nun verdiene und mir billig bezeiget werden mag, gebauet habe. Jch will mich bemühen, eine umständliche Antwort auf Jhren Brief zu geben: ob sie gleich zu viel Zeit wegnehmen wird, daß ich gedenken sollte, sie schon morgen mit Jh- rem Bothen abzusenden. Er kann seine Reise, wie er sagt, bis den Sonnabend aufschieben. Jch will also die ganze Erzählung am Sonna- bend für Sie bereit zu halten suchen.
Aber, wie ich mich in allem, was mir begeg- net ist, vertheidigen soll, kann ich nicht sagen. Denn in einem Theil eben der Zeit, in welcher meine Aufführung tadelnswürdig gewesen zu seyn scheinet, bin ich nicht bey mir selbst gewesen: und ich weiß bis diese Stunde noch nicht alle Mittel, die man gebrauchet hat, mich zu betrügen und zu schanden zu machen.
Sie berichten, daß Sie mir in Jhrem ersten Briefe eine solche Nachricht von dem schändli- chen Hause, worinn ich gewesen bin, und des Tomlinsons wegen solche Warnungen gegeben haben, daß Sie sich wundern, wie ich mir habe in den Sinn kommen lassen können, wieder zu- rückzugehen.
Ach! meine Wertheste, ich bin betrügerischer Weise, höchst schändlicher und betrügerischer Weise zurückgebracht: wie Sie an seinem Orte hören sollen.
Ohne aus Jhrer mir etwa zugedachten Nachricht zu wissen, daß das Haus so sehr schändlich wäre, missielen mir die Leute viel zu
sehr,
F 5
nun verdiene und mir billig bezeiget werden mag, gebauet habe. Jch will mich bemuͤhen, eine umſtaͤndliche Antwort auf Jhren Brief zu geben: ob ſie gleich zu viel Zeit wegnehmen wird, daß ich gedenken ſollte, ſie ſchon morgen mit Jh- rem Bothen abzuſenden. Er kann ſeine Reiſe, wie er ſagt, bis den Sonnabend aufſchieben. Jch will alſo die ganze Erzaͤhlung am Sonna- bend fuͤr Sie bereit zu halten ſuchen.
Aber, wie ich mich in allem, was mir begeg- net iſt, vertheidigen ſoll, kann ich nicht ſagen. Denn in einem Theil eben der Zeit, in welcher meine Auffuͤhrung tadelnswuͤrdig geweſen zu ſeyn ſcheinet, bin ich nicht bey mir ſelbſt geweſen: und ich weiß bis dieſe Stunde noch nicht alle Mittel, die man gebrauchet hat, mich zu betruͤgen und zu ſchanden zu machen.
Sie berichten, daß Sie mir in Jhrem erſten Briefe eine ſolche Nachricht von dem ſchaͤndli- chen Hauſe, worinn ich geweſen bin, und des Tomlinſons wegen ſolche Warnungen gegeben haben, daß Sie ſich wundern, wie ich mir habe in den Sinn kommen laſſen koͤnnen, wieder zu- ruͤckzugehen.
Ach! meine Wertheſte, ich bin betruͤgeriſcher Weiſe, hoͤchſt ſchaͤndlicher und betruͤgeriſcher Weiſe zuruͤckgebracht: wie Sie an ſeinem Orte hoͤren ſollen.
