Jch weiß den Tag nicht, den er abreisen wird. Weil aber seine Nachfrage in geheim geschehen soll: so haben Sie die Güte, sich von dieser Nach- richt nichts merken zu lassen. Jch zweifle nicht, Jhr Leben und Umgang werde so beschaffen seyn, daß Sie den Untersuchungen des dienstfertigsten Nachforschers Trotz bieten können.
Jch höre eben itzo, daß Sie noch einen Brief an Jhre Schwester geschrieben haben. Aber ich besorge, sie werden auf Herrn Brands Bericht warten, ehe ferner einige Gewogenheit von den- selben zu erhalten seyn wird. Denn sie wollen noch nicht glauben, daß Sie sich so übel befinden, als ich fürchte.
Sie würden gar bald merken, daß Sie eine sehr gütige Mutter haben: wenn sie Freyheit hätte, nach ihrer eignen Neigung zu handeln. Dieß macht mir große Hoffnung, daß zuletzt alles ein gutes Ende gewinnen werde. Denn ich denke wirklich, daß sie auf dem rechten Wege sind, eine Aussöhnung zu erlangen. Gott gebe seinen Se- gen dazu, und schenke Jhnen Jhre Gesundheit, und Sie allen ihren Freunden wieder, nach dem Gebeth
Jhre gütige Fr. Mutter hat mir in geheim fünf Guineas geschickt: wie Jhr zu schreiben beliebt, zwar nur zu dem Ende, daß sie uns in der Krankheit, mit welcher wir geplagt gewesen sind, zur Beyhülfe dienen; aber nach größerer
Wahr-
Jch weiß den Tag nicht, den er abreiſen wird. Weil aber ſeine Nachfrage in geheim geſchehen ſoll: ſo haben Sie die Guͤte, ſich von dieſer Nach- richt nichts merken zu laſſen. Jch zweifle nicht, Jhr Leben und Umgang werde ſo beſchaffen ſeyn, daß Sie den Unterſuchungen des dienſtfertigſten Nachforſchers Trotz bieten koͤnnen.
Jch hoͤre eben itzo, daß Sie noch einen Brief an Jhre Schweſter geſchrieben haben. Aber ich beſorge, ſie werden auf Herrn Brands Bericht warten, ehe ferner einige Gewogenheit von den- ſelben zu erhalten ſeyn wird. Denn ſie wollen noch nicht glauben, daß Sie ſich ſo uͤbel befinden, als ich fuͤrchte.
Sie wuͤrden gar bald merken, daß Sie eine ſehr guͤtige Mutter haben: wenn ſie Freyheit haͤtte, nach ihrer eignen Neigung zu handeln. Dieß macht mir große Hoffnung, daß zuletzt alles ein gutes Ende gewinnen werde. Denn ich denke wirklich, daß ſie auf dem rechten Wege ſind, eine Ausſoͤhnung zu erlangen. Gott gebe ſeinen Se- gen dazu, und ſchenke Jhnen Jhre Geſundheit, und Sie allen ihren Freunden wieder, nach dem Gebeth
Jhre guͤtige Fr. Mutter hat mir in geheim fuͤnf Guineas geſchickt: wie Jhr zu ſchreiben beliebt, zwar nur zu dem Ende, daß ſie uns in der Krankheit, mit welcher wir geplagt geweſen ſind, zur Beyhuͤlfe dienen; aber nach groͤßerer
Wahr-
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Jch weiß den Tag nicht, den er abreiſen wird.
Weil aber ſeine Nachfrage in geheim geſchehen
ſoll: ſo haben Sie die Guͤte, ſich von dieſer Nach-
richt nichts merken zu laſſen. Jch zweifle nicht,
Jhr Leben und Umgang werde ſo beſchaffen ſeyn,
daß Sie den Unterſuchungen des dienſtfertigſten
Nachforſchers Trotz bieten koͤnnen.
Jch hoͤre eben itzo, daß Sie noch einen Brief
an Jhre Schweſter geſchrieben haben. Aber ich
beſorge, ſie werden auf Herrn Brands Bericht
warten, ehe ferner einige Gewogenheit von den-
ſelben zu erhalten ſeyn wird. Denn ſie wollen
noch nicht glauben, daß Sie ſich ſo uͤbel befinden,
als ich fuͤrchte.
Sie wuͤrden gar bald merken, daß Sie eine
ſehr guͤtige Mutter haben: wenn ſie Freyheit
haͤtte, nach ihrer eignen Neigung zu handeln.
Dieß macht mir große Hoffnung, daß zuletzt alles
ein gutes Ende gewinnen werde. Denn ich denke
wirklich, daß ſie auf dem rechten Wege ſind, eine
Ausſoͤhnung zu erlangen. Gott gebe ſeinen Se-
gen dazu, und ſchenke Jhnen Jhre Geſundheit,
und Sie allen ihren Freunden wieder, nach dem
Gebeth
Jhrer beſtaͤndig ergebenen Dienerinn
Judith Norton.
Jhre guͤtige Fr. Mutter hat mir in geheim fuͤnf
Guineas geſchickt: wie Jhr zu ſchreiben beliebt,
zwar nur zu dem Ende, daß ſie uns in der
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ſind, zur Beyhuͤlfe dienen; aber nach groͤßerer
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/661>, abgerufen am 22.11.2024.
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