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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Es ist mir lieb, daß Sie bey so ehrlichen Leu-
ten sind und alle Jhre Sachen wieder haben - -
Wie schrecklich ist mit Jhnen umgegangen, daß
man sich über eine so elende Gerechtigkeit gegen
Sie, als dieß ist, schon freuen muß!

Jhre Gabe, Mitleiden zu erwecken, wird
allemal durch einen oder den andern Wink be-
rühret: und die Elisabeth Jhrer Schwester kommt
niemals zu mir, daß sie nicht voll davon seyn
sollte. Aber, wie Sie sagen, wer ist dadurch be-
weget, den Sie bewegt zu seyn wünscheten?
Gleichwohl bin ich versichert, wenn diese un-
glückliche Vorstellung nicht im Wege stünde, daß
Jhre Frau Mutter zu erweichen seyn würde.
Vergeben Sie mir, meine werthe Fräulein Clär-
chen, ich muß einen Weg versuchen, mich zu
überzeugen, ob meine Meynung nicht gegründet
ist. Jch will Jhnen aber nicht sagen, was es
ist, ohne wenn es glücklich gehet. Jch will es in
schuldigem Gehorsam und reiner Liebe gegen Jh-
re Angehörigen und gegen Sie versuchen.

Der Himmel stärke Sie in allen Jhren Ver-
suchungen! Dieß, theureste Fräulein, ist das be-
ständige Gebeth

Jhrer ewig ergebenen Freundinn und
Dienerinn
Judith Norton.
Der
Q q 4


Es iſt mir lieb, daß Sie bey ſo ehrlichen Leu-
ten ſind und alle Jhre Sachen wieder haben ‒ ‒
Wie ſchrecklich iſt mit Jhnen umgegangen, daß
man ſich uͤber eine ſo elende Gerechtigkeit gegen
Sie, als dieß iſt, ſchon freuen muß!

Jhre Gabe, Mitleiden zu erwecken, wird
allemal durch einen oder den andern Wink be-
ruͤhret: und die Eliſabeth Jhrer Schweſter kommt
niemals zu mir, daß ſie nicht voll davon ſeyn
ſollte. Aber, wie Sie ſagen, wer iſt dadurch be-
weget, den Sie bewegt zu ſeyn wuͤnſcheten?
Gleichwohl bin ich verſichert, wenn dieſe un-
gluͤckliche Vorſtellung nicht im Wege ſtuͤnde, daß
Jhre Frau Mutter zu erweichen ſeyn wuͤrde.
Vergeben Sie mir, meine werthe Fraͤulein Claͤr-
chen, ich muß einen Weg verſuchen, mich zu
uͤberzeugen, ob meine Meynung nicht gegruͤndet
iſt. Jch will Jhnen aber nicht ſagen, was es
iſt, ohne wenn es gluͤcklich gehet. Jch will es in
ſchuldigem Gehorſam und reiner Liebe gegen Jh-
re Angehoͤrigen und gegen Sie verſuchen.

Der Himmel ſtaͤrke Sie in allen Jhren Ver-
ſuchungen! Dieß, theureſte Fraͤulein, iſt das be-
ſtaͤndige Gebeth

Jhrer ewig ergebenen Freundinn und
Dienerinn
Judith Norton.
Der
Q q 4
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[615/0621] Es iſt mir lieb, daß Sie bey ſo ehrlichen Leu- ten ſind und alle Jhre Sachen wieder haben ‒ ‒ Wie ſchrecklich iſt mit Jhnen umgegangen, daß man ſich uͤber eine ſo elende Gerechtigkeit gegen Sie, als dieß iſt, ſchon freuen muß! Jhre Gabe, Mitleiden zu erwecken, wird allemal durch einen oder den andern Wink be- ruͤhret: und die Eliſabeth Jhrer Schweſter kommt niemals zu mir, daß ſie nicht voll davon ſeyn ſollte. Aber, wie Sie ſagen, wer iſt dadurch be- weget, den Sie bewegt zu ſeyn wuͤnſcheten? Gleichwohl bin ich verſichert, wenn dieſe un- gluͤckliche Vorſtellung nicht im Wege ſtuͤnde, daß Jhre Frau Mutter zu erweichen ſeyn wuͤrde. Vergeben Sie mir, meine werthe Fraͤulein Claͤr- chen, ich muß einen Weg verſuchen, mich zu uͤberzeugen, ob meine Meynung nicht gegruͤndet iſt. Jch will Jhnen aber nicht ſagen, was es iſt, ohne wenn es gluͤcklich gehet. Jch will es in ſchuldigem Gehorſam und reiner Liebe gegen Jh- re Angehoͤrigen und gegen Sie verſuchen. Der Himmel ſtaͤrke Sie in allen Jhren Ver- ſuchungen! Dieß, theureſte Fraͤulein, iſt das be- ſtaͤndige Gebeth Jhrer ewig ergebenen Freundinn und Dienerinn Judith Norton. Der Q q 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/621>, abgerufen am 22.11.2024.