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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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"griffen, in Hoffnung, sie zurückzuhalten: allein
"es war alles, was mir von meiner geliebten Fräu-
"lein Harlowe übrig war. Darauf; es ist mir
"noch schrecklich zu erzählen! senkte sich der Bo-
"den unter mir, wie sich die Decke für sie geöffnet
"hatte: und ich fiel in die fürchterlichste Grube.
"Jndem ich aber über Hals und Kopf hinunter
"taumelte: erwachte ich in einem plötzlichen
"Schrecken; und war in der That, eine halbe
"Stunde über, in solcher Unordnung, als wenn
"mein Traum eine wirkliche Begebenheit gewe-
"sen wäre.

Wirst du mir zu gute halten, daß ich dich mit
solchem schwärmerischen Zeuge beschwere? Du
wirst nur so viel daraus sehen, daß meine Cla-
rissa mir allezeit gegenwärtig ist; ich mag schla-
fen oder wachen.

Aber eben diesen Augenblick kommt Wilhelm
hierher gerannt und meldet mir, daß die Fräulein
wirklich gestern Abends zwischen eilfen und zwöl-
fen zu Hause gekommen, und nun da sey: ob
gleich sehr krank.

Jch eile zu ihr. Aber damit ich ihre Unpäß-
lichkeit nicht durch ein rauhes oder ungestümes
Bezeigen vermehren möge: will ich bey meinem
Zutritt und in meinem Antrage so liebreich und
sanftmüthig seyn, als dieses Täubchen selbst zu
seyn pfleget.

Zeugt alles Himmels Heer! bezeugt daß ich sie liebe;
Daß sie mir lieb und werth, und zwar aus reinem
Triebe;
Daß
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„griffen, in Hoffnung, ſie zuruͤckzuhalten: allein
„es war alles, was mir von meiner geliebten Fraͤu-
„lein Harlowe uͤbrig war. Darauf; es iſt mir
„noch ſchrecklich zu erzaͤhlen! ſenkte ſich der Bo-
„den unter mir, wie ſich die Decke fuͤr ſie geoͤffnet
„hatte: und ich fiel in die fuͤrchterlichſte Grube.
„Jndem ich aber uͤber Hals und Kopf hinunter
„taumelte: erwachte ich in einem ploͤtzlichen
„Schrecken; und war in der That, eine halbe
„Stunde uͤber, in ſolcher Unordnung, als wenn
„mein Traum eine wirkliche Begebenheit gewe-
„ſen waͤre.

Wirſt du mir zu gute halten, daß ich dich mit
ſolchem ſchwaͤrmeriſchen Zeuge beſchwere? Du
wirſt nur ſo viel daraus ſehen, daß meine Cla-
riſſa mir allezeit gegenwaͤrtig iſt; ich mag ſchla-
fen oder wachen.

Aber eben dieſen Augenblick kommt Wilhelm
hierher gerannt und meldet mir, daß die Fraͤulein
wirklich geſtern Abends zwiſchen eilfen und zwoͤl-
fen zu Hauſe gekommen, und nun da ſey: ob
gleich ſehr krank.

Jch eile zu ihr. Aber damit ich ihre Unpaͤß-
lichkeit nicht durch ein rauhes oder ungeſtuͤmes
Bezeigen vermehren moͤge: will ich bey meinem
Zutritt und in meinem Antrage ſo liebreich und
ſanftmuͤthig ſeyn, als dieſes Taͤubchen ſelbſt zu
ſeyn pfleget.

Zeugt alles Himmels Heer! bezeugt daß ich ſie liebe;
Daß ſie mir lieb und werth, und zwar aus reinem
Triebe;
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[823/0829] „griffen, in Hoffnung, ſie zuruͤckzuhalten: allein „es war alles, was mir von meiner geliebten Fraͤu- „lein Harlowe uͤbrig war. Darauf; es iſt mir „noch ſchrecklich zu erzaͤhlen! ſenkte ſich der Bo- „den unter mir, wie ſich die Decke fuͤr ſie geoͤffnet „hatte: und ich fiel in die fuͤrchterlichſte Grube. „Jndem ich aber uͤber Hals und Kopf hinunter „taumelte: erwachte ich in einem ploͤtzlichen „Schrecken; und war in der That, eine halbe „Stunde uͤber, in ſolcher Unordnung, als wenn „mein Traum eine wirkliche Begebenheit gewe- „ſen waͤre. Wirſt du mir zu gute halten, daß ich dich mit ſolchem ſchwaͤrmeriſchen Zeuge beſchwere? Du wirſt nur ſo viel daraus ſehen, daß meine Cla- riſſa mir allezeit gegenwaͤrtig iſt; ich mag ſchla- fen oder wachen. Aber eben dieſen Augenblick kommt Wilhelm hierher gerannt und meldet mir, daß die Fraͤulein wirklich geſtern Abends zwiſchen eilfen und zwoͤl- fen zu Hauſe gekommen, und nun da ſey: ob gleich ſehr krank. Jch eile zu ihr. Aber damit ich ihre Unpaͤß- lichkeit nicht durch ein rauhes oder ungeſtuͤmes Bezeigen vermehren moͤge: will ich bey meinem Zutritt und in meinem Antrage ſo liebreich und ſanftmuͤthig ſeyn, als dieſes Taͤubchen ſelbſt zu ſeyn pfleget. Zeugt alles Himmels Heer! bezeugt daß ich ſie liebe; Daß ſie mir lieb und werth, und zwar aus reinem Triebe; Daß F f f 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/829>, abgerufen am 24.11.2024.