machen suchen, wovon wir sehr wohl versi- chert sind, damit Sie nur Mitleiden erwecken mögen, welches Sie nicht verdienen, da Sie ge- nug gewarnet sind: so ergreife ich aus allen die- sen Ursachen noch einmal die Feder; ob ich gleich Jhrem Bruder bey seiner Abreise nach Eden- burg versprochen, nicht an Sie zu schreiben, wenn Sie auch an mich schreiben sollten, ohne daß ich ihm davon Nachricht gegeben hätte. Diese Zusage hatten wir in der That alle gethan. Denn er sagte vorher, was geschehen, und wie Sie sich an uns wenden würden, wenn Sie es nicht zu ändern wüßten.
Mein Bruder Johann hat Jhre Zärtlichkeit beleidiget, wie es scheint, indem er Jhnen eine deutliche Frage vorgeleget, welche Jhre Mutter aus herzlicher Betrübniß, und Jhre Schwester aus Sittsamkeit nicht thun kann: ob sie gleich nichts anders als eine Folge von Jhren Hand- lungen ist - - Nichts desto weniger muß sie beantwortet seyn, ehe Sie von Jhrem Vater und Jhrer Mutter und von uns die Nachricht erhal- ten werden, worauf Sie hoffen: das kann ich Jh- nen sagen.
Sie haben auf eine strafwürdige Art verschie- dene Wochen mit dem schändlichsten Kerl, der je- mals auf Erden gewesen ist, sonder Zweifel Tisch und Bett gemein gehabt. Denn ist seine Ge- müthsart nicht bekannt? Daher, bitte ich, schä- men Sie sich nicht, wenn Sie um etwas befra- get werden, das natürlicher Weise aus einem sol-
chen
machen ſuchen, wovon wir ſehr wohl verſi- chert ſind, damit Sie nur Mitleiden erwecken moͤgen, welches Sie nicht verdienen, da Sie ge- nug gewarnet ſind: ſo ergreife ich aus allen die- ſen Urſachen noch einmal die Feder; ob ich gleich Jhrem Bruder bey ſeiner Abreiſe nach Eden- burg verſprochen, nicht an Sie zu ſchreiben, wenn Sie auch an mich ſchreiben ſollten, ohne daß ich ihm davon Nachricht gegeben haͤtte. Dieſe Zuſage hatten wir in der That alle gethan. Denn er ſagte vorher, was geſchehen, und wie Sie ſich an uns wenden wuͤrden, wenn Sie es nicht zu aͤndern wuͤßten.
Mein Bruder Johann hat Jhre Zaͤrtlichkeit beleidiget, wie es ſcheint, indem er Jhnen eine deutliche Frage vorgeleget, welche Jhre Mutter aus herzlicher Betruͤbniß, und Jhre Schweſter aus Sittſamkeit nicht thun kann: ob ſie gleich nichts anders als eine Folge von Jhren Hand- lungen iſt ‒ ‒ Nichts deſto weniger muß ſie beantwortet ſeyn, ehe Sie von Jhrem Vater und Jhrer Mutter und von uns die Nachricht erhal- ten werden, worauf Sie hoffen: das kann ich Jh- nen ſagen.
Sie haben auf eine ſtrafwuͤrdige Art verſchie- dene Wochen mit dem ſchaͤndlichſten Kerl, der je- mals auf Erden geweſen iſt, ſonder Zweifel Tiſch und Bett gemein gehabt. Denn iſt ſeine Ge- muͤthsart nicht bekannt? Daher, bitte ich, ſchaͤ- men Sie ſich nicht, wenn Sie um etwas befra- get werden, das natuͤrlicher Weiſe aus einem ſol-
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[746/0752]
machen ſuchen, wovon wir ſehr wohl verſi-
chert ſind, damit Sie nur Mitleiden erwecken
moͤgen, welches Sie nicht verdienen, da Sie ge-
nug gewarnet ſind: ſo ergreife ich aus allen die-
ſen Urſachen noch einmal die Feder; ob ich gleich
Jhrem Bruder bey ſeiner Abreiſe nach Eden-
burg verſprochen, nicht an Sie zu ſchreiben,
wenn Sie auch an mich ſchreiben ſollten, ohne
daß ich ihm davon Nachricht gegeben haͤtte.
Dieſe Zuſage hatten wir in der That alle gethan.
Denn er ſagte vorher, was geſchehen, und wie
Sie ſich an uns wenden wuͤrden, wenn Sie es
nicht zu aͤndern wuͤßten.
Mein Bruder Johann hat Jhre Zaͤrtlichkeit
beleidiget, wie es ſcheint, indem er Jhnen eine
deutliche Frage vorgeleget, welche Jhre Mutter
aus herzlicher Betruͤbniß, und Jhre Schweſter
aus Sittſamkeit nicht thun kann: ob ſie gleich
nichts anders als eine Folge von Jhren Hand-
lungen iſt ‒ ‒ Nichts deſto weniger muß ſie
beantwortet ſeyn, ehe Sie von Jhrem Vater und
Jhrer Mutter und von uns die Nachricht erhal-
ten werden, worauf Sie hoffen: das kann ich Jh-
nen ſagen.
Sie haben auf eine ſtrafwuͤrdige Art verſchie-
dene Wochen mit dem ſchaͤndlichſten Kerl, der je-
mals auf Erden geweſen iſt, ſonder Zweifel Tiſch
und Bett gemein gehabt. Denn iſt ſeine Ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/752>, abgerufen am 22.11.2024.
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