben, damit ich ſie haben moͤge.
Sie ſagte, daß, ob dieſer Tag gleich ſo ſchwer fuͤr ſie geweſen waͤre, ihr dennoch zu andern Zei- ten, ſonderlich in den wenigen letztverwichnen Ta- gen, heitere Stunden verliehen worden. Vor- nehmlich haͤtte ſie bisweilen ſolche freudige Verſi- cherungen von Gott zu ſeiner Gnade aufgenom- men zu werden, welche ihrer Hoffnung nach nicht eingebildet ſeyn wuͤrden, daß ſie ſich kaum halten koͤnnte, und geneigt waͤre, ſich uͤber dieſe Welt hinausgeſetzt zu achten, da ſie noch in derſelben waͤre. Und was, ſchloß ſie hieraus gegen Fr. Lovick, was muß der Zuſtand ſelbſt ſeyn: da ſchon das Verlangen nach demſelben oft ein ſtrahlendes Licht durch die dickeſte Finſterniß geworfen, und wenn ich am niedrigſten geſunken geweſen, die ſchwarzen Wolken der Verzweifelung aus einan- der getrieben hat? ‒ ‒ Jch hoffe, es werde auch bald dieſen Geiſt des Murrens vertreiben.
Sie hatte darauf eine ſehr gute Nacht, wie es ſcheint, und begab ſich dieſen Morgen in einer Saͤnfte nach St. Dunſtans Kirche.
Die Saͤnftentraͤger erzaͤhlten der Fr. Smi- thinn, daß ſie ſie nach der Bethſtunde; denn ſie
kam
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bange, daß er mich noch nicht in Ruhe laſſen wer-
de. Jn Wahrheit, er iſt ſehr grauſam ‒ ‒ Al-
lein dieß iſt eine von meinen Verſuchungen, glau-
be ich. Durch Gottes Gnade werde ich morgen
geruhiger ſeyn: ſonderlich wo ich nicht mehr von
ihm gequaͤlet werde, und eine ertraͤgliche Nacht
haben kann. Jch will bis eilfe aufbleiben, damit
ich ſie haben moͤge.
Sie ſagte, daß, ob dieſer Tag gleich ſo ſchwer
fuͤr ſie geweſen waͤre, ihr dennoch zu andern Zei-
ten, ſonderlich in den wenigen letztverwichnen Ta-
gen, heitere Stunden verliehen worden. Vor-
nehmlich haͤtte ſie bisweilen ſolche freudige Verſi-
cherungen von Gott zu ſeiner Gnade aufgenom-
men zu werden, welche ihrer Hoffnung nach nicht
eingebildet ſeyn wuͤrden, daß ſie ſich kaum halten
koͤnnte, und geneigt waͤre, ſich uͤber dieſe Welt
hinausgeſetzt zu achten, da ſie noch in derſelben
waͤre. Und was, ſchloß ſie hieraus gegen Fr.
Lovick, was muß der Zuſtand ſelbſt ſeyn: da ſchon
das Verlangen nach demſelben oft ein ſtrahlendes
Licht durch die dickeſte Finſterniß geworfen, und
wenn ich am niedrigſten geſunken geweſen, die
ſchwarzen Wolken der Verzweifelung aus einan-
der getrieben hat? ‒ ‒ Jch hoffe, es werde auch
bald dieſen Geiſt des Murrens vertreiben.
Sie hatte darauf eine ſehr gute Nacht, wie
es ſcheint, und begab ſich dieſen Morgen in einer
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Die Saͤnftentraͤger erzaͤhlten der Fr. Smi-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/171>, abgerufen am 27.11.2024.
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