keit zu ersuchen: ob es gleich wunderlich klingen wird, daß ich einem vertrauten Freunde von Herrn Lovelacen die Vollziehung meines letzten Willens überlasse.
Dieß ist gewiß; mein Bruder wird in dem Fall sich weit eher bey den Hauptstücken von mei- nem Testament zufrieden geben: da er sehen wird, daß es vergeblich seyn werde, einige dersel- ben streitig zu machen, die er sonst, das darf ich wohl sagen, streitig machen, oder meine andern Freunde streitig zu machen bereden würde. Und wer würde wohl gern denjenigen, dem man die Vollzie- hung seines letzten Willens aufträgt, in einen Proceß verwickeln, wenn man es ändern könnte? Dieß würde geschehen: wenn sie irgend einem aufgetragen wäre, von dem mein Bruder sich Hoffnung machen könnte, daß er ihm Furcht ein- jagen oder hinderlich seyn möchte. Denn mein Vater, der von ihm regieret wird, hat alles im Besitz. Jch wollte auch nicht wünschen, wie Sie leicht glauben können, daß meinem Vater mit Gewalt Güter aus den Händen gerissen würden. Herr Belford aber, der ein bemittelter Mann und ein guter Haushälter in seinen eignen Sachen ist, würde nichts weiter suchen, als Ge- rechtigkeit zu thun.
Hiezu kommt, daß er ausnehmend auf eine Gelegenheit dringet, seine Bereitwilligkeit, mir zu dienen, an den Tag zu legen. Er würde auch im Stande seyn, seinen ungestümen Freund zu
lenken,
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keit zu erſuchen: ob es gleich wunderlich klingen wird, daß ich einem vertrauten Freunde von Herrn Lovelacen die Vollziehung meines letzten Willens uͤberlaſſe.
Dieß iſt gewiß; mein Bruder wird in dem Fall ſich weit eher bey den Hauptſtuͤcken von mei- nem Teſtament zufrieden geben: da er ſehen wird, daß es vergeblich ſeyn werde, einige derſel- ben ſtreitig zu machen, die er ſonſt, das darf ich wohl ſagen, ſtreitig machen, oder meine andern Freunde ſtreitig zu machen bereden wuͤrde. Und wer wuͤrde wohl gern denjenigen, dem man die Vollzie- hung ſeines letzten Willens auftraͤgt, in einen Proceß verwickeln, wenn man es aͤndern koͤnnte? Dieß wuͤrde geſchehen: wenn ſie irgend einem aufgetragen waͤre, von dem mein Bruder ſich Hoffnung machen koͤnnte, daß er ihm Furcht ein- jagen oder hinderlich ſeyn moͤchte. Denn mein Vater, der von ihm regieret wird, hat alles im Beſitz. Jch wollte auch nicht wuͤnſchen, wie Sie leicht glauben koͤnnen, daß meinem Vater mit Gewalt Guͤter aus den Haͤnden geriſſen wuͤrden. Herr Belford aber, der ein bemittelter Mann und ein guter Haushaͤlter in ſeinen eignen Sachen iſt, wuͤrde nichts weiter ſuchen, als Ge- rechtigkeit zu thun.
Hiezu kommt, daß er ausnehmend auf eine Gelegenheit dringet, ſeine Bereitwilligkeit, mir zu dienen, an den Tag zu legen. Er wuͤrde auch im Stande ſeyn, ſeinen ungeſtuͤmen Freund zu
lenken,
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keit zu erſuchen: ob es gleich wunderlich klingen
wird, daß ich einem vertrauten Freunde von
Herrn Lovelacen die Vollziehung meines letzten
Willens uͤberlaſſe.
Dieß iſt gewiß; mein Bruder wird in dem
Fall ſich weit eher bey den Hauptſtuͤcken von mei-
nem Teſtament zufrieden geben: da er ſehen
wird, daß es vergeblich ſeyn werde, einige derſel-
ben ſtreitig zu machen, die er ſonſt, das darf ich
wohl ſagen, ſtreitig machen, oder meine andern
Freunde ſtreitig zu machen bereden wuͤrde. Und wer
wuͤrde wohl gern denjenigen, dem man die Vollzie-
hung ſeines letzten Willens auftraͤgt, in einen
Proceß verwickeln, wenn man es aͤndern koͤnnte?
Dieß wuͤrde geſchehen: wenn ſie irgend einem
aufgetragen waͤre, von dem mein Bruder ſich
Hoffnung machen koͤnnte, daß er ihm Furcht ein-
jagen oder hinderlich ſeyn moͤchte. Denn mein
Vater, der von ihm regieret wird, hat alles im
Beſitz. Jch wollte auch nicht wuͤnſchen, wie
Sie leicht glauben koͤnnen, daß meinem Vater
mit Gewalt Guͤter aus den Haͤnden geriſſen
wuͤrden. Herr Belford aber, der ein bemittelter
Mann und ein guter Haushaͤlter in ſeinen eignen
Sachen iſt, wuͤrde nichts weiter ſuchen, als Ge-
rechtigkeit zu thun.
Hiezu kommt, daß er ausnehmend auf eine
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/653>, abgerufen am 22.11.2024.
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