Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



der guten Frauen, die ganz von euch eingenom-
men ist, glaubte: so setzte ich mich desto williger
nieder, auf Euren Brief zu antworten; und
schreibe nicht so scharf, als ich sonst gethan haben
würde, wo ich ihn nur gar einmal beantwortet
hätte.

Der vergangene Montag ist Euer Geburts-
tag gewesen. Denket, elendes undankbares
Mägdchen, wie wir ihn alle zu begehen pflegten:
so werdet Jhr Euch nicht wundern, wenn man
Euch saget, daß wir an dem Tage alle von ein-
ander gelaufen sind. Allein Gott verleihe Euch
wahre Reue, wo Jhr sie nicht schon fühlet. Sie
wird gewiß wahr und aufrichtig seyn: wo sie
der Scham und der Betrübniß gleich ist, die
Jhr uns allen verursachet habt.

Eure traurige Schwester
Arabelle Harlowe.

Euer Vetter Morden wird alle Tage in Eng-
land erwartet. Er wird eben so wohl als
die Uebrigen von der Familie wünschen,
daß Jhr niemals gewesen wäret, wenn er
hören wird, wie trefflich Jhr es gemacht
habt.



Der
R r 5



der guten Frauen, die ganz von euch eingenom-
men iſt, glaubte: ſo ſetzte ich mich deſto williger
nieder, auf Euren Brief zu antworten; und
ſchreibe nicht ſo ſcharf, als ich ſonſt gethan haben
wuͤrde, wo ich ihn nur gar einmal beantwortet
haͤtte.

Der vergangene Montag iſt Euer Geburts-
tag geweſen. Denket, elendes undankbares
Maͤgdchen, wie wir ihn alle zu begehen pflegten:
ſo werdet Jhr Euch nicht wundern, wenn man
Euch ſaget, daß wir an dem Tage alle von ein-
ander gelaufen ſind. Allein Gott verleihe Euch
wahre Reue, wo Jhr ſie nicht ſchon fuͤhlet. Sie
wird gewiß wahr und aufrichtig ſeyn: wo ſie
der Scham und der Betruͤbniß gleich iſt, die
Jhr uns allen verurſachet habt.

Eure traurige Schweſter
Arabelle Harlowe.

Euer Vetter Morden wird alle Tage in Eng-
land erwartet. Er wird eben ſo wohl als
die Uebrigen von der Familie wuͤnſchen,
daß Jhr niemals geweſen waͤret, wenn er
hoͤren wird, wie trefflich Jhr es gemacht
habt.



Der
R r 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <p><pb facs="#f0639" n="633"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
der guten Frauen, die ganz von euch eingenom-<lb/>
men i&#x017F;t, glaubte: &#x017F;o &#x017F;etzte ich mich de&#x017F;to williger<lb/>
nieder, auf Euren Brief zu antworten; und<lb/>
&#x017F;chreibe nicht &#x017F;o &#x017F;charf, als ich &#x017F;on&#x017F;t gethan haben<lb/>
wu&#x0364;rde, wo ich ihn nur gar einmal beantwortet<lb/>
ha&#x0364;tte.</p><lb/>
              <p>Der vergangene Montag i&#x017F;t Euer Geburts-<lb/>
tag gewe&#x017F;en. Denket, elendes undankbares<lb/>
Ma&#x0364;gdchen, wie wir ihn alle zu begehen pflegten:<lb/>
&#x017F;o werdet Jhr Euch nicht wundern, wenn man<lb/>
Euch &#x017F;aget, daß wir an dem Tage alle von ein-<lb/>
ander gelaufen &#x017F;ind. Allein Gott verleihe Euch<lb/>
wahre Reue, wo Jhr &#x017F;ie nicht &#x017F;chon fu&#x0364;hlet. Sie<lb/>
wird gewiß wahr und aufrichtig &#x017F;eyn: wo &#x017F;ie<lb/>
der Scham und der Betru&#x0364;bniß gleich i&#x017F;t, die<lb/>
Jhr uns allen verur&#x017F;achet habt.</p><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#g">Eure traurige Schwe&#x017F;ter</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Arabelle Harlowe.</hi> </hi> </salute>
              </closer>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Euer Vetter Morden wird alle Tage in Eng-<lb/>
land erwartet. Er wird eben &#x017F;o wohl als<lb/>
die Uebrigen von der Familie wu&#x0364;n&#x017F;chen,<lb/>
daß Jhr niemals gewe&#x017F;en wa&#x0364;ret, wenn er<lb/>
ho&#x0364;ren wird, wie trefflich Jhr es gemacht<lb/>
habt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">R r 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[633/0639] der guten Frauen, die ganz von euch eingenom- men iſt, glaubte: ſo ſetzte ich mich deſto williger nieder, auf Euren Brief zu antworten; und ſchreibe nicht ſo ſcharf, als ich ſonſt gethan haben wuͤrde, wo ich ihn nur gar einmal beantwortet haͤtte. Der vergangene Montag iſt Euer Geburts- tag geweſen. Denket, elendes undankbares Maͤgdchen, wie wir ihn alle zu begehen pflegten: ſo werdet Jhr Euch nicht wundern, wenn man Euch ſaget, daß wir an dem Tage alle von ein- ander gelaufen ſind. Allein Gott verleihe Euch wahre Reue, wo Jhr ſie nicht ſchon fuͤhlet. Sie wird gewiß wahr und aufrichtig ſeyn: wo ſie der Scham und der Betruͤbniß gleich iſt, die Jhr uns allen verurſachet habt. Eure traurige Schweſter Arabelle Harlowe. Euer Vetter Morden wird alle Tage in Eng- land erwartet. Er wird eben ſo wohl als die Uebrigen von der Familie wuͤnſchen, daß Jhr niemals geweſen waͤret, wenn er hoͤren wird, wie trefflich Jhr es gemacht habt. Der R r 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/639
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/639>, abgerufen am 23.11.2024.