will: so wird es eine große Herablassung und Gefälligkeit seyn.
Arabelle Harlowe.
Der zwölfte Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Arabelle Harlowe.
Dienstags, den 22ten Aug.
Schreibet immerhin an mich, meine unbarm- herzige Schwester, auf was für Art es Euch gefällt: ich werde für die Nachricht, welche Jhr mir gebet, Euch allezeit dankbar seyn. Aber, Jhr möget von mir gedenken, was Jhr wollet, Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu einem solchen Gewerbe, als Jhr erwähnet, nicht sehen.
Gott sey mir gnädig, in Wahrheit! Denn sonst wird es niemand seyn.
Gewiß, man hält mich für eine Person, die alle Schamhaftigkeit verlohren hat: sonst könnte man sich nicht in den Sinn kommen lassen, zween Mannspersonen in einer solchen Angelegenheit zu mir zu schicken.
Hätte meine Mutter mich nach den Umstän- den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder hätte Euch die Sittsamkeit erlaubet, Euch dar-
nach
Siebenter Theil. H
will: ſo wird es eine große Herablaſſung und Gefaͤlligkeit ſeyn.
Arabelle Harlowe.
Der zwoͤlfte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Arabelle Harlowe.
Dienſtags, den 22ten Aug.
Schreibet immerhin an mich, meine unbarm- herzige Schweſter, auf was fuͤr Art es Euch gefaͤllt: ich werde fuͤr die Nachricht, welche Jhr mir gebet, Euch allezeit dankbar ſeyn. Aber, Jhr moͤget von mir gedenken, was Jhr wollet, Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu einem ſolchen Gewerbe, als Jhr erwaͤhnet, nicht ſehen.
Gott ſey mir gnaͤdig, in Wahrheit! Denn ſonſt wird es niemand ſeyn.
Gewiß, man haͤlt mich fuͤr eine Perſon, die alle Schamhaftigkeit verlohren hat: ſonſt koͤnnte man ſich nicht in den Sinn kommen laſſen, zween Mannsperſonen in einer ſolchen Angelegenheit zu mir zu ſchicken.
Haͤtte meine Mutter mich nach den Umſtaͤn- den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder haͤtte Euch die Sittſamkeit erlaubet, Euch dar-
nach
Siebenter Theil. H
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0119"n="113"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
will: ſo wird es eine große Herablaſſung und<lb/>
Gefaͤlligkeit ſeyn.</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Arabelle Harlowe.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der zwoͤlfte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein<lb/><hirendition="#g">Arabelle Harlowe</hi>.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Dienſtags, den 22ten Aug.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>chreibet immerhin an mich, meine unbarm-<lb/>
herzige Schweſter, auf was fuͤr Art es Euch<lb/>
gefaͤllt: ich werde fuͤr die Nachricht, welche Jhr<lb/>
mir gebet, Euch allezeit dankbar ſeyn. Aber,<lb/>
Jhr moͤget von mir gedenken, was Jhr wollet,<lb/>
Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu<lb/>
einem ſolchen Gewerbe, als Jhr erwaͤhnet, nicht<lb/>ſehen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Gott ſey mir gnaͤdig, in Wahrheit!</hi><lb/>
Denn ſonſt wird es niemand ſeyn.</p><lb/><p>Gewiß, man haͤlt mich fuͤr eine Perſon, die<lb/>
alle Schamhaftigkeit verlohren hat: ſonſt koͤnnte<lb/>
man ſich nicht in den Sinn kommen laſſen, zween<lb/><hirendition="#fr">Mannsperſonen</hi> in einer ſolchen Angelegenheit<lb/>
zu mir zu ſchicken.</p><lb/><p>Haͤtte meine Mutter mich nach den Umſtaͤn-<lb/>
den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder<lb/>
haͤtte Euch die <hirendition="#fr">Sittſamkeit</hi> erlaubet, Euch dar-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Siebenter Theil.</hi> H</fw><fwplace="bottom"type="catch">nach</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[113/0119]
will: ſo wird es eine große Herablaſſung und
Gefaͤlligkeit ſeyn.
Arabelle Harlowe.
Der zwoͤlfte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Arabelle Harlowe.
Dienſtags, den 22ten Aug.
Schreibet immerhin an mich, meine unbarm-
herzige Schweſter, auf was fuͤr Art es Euch
gefaͤllt: ich werde fuͤr die Nachricht, welche Jhr
mir gebet, Euch allezeit dankbar ſeyn. Aber,
Jhr moͤget von mir gedenken, was Jhr wollet,
Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu
einem ſolchen Gewerbe, als Jhr erwaͤhnet, nicht
ſehen.
Gott ſey mir gnaͤdig, in Wahrheit!
Denn ſonſt wird es niemand ſeyn.
Gewiß, man haͤlt mich fuͤr eine Perſon, die
alle Schamhaftigkeit verlohren hat: ſonſt koͤnnte
man ſich nicht in den Sinn kommen laſſen, zween
Mannsperſonen in einer ſolchen Angelegenheit
zu mir zu ſchicken.
Haͤtte meine Mutter mich nach den Umſtaͤn-
den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder
haͤtte Euch die Sittſamkeit erlaubet, Euch dar-
nach
Siebenter Theil. H
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/119>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.