einer Verbindung mit Personen von Jhrer und Jhrer edlen Schwester vortrefflichen Gemüths- art würdig machen würden, wenn ich mich nicht von ganzem Herzen erklären könnte, daß eine solche Verbindung nunmehr niemals statt ha- ben kann.
Jch will mich nicht gänzlich von allem Tadel loszuspre chen suchen: aber, in Absicht auf ihn, habe ich mir keinen Fehler vorzuwerfen. Mein Versehen ist gewesen, daß ich anfangs einen Briefwechsel mit ihm fortgesetzet, da es mir von denen verboten war, die ein Recht hatten, Ge- horsam von mir zu fordern. Dieß Versehen ist dadurch noch mehr vergrößert und deswegen noch weniger zu entschuldigen, daß ich ihm eine heim- liche Zusammenkunft mit mir gestattet habe, wel- che mich seinen Ränken bloßgestellet hat. Daß ich dafür Strafe leide, lasse ich mir gern gefal- len, und danke Gott, daß ich endlich von ihm entkommen bin, und es in meiner Gewalt habe, einen so gottlosen Menschen nicht zu meinem Manne anzunehmen. Jch werde mich freuen, wenn ich nur andern zur Warnung dienen mag: da ich ihnen nicht zum Beyspiel dienen kann; wie ich mir vormals, so eitel und eingebildet war ich! vorgenommen hatte.
Alles böse, was ich ihm wünsche, ist, daß er sich bessern und ich das letzte Opfer für seine Niederträchtigkeit seyn möge. Vielleicht kann dieser gute Wunsch erhalten werden: wenn er se- hen sollte, wie sich seine Bosheit, seine unver-
schuldete
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einer Verbindung mit Perſonen von Jhrer und Jhrer edlen Schweſter vortrefflichen Gemuͤths- art wuͤrdig machen wuͤrden, wenn ich mich nicht von ganzem Herzen erklaͤren koͤnnte, daß eine ſolche Verbindung nunmehr niemals ſtatt ha- ben kann.
Jch will mich nicht gaͤnzlich von allem Tadel loszuſpre chen ſuchen: aber, in Abſicht auf ihn, habe ich mir keinen Fehler vorzuwerfen. Mein Verſehen iſt geweſen, daß ich anfangs einen Briefwechſel mit ihm fortgeſetzet, da es mir von denen verboten war, die ein Recht hatten, Ge- horſam von mir zu fordern. Dieß Verſehen iſt dadurch noch mehr vergroͤßert und deswegen noch weniger zu entſchuldigen, daß ich ihm eine heim- liche Zuſammenkunft mit mir geſtattet habe, wel- che mich ſeinen Raͤnken bloßgeſtellet hat. Daß ich dafuͤr Strafe leide, laſſe ich mir gern gefal- len, und danke Gott, daß ich endlich von ihm entkommen bin, und es in meiner Gewalt habe, einen ſo gottloſen Menſchen nicht zu meinem Manne anzunehmen. Jch werde mich freuen, wenn ich nur andern zur Warnung dienen mag: da ich ihnen nicht zum Beyſpiel dienen kann; wie ich mir vormals, ſo eitel und eingebildet war ich! vorgenommen hatte.
Alles boͤſe, was ich ihm wuͤnſche, iſt, daß er ſich beſſern und ich das letzte Opfer fuͤr ſeine Niedertraͤchtigkeit ſeyn moͤge. Vielleicht kann dieſer gute Wunſch erhalten werden: wenn er ſe- hen ſollte, wie ſich ſeine Bosheit, ſeine unver-
ſchuldete
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[53/0059]
einer Verbindung mit Perſonen von Jhrer und
Jhrer edlen Schweſter vortrefflichen Gemuͤths-
art wuͤrdig machen wuͤrden, wenn ich mich nicht
von ganzem Herzen erklaͤren koͤnnte, daß eine
ſolche Verbindung nunmehr niemals ſtatt ha-
ben kann.
Jch will mich nicht gaͤnzlich von allem Tadel
loszuſpre chen ſuchen: aber, in Abſicht auf ihn,
habe ich mir keinen Fehler vorzuwerfen. Mein
Verſehen iſt geweſen, daß ich anfangs einen
Briefwechſel mit ihm fortgeſetzet, da es mir von
denen verboten war, die ein Recht hatten, Ge-
horſam von mir zu fordern. Dieß Verſehen iſt
dadurch noch mehr vergroͤßert und deswegen noch
weniger zu entſchuldigen, daß ich ihm eine heim-
liche Zuſammenkunft mit mir geſtattet habe, wel-
che mich ſeinen Raͤnken bloßgeſtellet hat. Daß
ich dafuͤr Strafe leide, laſſe ich mir gern gefal-
len, und danke Gott, daß ich endlich von ihm
entkommen bin, und es in meiner Gewalt habe,
einen ſo gottloſen Menſchen nicht zu meinem
Manne anzunehmen. Jch werde mich freuen,
wenn ich nur andern zur Warnung dienen mag:
da ich ihnen nicht zum Beyſpiel dienen kann; wie
ich mir vormals, ſo eitel und eingebildet war ich!
vorgenommen hatte.
Alles boͤſe, was ich ihm wuͤnſche, iſt, daß
er ſich beſſern und ich das letzte Opfer fuͤr ſeine
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/59>, abgerufen am 23.11.2024.
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