Ohne aus Jhrer mir etwa zugedachten Nachricht zu wiſſen, daß das Haus ſo ſehr ſchaͤndlich waͤre, misſielen mir die Leute viel zu
ſehr,
F 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0095"n="89"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><hirendition="#fr">nun verdiene</hi> und mir billig bezeiget werden<lb/>
mag, gebauet habe. Jch will mich bemuͤhen,<lb/>
eine umſtaͤndliche Antwort auf Jhren Brief zu<lb/>
geben: ob ſie gleich zu viel Zeit wegnehmen wird,<lb/>
daß ich gedenken ſollte, ſie ſchon morgen mit Jh-<lb/>
rem Bothen abzuſenden. Er kann ſeine Reiſe,<lb/>
wie er ſagt, bis den Sonnabend aufſchieben.<lb/>
Jch will alſo die ganze Erzaͤhlung am Sonna-<lb/>
bend fuͤr Sie bereit zu halten ſuchen.</p><lb/><p>Aber, wie ich mich in allem, was mir begeg-<lb/>
net iſt, vertheidigen ſoll, kann ich nicht ſagen.<lb/>
Denn in einem Theil eben der Zeit, in welcher<lb/>
meine Auffuͤhrung tadelnswuͤrdig geweſen zu<lb/>ſeyn ſcheinet, bin ich nicht bey mir ſelbſt geweſen:<lb/>
und ich weiß bis dieſe Stunde noch nicht alle<lb/>
Mittel, die man gebrauchet hat, mich zu betruͤgen<lb/>
und zu ſchanden zu machen.</p><lb/><p>Sie berichten, daß Sie mir in Jhrem erſten<lb/>
Briefe eine ſolche Nachricht von dem ſchaͤndli-<lb/>
chen Hauſe, worinn ich geweſen bin, und des<lb/>
Tomlinſons wegen ſolche Warnungen gegeben<lb/>
haben, daß Sie ſich wundern, wie ich mir habe<lb/>
in den Sinn kommen laſſen koͤnnen, wieder zu-<lb/>
ruͤckzugehen.</p><lb/><p>Ach! meine Wertheſte, ich bin betruͤgeriſcher<lb/>
Weiſe, hoͤchſt ſchaͤndlicher und betruͤgeriſcher<lb/>
Weiſe zuruͤckgebracht: wie Sie an ſeinem Orte<lb/>
hoͤren ſollen.</p><lb/><p>Ohne aus Jhrer mir etwa <hirendition="#fr">zugedachten</hi><lb/>
Nachricht zu <hirendition="#fr">wiſſen,</hi> daß das Haus ſo ſehr<lb/>ſchaͤndlich waͤre, misſielen mir die Leute viel zu<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſehr,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[89/0095]
nun verdiene und mir billig bezeiget werden
mag, gebauet habe. Jch will mich bemuͤhen,
eine umſtaͤndliche Antwort auf Jhren Brief zu
geben: ob ſie gleich zu viel Zeit wegnehmen wird,
daß ich gedenken ſollte, ſie ſchon morgen mit Jh-
rem Bothen abzuſenden. Er kann ſeine Reiſe,
wie er ſagt, bis den Sonnabend aufſchieben.
Jch will alſo die ganze Erzaͤhlung am Sonna-
bend fuͤr Sie bereit zu halten ſuchen.
Aber, wie ich mich in allem, was mir begeg-
net iſt, vertheidigen ſoll, kann ich nicht ſagen.
Denn in einem Theil eben der Zeit, in welcher
meine Auffuͤhrung tadelnswuͤrdig geweſen zu
ſeyn ſcheinet, bin ich nicht bey mir ſelbſt geweſen:
und ich weiß bis dieſe Stunde noch nicht alle
Mittel, die man gebrauchet hat, mich zu betruͤgen
und zu ſchanden zu machen.
Sie berichten, daß Sie mir in Jhrem erſten
Briefe eine ſolche Nachricht von dem ſchaͤndli-
chen Hauſe, worinn ich geweſen bin, und des
Tomlinſons wegen ſolche Warnungen gegeben
haben, daß Sie ſich wundern, wie ich mir habe
in den Sinn kommen laſſen koͤnnen, wieder zu-
ruͤckzugehen.
Ach! meine Wertheſte, ich bin betruͤgeriſcher
Weiſe, hoͤchſt ſchaͤndlicher und betruͤgeriſcher
Weiſe zuruͤckgebracht: wie Sie an ſeinem Orte
hoͤren ſollen.
Ohne aus Jhrer mir etwa zugedachten
Nachricht zu wiſſen, daß das Haus ſo ſehr
ſchaͤndlich waͤre, misſielen mir die Leute viel zu
ſehr,
F 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/95>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.