beliebigen Bedingungen, und in wessen Gesell- schaft es Jhnen gefällt, bey dem heiligen Altar mit mir zusammen zu kommen, und sich selbst zu dem reuevollesten und ergebensten Herzen, das jemals in eines Menschen Brust geschlagen hat, ein Recht zu geben.
Aber vielleicht mag eine Zeit der Prüfung erfordert werden. Es mag Jhnen so wohl wegen Jhrer Unpäßlichkeit, als wegen Jhrer Zweifel, vielleicht unmöglich seyn, mich so bald gänzlich wieder zur Gewogenheit aufzunehmen, als mein Herz aufgenommen zu seyn wünschet. Jn diesem Fall will ich mich Jhrem Belieben unterwerfen; und es soll keine Buße seyn, die Sie mir auflegen können, welche ich nicht mit Freuden über mich nehmen will: wo Sie sich gefallen lassen wollen, mir Hoffnung zu machen, daß, nach einer Aus- söhnung, gesetzt, sie sollte sich auch auf ganze Mo- nathe erstrecken, wobey die Regelmäßigkeit mei- nes künftigen Lebens und Wandels Sie von mei- ner Besserung überzeugen wird, Sie endlich mein Eigenthum seyn wollen.
Erlauben Sie mir also, um einige Zeilen zu einem Zeichen der Gewogenheit zu bitten, welche mich in dieser bedingten Hoffnung ermuntern mögen: wo es keine noch nähere Hoffnung und noch greßmüthigere Aufmunterung seyn kann.
Schlagen Sie mir dieß ab: so werden Sie mich zur Verzweifelung bringen. Aber auch als- denn muß ich mich, auf alle Gefahr, zu ihren Füßen werfen, damit ich mir nicht selbst die Ver-
säumung
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beliebigen Bedingungen, und in weſſen Geſell- ſchaft es Jhnen gefaͤllt, bey dem heiligen Altar mit mir zuſammen zu kommen, und ſich ſelbſt zu dem reuevolleſten und ergebenſten Herzen, das jemals in eines Menſchen Bruſt geſchlagen hat, ein Recht zu geben.
Aber vielleicht mag eine Zeit der Pruͤfung erfordert werden. Es mag Jhnen ſo wohl wegen Jhrer Unpaͤßlichkeit, als wegen Jhrer Zweifel, vielleicht unmoͤglich ſeyn, mich ſo bald gaͤnzlich wieder zur Gewogenheit aufzunehmen, als mein Herz aufgenommen zu ſeyn wuͤnſchet. Jn dieſem Fall will ich mich Jhrem Belieben unterwerfen; und es ſoll keine Buße ſeyn, die Sie mir auflegen koͤnnen, welche ich nicht mit Freuden uͤber mich nehmen will: wo Sie ſich gefallen laſſen wollen, mir Hoffnung zu machen, daß, nach einer Aus- ſoͤhnung, geſetzt, ſie ſollte ſich auch auf ganze Mo- nathe erſtrecken, wobey die Regelmaͤßigkeit mei- nes kuͤnftigen Lebens und Wandels Sie von mei- ner Beſſerung uͤberzeugen wird, Sie endlich mein Eigenthum ſeyn wollen.
Erlauben Sie mir alſo, um einige Zeilen zu einem Zeichen der Gewogenheit zu bitten, welche mich in dieſer bedingten Hoffnung ermuntern moͤgen: wo es keine noch naͤhere Hoffnung und noch greßmuͤthigere Aufmunterung ſeyn kann.
Schlagen Sie mir dieß ab: ſo werden Sie mich zur Verzweifelung bringen. Aber auch als- denn muß ich mich, auf alle Gefahr, zu ihren Fuͤßen werfen, damit ich mir nicht ſelbſt die Ver-
ſaͤumung
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beliebigen Bedingungen, und in weſſen Geſell-
ſchaft es Jhnen gefaͤllt, bey dem heiligen Altar
mit mir zuſammen zu kommen, und ſich ſelbſt zu
dem reuevolleſten und ergebenſten Herzen, das
jemals in eines Menſchen Bruſt geſchlagen hat,
ein Recht zu geben.
Aber vielleicht mag eine Zeit der Pruͤfung
erfordert werden. Es mag Jhnen ſo wohl wegen
Jhrer Unpaͤßlichkeit, als wegen Jhrer Zweifel,
vielleicht unmoͤglich ſeyn, mich ſo bald gaͤnzlich
wieder zur Gewogenheit aufzunehmen, als mein
Herz aufgenommen zu ſeyn wuͤnſchet. Jn dieſem
Fall will ich mich Jhrem Belieben unterwerfen;
und es ſoll keine Buße ſeyn, die Sie mir auflegen
koͤnnen, welche ich nicht mit Freuden uͤber mich
nehmen will: wo Sie ſich gefallen laſſen wollen,
mir Hoffnung zu machen, daß, nach einer Aus-
ſoͤhnung, geſetzt, ſie ſollte ſich auch auf ganze Mo-
nathe erſtrecken, wobey die Regelmaͤßigkeit mei-
nes kuͤnftigen Lebens und Wandels Sie von mei-
ner Beſſerung uͤberzeugen wird, Sie endlich mein
Eigenthum ſeyn wollen.
Erlauben Sie mir alſo, um einige Zeilen zu
einem Zeichen der Gewogenheit zu bitten, welche
mich in dieſer bedingten Hoffnung ermuntern
moͤgen: wo es keine noch naͤhere Hoffnung und
noch greßmuͤthigere Aufmunterung ſeyn kann.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/719>, abgerufen am 22.11.2024.
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