Herrn Lovelace, oder zwischen dem letztern und Jhrem Vetter Morden entstehen mag, welcher, wie ich höre, nun angekommen ist, und beschlos- sen hat, daß Jhnen Gerechtigkeit widerfahren soll.
Dieß ist eine Betrachtung, die Jhr Gewis- sen billig rühren muß: verzeihen Sie mir, wer- theste Fräulein, ich denke, daß ich nun meine Pflicht thue. Es ist eine Betrachtung, woran Jhnen mehr gelegen seyn muß, als an der großen Gewalt, welche bey einer solchen Fräulein, als Sie sind, ihrer Sittsamkeit, wie ich weiß, dadurch ge- schehen muß, daß Sie gegen ihn öffentlich vor Gericht erscheinen sollen. Dieses, stelle ich mir vor, wird die Hauptschwierigkeit seyn, welche Sie dagegen zu machen haben. Allein, gnädige Fräu- lein, ich weiß, daß Sie erhabene Vorzüge genug besitzen, ihre Schamhaftigkeit der unverdecktesten Wahrheit aufzuopfern, wenn es Noth, Gerech- tigkeit und Ehre von Jhnen fordern. Liederli- che Leute, und diejenigen, welche unschuldigen Frauenzimmern Gewalt thun, würden in der That, und am meisten von denen, die den größ- ten Abscheu vor ihren Handlungen hätten, aufge- muntert werden: wenn die verletzte Sittsamkeit sich niemals über das Unrecht beklagen sollte, das ihr von den schändlichen Leuten, welche sie an- greifen, widerfahren ist.
Mit einem Worte, die Ersetzung der Schan- de, welche Jhrer Familie angethan ist, beruhet itzo auf Jhrem eignen Entschlusse: und sie kann
nur
Herrn Lovelace, oder zwiſchen dem letztern und Jhrem Vetter Morden entſtehen mag, welcher, wie ich hoͤre, nun angekommen iſt, und beſchloſ- ſen hat, daß Jhnen Gerechtigkeit widerfahren ſoll.
Dieß iſt eine Betrachtung, die Jhr Gewiſ- ſen billig ruͤhren muß: verzeihen Sie mir, wer- theſte Fraͤulein, ich denke, daß ich nun meine Pflicht thue. Es iſt eine Betrachtung, woran Jhnen mehr gelegen ſeyn muß, als an der großen Gewalt, welche bey einer ſolchen Fraͤulein, als Sie ſind, ihrer Sittſamkeit, wie ich weiß, dadurch ge- ſchehen muß, daß Sie gegen ihn oͤffentlich vor Gericht erſcheinen ſollen. Dieſes, ſtelle ich mir vor, wird die Hauptſchwierigkeit ſeyn, welche Sie dagegen zu machen haben. Allein, gnaͤdige Fraͤu- lein, ich weiß, daß Sie erhabene Vorzuͤge genug beſitzen, ihre Schamhaftigkeit der unverdeckteſten Wahrheit aufzuopfern, wenn es Noth, Gerech- tigkeit und Ehre von Jhnen fordern. Liederli- che Leute, und diejenigen, welche unſchuldigen Frauenzimmern Gewalt thun, wuͤrden in der That, und am meiſten von denen, die den groͤß- ten Abſcheu vor ihren Handlungen haͤtten, aufge- muntert werden: wenn die verletzte Sittſamkeit ſich niemals uͤber das Unrecht beklagen ſollte, das ihr von den ſchaͤndlichen Leuten, welche ſie an- greifen, widerfahren iſt.
Mit einem Worte, die Erſetzung der Schan- de, welche Jhrer Familie angethan iſt, beruhet itzo auf Jhrem eignen Entſchluſſe: und ſie kann
nur
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Herrn Lovelace, oder zwiſchen dem letztern und
Jhrem Vetter Morden entſtehen mag, welcher,
wie ich hoͤre, nun angekommen iſt, und beſchloſ-
ſen hat, daß Jhnen Gerechtigkeit widerfahren
ſoll.
Dieß iſt eine Betrachtung, die Jhr Gewiſ-
ſen billig ruͤhren muß: verzeihen Sie mir, wer-
theſte Fraͤulein, ich denke, daß ich nun meine
Pflicht thue. Es iſt eine Betrachtung, woran
Jhnen mehr gelegen ſeyn muß, als an der großen
Gewalt, welche bey einer ſolchen Fraͤulein, als Sie
ſind, ihrer Sittſamkeit, wie ich weiß, dadurch ge-
ſchehen muß, daß Sie gegen ihn oͤffentlich vor
Gericht erſcheinen ſollen. Dieſes, ſtelle ich mir
vor, wird die Hauptſchwierigkeit ſeyn, welche Sie
dagegen zu machen haben. Allein, gnaͤdige Fraͤu-
lein, ich weiß, daß Sie erhabene Vorzuͤge genug
beſitzen, ihre Schamhaftigkeit der unverdeckteſten
Wahrheit aufzuopfern, wenn es Noth, Gerech-
tigkeit und Ehre von Jhnen fordern. Liederli-
che Leute, und diejenigen, welche unſchuldigen
Frauenzimmern Gewalt thun, wuͤrden in der
That, und am meiſten von denen, die den groͤß-
ten Abſcheu vor ihren Handlungen haͤtten, aufge-
muntert werden: wenn die verletzte Sittſamkeit
ſich niemals uͤber das Unrecht beklagen ſollte, das
ihr von den ſchaͤndlichen Leuten, welche ſie an-
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de, welche Jhrer Familie angethan iſt, beruhet
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/100>, abgerufen am 28.11.2024.
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