reiset, einen kranken Freund zu besuchen. Er ist am Sonnabend abgegangen, mein Herr.
Dieß war auch in deiner Wohnung meinem Wilhelm gesagt, den ich alsobald bey meiner An- kunft in London zu dir schickte, dich bitten zu las- sen, daß du zu mir kämest.
Eben der Herr Belford hat mir geschrieben, daß sie sich ausnehmend schlecht befände. Wie kann sie denn ausgefahren seyn?
O, mein Herr, sie befindet sich sehr schlecht, sehr schlecht in der That - - Sie konnte kaum bis an die Kutsche gehen.
Belford, dachte ich, wußte selbst nichts von der Zeit, da ich kommen wollte. Er kann auch meinen Brief von gestern noch nicht einmal ha- ben. Und sie ist so krank: es ist unmöglich, daß sie ausfahren sollte.
Wo ist ihre Magd? Ruft ihre Magd zu mir.
Jhre Magd, mein Herr, ist ihre Wärterinn. Sie hat keine andere. Und die ist mit ihr ge- fahren.
Gut, Freund, ich muß euch nicht glauben. Jhr werdet mich entschuldigen: ich muß selbst die Treppe hinauf gehen. Und so wollte ich hin- aufsteigen.
Darüber nahm Johann ein ernsthaftes und nicht so ehrerbietiges Gesicht an - - Mein Herr, dieß Haus ist mein: und - -
Und was, Freund? - - Jch zweifelte nun- mehr nicht, daß sie oben wäre - - Jch muß und
will
reiſet, einen kranken Freund zu beſuchen. Er iſt am Sonnabend abgegangen, mein Herr.
Dieß war auch in deiner Wohnung meinem Wilhelm geſagt, den ich alſobald bey meiner An- kunft in London zu dir ſchickte, dich bitten zu laſ- ſen, daß du zu mir kaͤmeſt.
Eben der Herr Belford hat mir geſchrieben, daß ſie ſich ausnehmend ſchlecht befaͤnde. Wie kann ſie denn ausgefahren ſeyn?
O, mein Herr, ſie befindet ſich ſehr ſchlecht, ſehr ſchlecht in der That ‒ ‒ Sie konnte kaum bis an die Kutſche gehen.
Belford, dachte ich, wußte ſelbſt nichts von der Zeit, da ich kommen wollte. Er kann auch meinen Brief von geſtern noch nicht einmal ha- ben. Und ſie iſt ſo krank: es iſt unmoͤglich, daß ſie ausfahren ſollte.
Wo iſt ihre Magd? Ruft ihre Magd zu mir.
Jhre Magd, mein Herr, iſt ihre Waͤrterinn. Sie hat keine andere. Und die iſt mit ihr ge- fahren.
Gut, Freund, ich muß euch nicht glauben. Jhr werdet mich entſchuldigen: ich muß ſelbſt die Treppe hinauf gehen. Und ſo wollte ich hin- aufſteigen.
Daruͤber nahm Johann ein ernſthaftes und nicht ſo ehrerbietiges Geſicht an ‒ ‒ Mein Herr, dieß Haus iſt mein: und ‒ ‒
Und was, Freund? ‒ ‒ Jch zweifelte nun- mehr nicht, daß ſie oben waͤre ‒ ‒ Jch muß und
will
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0803"n="797"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
reiſet, einen kranken Freund zu beſuchen. Er iſt<lb/>
am Sonnabend abgegangen, mein Herr.</p><lb/><p>Dieß war auch in deiner Wohnung meinem<lb/>
Wilhelm geſagt, den ich alſobald bey meiner An-<lb/>
kunft in London zu dir ſchickte, dich bitten zu laſ-<lb/>ſen, daß du zu mir kaͤmeſt.</p><lb/><p>Eben der Herr Belford hat mir geſchrieben,<lb/>
daß ſie ſich ausnehmend ſchlecht befaͤnde. Wie<lb/>
kann ſie denn ausgefahren ſeyn?</p><lb/><p>O, mein Herr, ſie befindet ſich ſehr ſchlecht,<lb/>ſehr ſchlecht in der That ‒‒ Sie konnte kaum<lb/>
bis an die Kutſche gehen.</p><lb/><p>Belford, dachte ich, wußte ſelbſt nichts von<lb/>
der Zeit, da ich kommen wollte. Er kann auch<lb/>
meinen Brief von geſtern noch nicht einmal ha-<lb/>
ben. Und ſie iſt ſo krank: es iſt unmoͤglich, daß<lb/>ſie ausfahren ſollte.</p><lb/><p>Wo iſt ihre Magd? Ruft ihre Magd zu<lb/>
mir.</p><lb/><p>Jhre Magd, mein Herr, iſt ihre Waͤrterinn.<lb/>
Sie hat keine andere. Und <hirendition="#fr">die</hi> iſt mit ihr ge-<lb/>
fahren.</p><lb/><p>Gut, Freund, ich muß euch nicht glauben.<lb/>
Jhr werdet mich entſchuldigen: ich muß ſelbſt<lb/>
die Treppe hinauf gehen. Und ſo wollte ich hin-<lb/>
aufſteigen.</p><lb/><p>Daruͤber nahm Johann ein ernſthaftes und<lb/>
nicht ſo ehrerbietiges Geſicht an ‒‒ Mein Herr,<lb/>
dieß Haus iſt mein: und ‒‒</p><lb/><p><hirendition="#fr">Und</hi> was, Freund? ‒‒ Jch zweifelte nun-<lb/>
mehr nicht, daß ſie oben waͤre ‒‒ Jch muß und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">will</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[797/0803]
reiſet, einen kranken Freund zu beſuchen. Er iſt
am Sonnabend abgegangen, mein Herr.
Dieß war auch in deiner Wohnung meinem
Wilhelm geſagt, den ich alſobald bey meiner An-
kunft in London zu dir ſchickte, dich bitten zu laſ-
ſen, daß du zu mir kaͤmeſt.
Eben der Herr Belford hat mir geſchrieben,
daß ſie ſich ausnehmend ſchlecht befaͤnde. Wie
kann ſie denn ausgefahren ſeyn?
O, mein Herr, ſie befindet ſich ſehr ſchlecht,
ſehr ſchlecht in der That ‒ ‒ Sie konnte kaum
bis an die Kutſche gehen.
Belford, dachte ich, wußte ſelbſt nichts von
der Zeit, da ich kommen wollte. Er kann auch
meinen Brief von geſtern noch nicht einmal ha-
ben. Und ſie iſt ſo krank: es iſt unmoͤglich, daß
ſie ausfahren ſollte.
Wo iſt ihre Magd? Ruft ihre Magd zu
mir.
Jhre Magd, mein Herr, iſt ihre Waͤrterinn.
Sie hat keine andere. Und die iſt mit ihr ge-
fahren.
Gut, Freund, ich muß euch nicht glauben.
Jhr werdet mich entſchuldigen: ich muß ſelbſt
die Treppe hinauf gehen. Und ſo wollte ich hin-
aufſteigen.
Daruͤber nahm Johann ein ernſthaftes und
nicht ſo ehrerbietiges Geſicht an ‒ ‒ Mein Herr,
dieß Haus iſt mein: und ‒ ‒
Und was, Freund? ‒ ‒ Jch zweifelte nun-
mehr nicht, daß ſie oben waͤre ‒ ‒ Jch muß und
will
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 797. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/803>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.