das härteste gegen sie seyn, was meiner Feder entfahren soll.
Wenn auch Jhr Sohn wieder genesen sollte: so lege ich Jhnen doch auf, meine liebe Frau Norton, daß Sie nicht daran gedenken, zu mir zu kommen. Jch weiß noch nicht anders, als daß mir Jhre Vermittelung, ob gleich gegen- wärtig auf Jhre Fürbitte so wenig würde geach- tet werden, bey meiner Mutter wohl nützlich seyn könne, mir die Wiederrufung des schrecklichsten Theils von meines Vaters Fluch, der noch al- lein erfüllt zu werden übrig ist, auszuwirken. Gewiß die Stimme der Natur muß endlich zu meinem Besten gehöret werden. Sie wird an- fangs mir bey meinen Freunden nur in der Stille das Wort reden, mit der bewußten Klage-sucht eines jungen und noch nicht unverschämten Bett- lers! - - Aber sie wird allmählig heller schreyen; wenn ich Muth habe, es zu thun; und vielleicht gar den väterlichen Schutz vor fernerem Unglück und diejenige Vergebung fordern, welche jene für ihre eigene Fehler zu erwarten nicht berechtigt seyn werden, die sich einmischen mögen. Damit sie mir um eines zufälligen, nicht eines vorsetz- lichen Vergehens willen abgeschlagen werde, um eines Vergehens willen, dessen ich mich; wenn sie nicht gewesen wären, niemals schuldig gemacht hätte.
Aber schon wieder hat die Ungedult, die sich vielleicht auf parteyische Selbstliebe, den verfüh- rerischen Jrrwisch, gründet, die Oberhand.
Jch
das haͤrteſte gegen ſie ſeyn, was meiner Feder entfahren ſoll.
Wenn auch Jhr Sohn wieder geneſen ſollte: ſo lege ich Jhnen doch auf, meine liebe Frau Norton, daß Sie nicht daran gedenken, zu mir zu kommen. Jch weiß noch nicht anders, als daß mir Jhre Vermittelung, ob gleich gegen- waͤrtig auf Jhre Fuͤrbitte ſo wenig wuͤrde geach- tet werden, bey meiner Mutter wohl nuͤtzlich ſeyn koͤnne, mir die Wiederrufung des ſchrecklichſten Theils von meines Vaters Fluch, der noch al- lein erfuͤllt zu werden uͤbrig iſt, auszuwirken. Gewiß die Stimme der Natur muß endlich zu meinem Beſten gehoͤret werden. Sie wird an- fangs mir bey meinen Freunden nur in der Stille das Wort reden, mit der bewußten Klage-ſucht eines jungen und noch nicht unverſchaͤmten Bett- lers! ‒ ‒ Aber ſie wird allmaͤhlig heller ſchreyen; wenn ich Muth habe, es zu thun; und vielleicht gar den vaͤterlichen Schutz vor fernerem Ungluͤck und diejenige Vergebung fordern, welche jene fuͤr ihre eigene Fehler zu erwarten nicht berechtigt ſeyn werden, die ſich einmiſchen moͤgen. Damit ſie mir um eines zufaͤlligen, nicht eines vorſetz- lichen Vergehens willen abgeſchlagen werde, um eines Vergehens willen, deſſen ich mich; wenn ſie nicht geweſen waͤren, niemals ſchuldig gemacht haͤtte.
Aber ſchon wieder hat die Ungedult, die ſich vielleicht auf parteyiſche Selbſtliebe, den verfuͤh- reriſchen Jrrwiſch, gruͤndet, die Oberhand.
Jch
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das haͤrteſte gegen ſie ſeyn, was meiner Feder
entfahren ſoll.
Wenn auch Jhr Sohn wieder geneſen ſollte:
ſo lege ich Jhnen doch auf, meine liebe Frau
Norton, daß Sie nicht daran gedenken, zu mir
zu kommen. Jch weiß noch nicht anders, als
daß mir Jhre Vermittelung, ob gleich gegen-
waͤrtig auf Jhre Fuͤrbitte ſo wenig wuͤrde geach-
tet werden, bey meiner Mutter wohl nuͤtzlich ſeyn
koͤnne, mir die Wiederrufung des ſchrecklichſten
Theils von meines Vaters Fluch, der noch al-
lein erfuͤllt zu werden uͤbrig iſt, auszuwirken.
Gewiß die Stimme der Natur muß endlich zu
meinem Beſten gehoͤret werden. Sie wird an-
fangs mir bey meinen Freunden nur in der Stille
das Wort reden, mit der bewußten Klage-ſucht
eines jungen und noch nicht unverſchaͤmten Bett-
lers! ‒ ‒ Aber ſie wird allmaͤhlig heller ſchreyen;
wenn ich Muth habe, es zu thun; und vielleicht
gar den vaͤterlichen Schutz vor fernerem Ungluͤck
und diejenige Vergebung fordern, welche jene
fuͤr ihre eigene Fehler zu erwarten nicht berechtigt
ſeyn werden, die ſich einmiſchen moͤgen. Damit
ſie mir um eines zufaͤlligen, nicht eines vorſetz-
lichen Vergehens willen abgeſchlagen werde,
um eines Vergehens willen, deſſen ich mich;
wenn ſie nicht geweſen waͤren, niemals ſchuldig
gemacht haͤtte.
Aber ſchon wieder hat die Ungedult, die ſich
vielleicht auf parteyiſche Selbſtliebe, den verfuͤh-
reriſchen Jrrwiſch, gruͤndet, die Oberhand.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/65>, abgerufen am 22.11.2024.
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