zum 19ten, an Sie geschrieben hat. Hiedurch werden Sie sehr verbinden
Jhre gehorsame Dienerinn Cl. Harlowe.
Nun, Lovelace, da keine Hoffnung für dich ist, Jhre Gewogenheit wieder zu erlangen; da deine Aufrichtigkeit, daß du niemals, wie kleinere Geister unter den liederlichen Brüdern gethan haben würden, deine Laster durch Anschwärzung der Fräulein oder ihres Geschlechts zu bemänteln gesucht hast, einigen Ruhm verdienen mag; da sie dadurch mehr beruhigt werden kann; da du besser durch deine eigne, als durch ihre Feder, fah- ren mußt; und da endlich deine Handlungen ge- zeiget haben, daß deine Briefe nicht das straf- würdigste sind, was sie von dir weiß: so sehe ich nicht, warum ich ihr auf ihre Ehre, und unter denen Bedingungen, die sie gesetzet, und um der Urfachen willen, welche sie angeführet hat, nicht darinn gefällig seyn mag; und zwar ohne Ver- letzung derjenigen Treue, welche man in dem, was uns von Freunden entdeckt und anvertrauet ist, beobachten muß; sonderlich, wie ich hätte hinzu- setzen mögen, da du dir aus deiner Feder und aus deiner Gottlosigkeit einen Ruhm ma- chest, und dich nicht schämen kannst.
Allein dem sey, wie ihm wolle: sie will ih- res Verlangens gewähret seyn, ehe deine Gegen- vorstellungen oder dein Geschrey dawider, an mich
kom-
zum 19ten, an Sie geſchrieben hat. Hiedurch werden Sie ſehr verbinden
Jhre gehorſame Dienerinn Cl. Harlowe.
Nun, Lovelace, da keine Hoffnung fuͤr dich iſt, Jhre Gewogenheit wieder zu erlangen; da deine Aufrichtigkeit, daß du niemals, wie kleinere Geiſter unter den liederlichen Bruͤdern gethan haben wuͤrden, deine Laſter durch Anſchwaͤrzung der Fraͤulein oder ihres Geſchlechts zu bemaͤnteln geſucht haſt, einigen Ruhm verdienen mag; da ſie dadurch mehr beruhigt werden kann; da du beſſer durch deine eigne, als durch ihre Feder, fah- ren mußt; und da endlich deine Handlungen ge- zeiget haben, daß deine Briefe nicht das ſtraf- wuͤrdigſte ſind, was ſie von dir weiß: ſo ſehe ich nicht, warum ich ihr auf ihre Ehre, und unter denen Bedingungen, die ſie geſetzet, und um der Urfachen willen, welche ſie angefuͤhret hat, nicht darinn gefaͤllig ſeyn mag; und zwar ohne Ver- letzung derjenigen Treue, welche man in dem, was uns von Freunden entdeckt und anvertrauet iſt, beobachten muß; ſonderlich, wie ich haͤtte hinzu- ſetzen moͤgen, da du dir aus deiner Feder und aus deiner Gottloſigkeit einen Ruhm ma- cheſt, und dich nicht ſchaͤmen kannſt.
Allein dem ſey, wie ihm wolle: ſie will ih- res Verlangens gewaͤhret ſeyn, ehe deine Gegen- vorſtellungen oder dein Geſchrey dawider, an mich
kom-
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Cl. Harlowe.
Nun, Lovelace, da keine Hoffnung fuͤr dich iſt,
Jhre Gewogenheit wieder zu erlangen; da
deine Aufrichtigkeit, daß du niemals, wie kleinere
Geiſter unter den liederlichen Bruͤdern gethan
haben wuͤrden, deine Laſter durch Anſchwaͤrzung
der Fraͤulein oder ihres Geſchlechts zu bemaͤnteln
geſucht haſt, einigen Ruhm verdienen mag; da
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nicht, warum ich ihr auf ihre Ehre, und unter
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/682>, abgerufen am 22.11.2024.
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