bey dem ich mich so sehr hätte irren können. Denn indem ich mich bemühete, einen Elenden, der ersaufen wollte, zu retten: so bin ich, nicht zufälliger, sondern vorsetzlicher Weise, und mit einem aus Vorbedacht gefaßten Schlusse, nach ihm hineingezogen worden. Er hat also den Ruhm gehabt, zu der Liste derer, die er unglück- lich gemacht, einen Namen hinzuzuthun, der, wie ich zuversichtlich sagen darf, seinem eignen Namen nicht zur Verkleinerung würde gereichet haben: und zwar durch solche Mittel, gnädige Frau, welche die Menschlichkeit beleidigen wür- den, wenn man sie erführe.
Meine ganze Absicht ist durch Jhrer Gna- den Antwort auf die Fragen, welche ich mir die Freyheit genommen habe, Jhnen schriftlich vor- zulegen, schon erreichet. Jch wünsche nicht, den unglücklichen Menschen bey Jhnen verhaßter zu machen, als ich nothwendig deswegen thun muß, damit ich mich entschuldige, daß ich Jhre angebotene Vermittelung schlechterdings aus- schlage.
Jhre Gnaden lassen sich daher folgende Um- stände melden:
Nachdem er mich mit Zwang, wie ich sagen mag, auf eine hinterlistige Art dazu gebracht hatte, daß ich mit ihm davon gegangen war: ist er im Stande gewesen, mich in eines der schänd- lichsten Häuser zu London, wie der Erfolg gezei- get hat, zu bringen.
Da-
D 2
bey dem ich mich ſo ſehr haͤtte irren koͤnnen. Denn indem ich mich bemuͤhete, einen Elenden, der erſaufen wollte, zu retten: ſo bin ich, nicht zufaͤlliger, ſondern vorſetzlicher Weiſe, und mit einem aus Vorbedacht gefaßten Schluſſe, nach ihm hineingezogen worden. Er hat alſo den Ruhm gehabt, zu der Liſte derer, die er ungluͤck- lich gemacht, einen Namen hinzuzuthun, der, wie ich zuverſichtlich ſagen darf, ſeinem eignen Namen nicht zur Verkleinerung wuͤrde gereichet haben: und zwar durch ſolche Mittel, gnaͤdige Frau, welche die Menſchlichkeit beleidigen wuͤr- den, wenn man ſie erfuͤhre.
Meine ganze Abſicht iſt durch Jhrer Gna- den Antwort auf die Fragen, welche ich mir die Freyheit genommen habe, Jhnen ſchriftlich vor- zulegen, ſchon erreichet. Jch wuͤnſche nicht, den ungluͤcklichen Menſchen bey Jhnen verhaßter zu machen, als ich nothwendig deswegen thun muß, damit ich mich entſchuldige, daß ich Jhre angebotene Vermittelung ſchlechterdings aus- ſchlage.
Jhre Gnaden laſſen ſich daher folgende Um- ſtaͤnde melden:
Nachdem er mich mit Zwang, wie ich ſagen mag, auf eine hinterliſtige Art dazu gebracht hatte, daß ich mit ihm davon gegangen war: iſt er im Stande geweſen, mich in eines der ſchaͤnd- lichſten Haͤuſer zu London, wie der Erfolg gezei- get hat, zu bringen.
Da-
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bey dem ich mich ſo ſehr haͤtte irren koͤnnen.
Denn indem ich mich bemuͤhete, einen Elenden,
der erſaufen wollte, zu retten: ſo bin ich, nicht
zufaͤlliger, ſondern vorſetzlicher Weiſe, und mit
einem aus Vorbedacht gefaßten Schluſſe, nach
ihm hineingezogen worden. Er hat alſo den
Ruhm gehabt, zu der Liſte derer, die er ungluͤck-
lich gemacht, einen Namen hinzuzuthun, der,
wie ich zuverſichtlich ſagen darf, ſeinem eignen
Namen nicht zur Verkleinerung wuͤrde gereichet
haben: und zwar durch ſolche Mittel, gnaͤdige
Frau, welche die Menſchlichkeit beleidigen wuͤr-
den, wenn man ſie erfuͤhre.
Meine ganze Abſicht iſt durch Jhrer Gna-
den Antwort auf die Fragen, welche ich mir die
Freyheit genommen habe, Jhnen ſchriftlich vor-
zulegen, ſchon erreichet. Jch wuͤnſche nicht,
den ungluͤcklichen Menſchen bey Jhnen verhaßter
zu machen, als ich nothwendig deswegen thun
muß, damit ich mich entſchuldige, daß ich Jhre
angebotene Vermittelung ſchlechterdings aus-
ſchlage.
Jhre Gnaden laſſen ſich daher folgende Um-
ſtaͤnde melden:
Nachdem er mich mit Zwang, wie ich ſagen
mag, auf eine hinterliſtige Art dazu gebracht
hatte, daß ich mit ihm davon gegangen war: iſt
er im Stande geweſen, mich in eines der ſchaͤnd-
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get hat, zu bringen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/57>, abgerufen am 23.11.2024.
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