Jch will Jhnen getreulich von dem, was zwi- schen uns vorfiel, Nachricht geben: weil ich ver- muthe, daß es, wenn Sie alles erwägen, Jhnen Hoffnung und Trost ertheilen werde.
"Sie bedaurte Jhre liebe Mutter gar sehr, "welche, nach der von ihr beygefügten Versiche- "rung, genöthigt ist, eine Rolle zu spielen, die ih- "ren Neigungen gänzlich zuwider ist, gleichwie sie "selbst, nach ihrem eignen Geständniß, größten- "theils zu thun genöthigt worden.
"Sie sagte, daß die arme Frau nicht anders "als mit großer Schwierigkeit zurückgehalten wä- "re, Jhren Brief an sie zu beantworten, der bey- "nahe; wie der Ausdruck Jhrer Tante war; ei- "nem jeden das Herz gebrochen hätte: und sie "hätte Ursache zu gedenken, daß dieselbe weder ih- "re Einwilligung dazu gegeben; daß Jhre beyden "Onkels schreiben sollten, noch das, was sie ge- "schrieben, genehm gehalten habe.
"Sie ist versichert, daß sie alle eine herzliche "Liebe zu Jhnen tragen: aber sie sind einmal so "weit gegangen, daß sie nicht wissen, wie sie zu- "rückziehen sollen.
"Wäre das abscheuliche Bündniß nicht "gewesen, sprach sie, worein Jhr Bruder sie alle "gezogen hätte, der sich geweigert, eher nach "Schottland abzugehen, als bis es erneuret wor- "den, und bis sie alle versprochen hätten, in seiner "Abwesenheit keinen Schritt, anders als mit sei- "ner Einwilligung, zu einer Aussöhnung zu thun:
"so
Jch will Jhnen getreulich von dem, was zwi- ſchen uns vorfiel, Nachricht geben: weil ich ver- muthe, daß es, wenn Sie alles erwaͤgen, Jhnen Hoffnung und Troſt ertheilen werde.
„Sie bedaurte Jhre liebe Mutter gar ſehr, „welche, nach der von ihr beygefuͤgten Verſiche- „rung, genoͤthigt iſt, eine Rolle zu ſpielen, die ih- „ren Neigungen gaͤnzlich zuwider iſt, gleichwie ſie „ſelbſt, nach ihrem eignen Geſtaͤndniß, groͤßten- „theils zu thun genoͤthigt worden.
„Sie ſagte, daß die arme Frau nicht anders „als mit großer Schwierigkeit zuruͤckgehalten waͤ- „re, Jhren Brief an ſie zu beantworten, der bey- „nahe; wie der Ausdruck Jhrer Tante war; ei- „nem jeden das Herz gebrochen haͤtte: und ſie „haͤtte Urſache zu gedenken, daß dieſelbe weder ih- „re Einwilligung dazu gegeben; daß Jhre beyden „Onkels ſchreiben ſollten, noch das, was ſie ge- „ſchrieben, genehm gehalten habe.
„Sie iſt verſichert, daß ſie alle eine herzliche „Liebe zu Jhnen tragen: aber ſie ſind einmal ſo „weit gegangen, daß ſie nicht wiſſen, wie ſie zu- „ruͤckziehen ſollen.
„Waͤre das abſcheuliche Buͤndniß nicht „geweſen, ſprach ſie, worein Jhr Bruder ſie alle „gezogen haͤtte, der ſich geweigert, eher nach „Schottland abzugehen, als bis es erneuret wor- „den, und bis ſie alle verſprochen haͤtten, in ſeiner „Abweſenheit keinen Schritt, anders als mit ſei- „ner Einwilligung, zu einer Ausſoͤhnung zu thun:
„ſo
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Jch will Jhnen getreulich von dem, was zwi-
ſchen uns vorfiel, Nachricht geben: weil ich ver-
muthe, daß es, wenn Sie alles erwaͤgen, Jhnen
Hoffnung und Troſt ertheilen werde.
„Sie bedaurte Jhre liebe Mutter gar ſehr,
„welche, nach der von ihr beygefuͤgten Verſiche-
„rung, genoͤthigt iſt, eine Rolle zu ſpielen, die ih-
„ren Neigungen gaͤnzlich zuwider iſt, gleichwie ſie
„ſelbſt, nach ihrem eignen Geſtaͤndniß, groͤßten-
„theils zu thun genoͤthigt worden.
„Sie ſagte, daß die arme Frau nicht anders
„als mit großer Schwierigkeit zuruͤckgehalten waͤ-
„re, Jhren Brief an ſie zu beantworten, der bey-
„nahe; wie der Ausdruck Jhrer Tante war; ei-
„nem jeden das Herz gebrochen haͤtte: und ſie
„haͤtte Urſache zu gedenken, daß dieſelbe weder ih-
„re Einwilligung dazu gegeben; daß Jhre beyden
„Onkels ſchreiben ſollten, noch das, was ſie ge-
„ſchrieben, genehm gehalten habe.
„Sie iſt verſichert, daß ſie alle eine herzliche
„Liebe zu Jhnen tragen: aber ſie ſind einmal ſo
„weit gegangen, daß ſie nicht wiſſen, wie ſie zu-
„ruͤckziehen ſollen.
„Waͤre das abſcheuliche Buͤndniß nicht
„geweſen, ſprach ſie, worein Jhr Bruder ſie alle
„gezogen haͤtte, der ſich geweigert, eher nach
„Schottland abzugehen, als bis es erneuret wor-
„den, und bis ſie alle verſprochen haͤtten, in ſeiner
„Abweſenheit keinen Schritt, anders als mit ſei-
„ner Einwilligung, zu einer Ausſoͤhnung zu thun:
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/126>, abgerufen am 27.11.2024.
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