der Sünde willen gezüchtigt wird, seine Schön- heit vergehe, trat ich zum Spiegel. Eine elen- de Gestalt, beym Jupiter! rief ich: und sie lob- ten und bewunderten mich alle mit aufgehabenen Händen und Augen. Der Doctor sagte, er hät- te es allemal für unmöglich gehalten, daß ein Mensch von meiner Einsicht so wild seyn könnte, als die Welt mich ausschriee. Mein Lord lachte vor Freuden, wünschte mir Glück, und ich, Dank sey meiner lieben Fräulein Harlowe, brachte mir eine hohe Meynung bey guten, bösen, und mittel- mäßigen zu wege. Kurz, ich habe mich auf be- ständig bey allen, die hier sind, in gutes Ansehen gesetzet - - Aber, o Belford, auch dieß will nicht helfen! - - Jch muß wieder abbrechen.
Ein Besuch von den beyden Schwestern Montague, welche von meinem hinkenden Onkel hereingeführt wurden, um mir zugleich zu mei- ner Genesung und zu meiner Besserung in der Gottseligkeit Glück zu wünschen! Was für ein glücklicher Zufall ist diese Unpäßlichkeit bey der geistlichen Betrachtung in meiner Tasche! denn vorher waren wir alle gänzlich mit einander zer- fallen. Auf eben die Art habe ich oft, als ein Knabe, mich zu dem Haufen der Leute gesellet, die aus der Kirche kamen, und dadurch das An- sehen bekommen, als wenn ich selbst da gewesen wäre.
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der Suͤnde willen gezuͤchtigt wird, ſeine Schoͤn- heit vergehe, trat ich zum Spiegel. Eine elen- de Geſtalt, beym Jupiter! rief ich: und ſie lob- ten und bewunderten mich alle mit aufgehabenen Haͤnden und Augen. Der Doctor ſagte, er haͤt- te es allemal fuͤr unmoͤglich gehalten, daß ein Menſch von meiner Einſicht ſo wild ſeyn koͤnnte, als die Welt mich ausſchriee. Mein Lord lachte vor Freuden, wuͤnſchte mir Gluͤck, und ich, Dank ſey meiner lieben Fraͤulein Harlowe, brachte mir eine hohe Meynung bey guten, boͤſen, und mittel- maͤßigen zu wege. Kurz, ich habe mich auf be- ſtaͤndig bey allen, die hier ſind, in gutes Anſehen geſetzet ‒ ‒ Aber, o Belford, auch dieß will nicht helfen! ‒ ‒ Jch muß wieder abbrechen.
Ein Beſuch von den beyden Schweſtern Montague, welche von meinem hinkenden Onkel hereingefuͤhrt wurden, um mir zugleich zu mei- ner Geneſung und zu meiner Beſſerung in der Gottſeligkeit Gluͤck zu wuͤnſchen! Was fuͤr ein gluͤcklicher Zufall iſt dieſe Unpaͤßlichkeit bey der geiſtlichen Betrachtung in meiner Taſche! denn vorher waren wir alle gaͤnzlich mit einander zer- fallen. Auf eben die Art habe ich oft, als ein Knabe, mich zu dem Haufen der Leute geſellet, die aus der Kirche kamen, und dadurch das An- ſehen bekommen, als wenn ich ſelbſt da geweſen waͤre.
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der Suͤnde willen gezuͤchtigt wird, ſeine Schoͤn-
heit vergehe, trat ich zum Spiegel. Eine elen-
de Geſtalt, beym Jupiter! rief ich: und ſie lob-
ten und bewunderten mich alle mit aufgehabenen
Haͤnden und Augen. Der Doctor ſagte, er haͤt-
te es allemal fuͤr unmoͤglich gehalten, daß ein
Menſch von meiner Einſicht ſo wild ſeyn koͤnnte,
als die Welt mich ausſchriee. Mein Lord lachte
vor Freuden, wuͤnſchte mir Gluͤck, und ich, Dank
ſey meiner lieben Fraͤulein Harlowe, brachte mir
eine hohe Meynung bey guten, boͤſen, und mittel-
maͤßigen zu wege. Kurz, ich habe mich auf be-
ſtaͤndig bey allen, die hier ſind, in gutes Anſehen
geſetzet ‒ ‒ Aber, o Belford, auch dieß will nicht
helfen! ‒ ‒ Jch muß wieder abbrechen.
Ein Beſuch von den beyden Schweſtern
Montague, welche von meinem hinkenden Onkel
hereingefuͤhrt wurden, um mir zugleich zu mei-
ner Geneſung und zu meiner Beſſerung in der
Gottſeligkeit Gluͤck zu wuͤnſchen! Was fuͤr ein
gluͤcklicher Zufall iſt dieſe Unpaͤßlichkeit bey der
geiſtlichen Betrachtung in meiner Taſche! denn
vorher waren wir alle gaͤnzlich mit einander zer-
fallen. Auf eben die Art habe ich oft, als ein
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/777>, abgerufen am 22.11.2024.
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