Der siebzehnte Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
Freytags, den 25ten Aug.
Sie sind sehr höflich, meine wertheste Fräulein Howe, daß Sie mir von Jhrem Stillschwei- gen Rechenschaft geben. Jch war geruhig da- bey: weil ich nicht zweifelte, daß Sie unter sol- chen nahen und lieben Freunden, als diejenigen sind, bey denen Sie sich aufhalten, durch eine oder die andere dergleichen angenehme Ausfarth, als Sie gedenken, vom Schreiben abgehalten wür- den.
Jch machte mir Hoffnung, daß Sie itzo schon das sehr feurige Wesen abgeleget hätten, welches ich mir so oft, als Sie mir Gelegenheit dazu ge- geben haben; und das ist sehr oft geschehen; die Freyheit genommen habe, an Jhnen zu tadeln.
Jch habe mich über diese Sache allezeit sehr ernsthaft gegen Sie erkläret: und weil Jhre ei- gene und eines rechtschaffenen Mannes künftige Glückseligkeit dabey in Betrachtung kommet; so muß ich mich darauf einlassen, so oft Sie sich selbst vergessen, wenn ich auch nicht einen Tag mehr zu leben hätte. Und in der That befinde ich mich sehr übel.
Jch
Der ſiebzehnte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
Freytags, den 25ten Aug.
Sie ſind ſehr hoͤflich, meine wertheſte Fraͤulein Howe, daß Sie mir von Jhrem Stillſchwei- gen Rechenſchaft geben. Jch war geruhig da- bey: weil ich nicht zweifelte, daß Sie unter ſol- chen nahen und lieben Freunden, als diejenigen ſind, bey denen Sie ſich aufhalten, durch eine oder die andere dergleichen angenehme Ausfarth, als Sie gedenken, vom Schreiben abgehalten wuͤr- den.
Jch machte mir Hoffnung, daß Sie itzo ſchon das ſehr feurige Weſen abgeleget haͤtten, welches ich mir ſo oft, als Sie mir Gelegenheit dazu ge- geben haben; und das iſt ſehr oft geſchehen; die Freyheit genommen habe, an Jhnen zu tadeln.
Jch habe mich uͤber dieſe Sache allezeit ſehr ernſthaft gegen Sie erklaͤret: und weil Jhre ei- gene und eines rechtſchaffenen Mannes kuͤnftige Gluͤckſeligkeit dabey in Betrachtung kommet; ſo muß ich mich darauf einlaſſen, ſo oft Sie ſich ſelbſt vergeſſen, wenn ich auch nicht einen Tag mehr zu leben haͤtte. Und in der That befinde ich mich ſehr uͤbel.
Jch
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0138"n="132"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der ſiebzehnte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Freytags, den 25ten Aug.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>ie ſind ſehr hoͤflich, meine wertheſte Fraͤulein<lb/>
Howe, daß Sie mir von Jhrem Stillſchwei-<lb/>
gen Rechenſchaft geben. Jch war geruhig da-<lb/>
bey: weil ich nicht zweifelte, daß Sie unter ſol-<lb/>
chen nahen und lieben Freunden, als diejenigen<lb/>ſind, bey denen Sie ſich aufhalten, durch eine oder<lb/>
die andere dergleichen angenehme Ausfarth, als<lb/>
Sie gedenken, vom Schreiben abgehalten wuͤr-<lb/>
den.</p><lb/><p>Jch machte mir Hoffnung, daß Sie itzo ſchon<lb/>
das ſehr feurige Weſen abgeleget haͤtten, welches<lb/>
ich mir ſo oft, als Sie mir Gelegenheit dazu ge-<lb/>
geben haben; und das iſt <hirendition="#fr">ſehr</hi> oft geſchehen; die<lb/>
Freyheit genommen habe, an Jhnen zu tadeln.</p><lb/><p>Jch habe mich uͤber dieſe Sache allezeit ſehr<lb/>
ernſthaft gegen Sie erklaͤret: und weil Jhre ei-<lb/>
gene und eines rechtſchaffenen Mannes kuͤnftige<lb/>
Gluͤckſeligkeit dabey in Betrachtung kommet; ſo<lb/>
muß ich mich darauf einlaſſen, ſo oft Sie ſich<lb/>ſelbſt vergeſſen, wenn ich auch nicht einen Tag<lb/>
mehr zu leben haͤtte. Und in der That befinde<lb/>
ich mich ſehr uͤbel.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[132/0138]
Der ſiebzehnte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Freytags, den 25ten Aug.
Sie ſind ſehr hoͤflich, meine wertheſte Fraͤulein
Howe, daß Sie mir von Jhrem Stillſchwei-
gen Rechenſchaft geben. Jch war geruhig da-
bey: weil ich nicht zweifelte, daß Sie unter ſol-
chen nahen und lieben Freunden, als diejenigen
ſind, bey denen Sie ſich aufhalten, durch eine oder
die andere dergleichen angenehme Ausfarth, als
Sie gedenken, vom Schreiben abgehalten wuͤr-
den.
Jch machte mir Hoffnung, daß Sie itzo ſchon
das ſehr feurige Weſen abgeleget haͤtten, welches
ich mir ſo oft, als Sie mir Gelegenheit dazu ge-
geben haben; und das iſt ſehr oft geſchehen; die
Freyheit genommen habe, an Jhnen zu tadeln.
Jch habe mich uͤber dieſe Sache allezeit ſehr
ernſthaft gegen Sie erklaͤret: und weil Jhre ei-
gene und eines rechtſchaffenen Mannes kuͤnftige
Gluͤckſeligkeit dabey in Betrachtung kommet; ſo
muß ich mich darauf einlaſſen, ſo oft Sie ſich
ſelbſt vergeſſen, wenn ich auch nicht einen Tag
mehr zu leben haͤtte. Und in der That befinde
ich mich ſehr uͤbel.
Jch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/138>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.