seines Mauls unkenntlich zu machen, und alsdenn um Smithens Hause auf der Lauer zu seyn, da- mit er alle Bewegungen der Fräulein erfahren könnte.
Jch gebe dir diese unverschämte Nachricht von mir selbst, damit du wider mich toben und mich verhärtet, und was du willst, nennen mö- gest. Denn einmal war ich froh, daß ich noch lebte, da ich erst vor so kurzem krank gewesen war. Hiernächst aber war ich durch die un- vermuthete Abwesenheit meiner Schönen so sehr in meiner Hoffnung betrogen, und so wohl dar- über, als über die ungeschliffene Begegnung von Vater Johann so verdrieslich, daß ich kein an- deres Mittel übrig hatte, mich des Murrens und Unwillens gegen jedermann, der mir in den Weg käme, zu erwehren. Ueber dieß war es mir eine Freude, durch die Abwesenheit der Fräulein und ihre schon des Morgens frühe um sechse übernommene Reise zu befinden, daß sie unmöglich so krank seyn könnte, als du es be- schriebest: und dieses machte mich noch mun- terer. Alsdenn weiß ich auch, daß das Frauen- zimmer allezeit lustige und aufgeweckte Manns- personen gern siehet. Die liebe Fräulein selbst pflegte sich an meiner freudigen Gemüthsart und meinem lebhaften Wesen zu vergnügen: und hätte sie gehört, daß ich in dem hintern Laden gesessen und um sie geheulet hätte; so würde sie mich noch geringer geschätzet haben, als sie thut.
Hiezu
ſeines Mauls unkenntlich zu machen, und alsdenn um Smithens Hauſe auf der Lauer zu ſeyn, da- mit er alle Bewegungen der Fraͤulein erfahren koͤnnte.
Jch gebe dir dieſe unverſchaͤmte Nachricht von mir ſelbſt, damit du wider mich toben und mich verhaͤrtet, und was du willſt, nennen moͤ- geſt. Denn einmal war ich froh, daß ich noch lebte, da ich erſt vor ſo kurzem krank geweſen war. Hiernaͤchſt aber war ich durch die un- vermuthete Abweſenheit meiner Schoͤnen ſo ſehr in meiner Hoffnung betrogen, und ſo wohl dar- uͤber, als uͤber die ungeſchliffene Begegnung von Vater Johann ſo verdrieslich, daß ich kein an- deres Mittel uͤbrig hatte, mich des Murrens und Unwillens gegen jedermann, der mir in den Weg kaͤme, zu erwehren. Ueber dieß war es mir eine Freude, durch die Abweſenheit der Fraͤulein und ihre ſchon des Morgens fruͤhe um ſechſe uͤbernommene Reiſe zu befinden, daß ſie unmoͤglich ſo krank ſeyn koͤnnte, als du es be- ſchriebeſt: und dieſes machte mich noch mun- terer. Alsdenn weiß ich auch, daß das Frauen- zimmer allezeit luſtige und aufgeweckte Manns- perſonen gern ſiehet. Die liebe Fraͤulein ſelbſt pflegte ſich an meiner freudigen Gemuͤthsart und meinem lebhaften Weſen zu vergnuͤgen: und haͤtte ſie gehoͤrt, daß ich in dem hintern Laden geſeſſen und um ſie geheulet haͤtte; ſo wuͤrde ſie mich noch geringer geſchaͤtzet haben, als ſie thut.
Hiezu
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ſeines Mauls unkenntlich zu machen, und alsdenn
um Smithens Hauſe auf der Lauer zu ſeyn, da-
mit er alle Bewegungen der Fraͤulein erfahren
koͤnnte.
Jch gebe dir dieſe unverſchaͤmte Nachricht
von mir ſelbſt, damit du wider mich toben und
mich verhaͤrtet, und was du willſt, nennen moͤ-
geſt. Denn einmal war ich froh, daß ich noch
lebte, da ich erſt vor ſo kurzem krank geweſen
war. Hiernaͤchſt aber war ich durch die un-
vermuthete Abweſenheit meiner Schoͤnen ſo ſehr
in meiner Hoffnung betrogen, und ſo wohl dar-
uͤber, als uͤber die ungeſchliffene Begegnung von
Vater Johann ſo verdrieslich, daß ich kein an-
deres Mittel uͤbrig hatte, mich des Murrens und
Unwillens gegen jedermann, der mir in den
Weg kaͤme, zu erwehren. Ueber dieß war es
mir eine Freude, durch die Abweſenheit der
Fraͤulein und ihre ſchon des Morgens fruͤhe um
ſechſe uͤbernommene Reiſe zu befinden, daß ſie
unmoͤglich ſo krank ſeyn koͤnnte, als du es be-
ſchriebeſt: und dieſes machte mich noch mun-
terer. Alsdenn weiß ich auch, daß das Frauen-
zimmer allezeit luſtige und aufgeweckte Manns-
perſonen gern ſiehet. Die liebe Fraͤulein ſelbſt
pflegte ſich an meiner freudigen Gemuͤthsart und
meinem lebhaften Weſen zu vergnuͤgen: und
haͤtte ſie gehoͤrt, daß ich in dem hintern Laden
geſeſſen und um ſie geheulet haͤtte; ſo wuͤrde ſie
mich noch geringer geſchaͤtzet haben, als ſie thut.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/821>, abgerufen am 23.11.2024.
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