den Personen, welche sie besuchten, zu erkundigen. Denn, was die Lobeserhebungen beträffe, die Fr. Smithinn von der Fräulein machte, ließ er sich merken, so schien sie eine Frau von gutem Herzen zu seyn, und möchte, ob er es gleich um der Fräu- lein willen nicht hoffete, vielleicht zu parteyisch und kurzsichtig seyn, daß man sich in einer Auge- legenheit, worauf so vieles ankäme, als auf die von ihm übernommene Verrichtung seiner Anzei- ge nach ankommen sollte, gänzlich auf sie verlassen könnte. Dabey schüttelte er den Kopf, redete zweifelhaft und geheimnißvoll, und gab sich, wie ich merken konnte, überhaupt bey der ganzen Un- terredung ein solches Ansehen, als wenn es mit ihm und seinem Gewerbe ungemein viel auf sich hätte. Wie Fr. Smithinn ihm Nachricht gab, daß es mit der Gesundheit der Fräulein sehr schlecht stünde: so zuckte er mit vieler Kaltsinnig- keit die Achsel - - Sie mag sich wohl sehr übel befinden, sprach er: Jhr Verdruß über die fehl- geschlagene Hoffnung muß sie empfindlich ange- griffen haben. Allein, ich darf sagen, sie befindet sich noch nicht übel genug, ihren sehr großen Fall zu büßen, und von denen, welche sie so schwer be- leidiget hat, Vergebung zu erwarten.
Ein strotziger eingebildeter Lehrling! Was wollte ich darum geben, daß er mir in den Lauf gekommen wäre!
Er gieng, sonder Zweifel höchst zufrieden mit sich selbst, und der guten Meynung der Fr. Smi- thinn von seiner großen Einsicht und Gelehrsam-
keit
den Perſonen, welche ſie beſuchten, zu erkundigen. Denn, was die Lobeserhebungen betraͤffe, die Fr. Smithinn von der Fraͤulein machte, ließ er ſich merken, ſo ſchien ſie eine Frau von gutem Herzen zu ſeyn, und moͤchte, ob er es gleich um der Fraͤu- lein willen nicht hoffete, vielleicht zu parteyiſch und kurzſichtig ſeyn, daß man ſich in einer Auge- legenheit, worauf ſo vieles ankaͤme, als auf die von ihm uͤbernommene Verrichtung ſeiner Anzei- ge nach ankommen ſollte, gaͤnzlich auf ſie verlaſſen koͤnnte. Dabey ſchuͤttelte er den Kopf, redete zweifelhaft und geheimnißvoll, und gab ſich, wie ich merken konnte, uͤberhaupt bey der ganzen Un- terredung ein ſolches Anſehen, als wenn es mit ihm und ſeinem Gewerbe ungemein viel auf ſich haͤtte. Wie Fr. Smithinn ihm Nachricht gab, daß es mit der Geſundheit der Fraͤulein ſehr ſchlecht ſtuͤnde: ſo zuckte er mit vieler Kaltſinnig- keit die Achſel ‒ ‒ Sie mag ſich wohl ſehr uͤbel befinden, ſprach er: Jhr Verdruß uͤber die fehl- geſchlagene Hoffnung muß ſie empfindlich ange- griffen haben. Allein, ich darf ſagen, ſie befindet ſich noch nicht uͤbel genug, ihren ſehr großen Fall zu buͤßen, und von denen, welche ſie ſo ſchwer be- leidiget hat, Vergebung zu erwarten.
Ein ſtrotziger eingebildeter Lehrling! Was wollte ich darum geben, daß er mir in den Lauf gekommen waͤre!
Er gieng, ſonder Zweifel hoͤchſt zufrieden mit ſich ſelbſt, und der guten Meynung der Fr. Smi- thinn von ſeiner großen Einſicht und Gelehrſam-
keit
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den Perſonen, welche ſie beſuchten, zu erkundigen.
Denn, was die Lobeserhebungen betraͤffe, die Fr.
Smithinn von der Fraͤulein machte, ließ er ſich
merken, ſo ſchien ſie eine Frau von gutem Herzen
zu ſeyn, und moͤchte, ob er es gleich um der Fraͤu-
lein willen nicht hoffete, vielleicht zu parteyiſch
und kurzſichtig ſeyn, daß man ſich in einer Auge-
legenheit, worauf ſo vieles ankaͤme, als auf die
von ihm uͤbernommene Verrichtung ſeiner Anzei-
ge nach ankommen ſollte, gaͤnzlich auf ſie verlaſſen
koͤnnte. Dabey ſchuͤttelte er den Kopf, redete
zweifelhaft und geheimnißvoll, und gab ſich, wie
ich merken konnte, uͤberhaupt bey der ganzen Un-
terredung ein ſolches Anſehen, als wenn es mit
ihm und ſeinem Gewerbe ungemein viel auf ſich
haͤtte. Wie Fr. Smithinn ihm Nachricht gab,
daß es mit der Geſundheit der Fraͤulein ſehr
ſchlecht ſtuͤnde: ſo zuckte er mit vieler Kaltſinnig-
keit die Achſel ‒ ‒ Sie mag ſich wohl ſehr uͤbel
befinden, ſprach er: Jhr Verdruß uͤber die fehl-
geſchlagene Hoffnung muß ſie empfindlich ange-
griffen haben. Allein, ich darf ſagen, ſie befindet
ſich noch nicht uͤbel genug, ihren ſehr großen Fall
zu buͤßen, und von denen, welche ſie ſo ſchwer be-
leidiget hat, Vergebung zu erwarten.
Ein ſtrotziger eingebildeter Lehrling! Was
wollte ich darum geben, daß er mir in den Lauf
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Er gieng, ſonder Zweifel hoͤchſt zufrieden mit
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/737>, abgerufen am 21.11.2024.
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