ge zulässet, andere selbst schicket? Will er nicht zeitliche Leiden, die ohne Schuld zugefüget und gottselig ertragen werden, mit ewiger Glückselig- keit belohnen? - - Und was, meine Wertheste, was ist dieß kleine Nun, diese Nadelspitze, ge- gen eine unumschränkte Ewigkeit?
Unterdessen leidet mein Herz doch unter ei- nem gedoppelten Kummer. Denn mein armer Sohn ist recht, recht krank! - - Ein heftiges Fieber! - - Es ist nicht dahin zu bringen, daß es nachlässet! - - - Beten Sie für ihn, meine liebste Fräulein - - für seine Genesung, wo es Gottes Wille ist. - - Jch hoffe, es werde Got- tes Wille seyn! - - Wo nicht: - - Wie uner- träglich ist es mir, das zu vermuthen! - - so be- ten Sie für mich, daß er mir die Gedult und Ergebung in seinen Willen verleihe, die ich Jh- nen gewünschet habe. Jch verbleibe, Wertheste Fräulein,
Jhre ewig ergebene Judith Norton.
Der
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ge zulaͤſſet, andere ſelbſt ſchicket? Will er nicht zeitliche Leiden, die ohne Schuld zugefuͤget und gottſelig ertragen werden, mit ewiger Gluͤckſelig- keit belohnen? ‒ ‒ Und was, meine Wertheſte, was iſt dieß kleine Nun, dieſe Nadelſpitze, ge- gen eine unumſchraͤnkte Ewigkeit?
Unterdeſſen leidet mein Herz doch unter ei- nem gedoppelten Kummer. Denn mein armer Sohn iſt recht, recht krank! ‒ ‒ Ein heftiges Fieber! ‒ ‒ Es iſt nicht dahin zu bringen, daß es nachlaͤſſet! ‒ ‒ ‒ Beten Sie fuͤr ihn, meine liebſte Fraͤulein ‒ ‒ fuͤr ſeine Geneſung, wo es Gottes Wille iſt. ‒ ‒ Jch hoffe, es werde Got- tes Wille ſeyn! ‒ ‒ Wo nicht: ‒ ‒ Wie uner- traͤglich iſt es mir, das zu vermuthen! ‒ ‒ ſo be- ten Sie fuͤr mich, daß er mir die Gedult und Ergebung in ſeinen Willen verleihe, die ich Jh- nen gewuͤnſchet habe. Jch verbleibe, Wertheſte Fraͤulein,
Jhre ewig ergebene Judith Norton.
Der
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ge zulaͤſſet, andere ſelbſt ſchicket? Will er nicht
zeitliche Leiden, die ohne Schuld zugefuͤget und
gottſelig ertragen werden, mit ewiger Gluͤckſelig-
keit belohnen? ‒ ‒ Und was, meine Wertheſte,
was iſt dieß kleine Nun, dieſe Nadelſpitze, ge-
gen eine unumſchraͤnkte Ewigkeit?
Unterdeſſen leidet mein Herz doch unter ei-
nem gedoppelten Kummer. Denn mein armer
Sohn iſt recht, recht krank! ‒ ‒ Ein heftiges
Fieber! ‒ ‒ Es iſt nicht dahin zu bringen, daß
es nachlaͤſſet! ‒ ‒ ‒ Beten Sie fuͤr ihn, meine
liebſte Fraͤulein ‒ ‒ fuͤr ſeine Geneſung, wo es
Gottes Wille iſt. ‒ ‒ Jch hoffe, es werde Got-
tes Wille ſeyn! ‒ ‒ Wo nicht: ‒ ‒ Wie uner-
traͤglich iſt es mir, das zu vermuthen! ‒ ‒ ſo be-
ten Sie fuͤr mich, daß er mir die Gedult und
Ergebung in ſeinen Willen verleihe, die ich Jh-
nen gewuͤnſchet habe. Jch verbleibe, Wertheſte
Fraͤulein,
Jhre ewig ergebene
Judith Norton.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/77>, abgerufen am 25.11.2024.
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