ging ich, höchst unzufrieden mit mir selbst, daß ich wegginge, die Treppe hinunter. Weil ich in- zwischen doch nicht bleiben konnte: so beobachte- ten meine Augen unverrückt den entgegenstehen- den Weg von meinen Füßen; so lange als es nur den Saum von ihrem Kleide zu sehen mög- lich war.
Jch ging in den hintern Laden, fuhr der rechtschaffene Mann fort, und empfahl die engli- sche Fräulein der Fürsorge der Fr. Smithen aufs beste. Als ich auf der Gasse war: schlug ich mein Auge zu ihrem Fenster auf. Da sahe ich sie zum letzten male; ich zweifle, daß ich sie je- mals wieder sehen werde: und sie bewegte ihre Hand auf und nieder gegen mich, mit einem sol- chen Blick von lächelnder Güte und untermeng- tem Kummer, daß ich es nicht beschreiben kann.
Jch bitte dich, sage mir, du schändlicher Lo- velace, ob du nicht selbst aus dieser trocknen Be- schreibung von mir, wie ich durch die Betrach- tungen über diesen Vorfall, einen Gedanken be- kommest, daß ein weit erhabneres Vergnügen in vernünftiger Gemüthsfreundschaft liegen müsse; als du jemals unter dem dicken Rauch der Sinn- lichkeit zu schmecken vermögend gewesen bist? Sage, ob es dir nicht möglich seyn mag, mit der Zeit, dem unendlich Vorzüglichen denjenigen Vorzug zu geben, den ich ihm nun, wie ich hoffe, allezeit geben werde.
Jch
ging ich, hoͤchſt unzufrieden mit mir ſelbſt, daß ich wegginge, die Treppe hinunter. Weil ich in- zwiſchen doch nicht bleiben konnte: ſo beobachte- ten meine Augen unverruͤckt den entgegenſtehen- den Weg von meinen Fuͤßen; ſo lange als es nur den Saum von ihrem Kleide zu ſehen moͤg- lich war.
Jch ging in den hintern Laden, fuhr der rechtſchaffene Mann fort, und empfahl die engli- ſche Fraͤulein der Fuͤrſorge der Fr. Smithen aufs beſte. Als ich auf der Gaſſe war: ſchlug ich mein Auge zu ihrem Fenſter auf. Da ſahe ich ſie zum letzten male; ich zweifle, daß ich ſie je- mals wieder ſehen werde: und ſie bewegte ihre Hand auf und nieder gegen mich, mit einem ſol- chen Blick von laͤchelnder Guͤte und untermeng- tem Kummer, daß ich es nicht beſchreiben kann.
Jch bitte dich, ſage mir, du ſchaͤndlicher Lo- velace, ob du nicht ſelbſt aus dieſer trocknen Be- ſchreibung von mir, wie ich durch die Betrach- tungen uͤber dieſen Vorfall, einen Gedanken be- kommeſt, daß ein weit erhabneres Vergnuͤgen in vernuͤnftiger Gemuͤthsfreundſchaft liegen muͤſſe; als du jemals unter dem dicken Rauch der Sinn- lichkeit zu ſchmecken vermoͤgend geweſen biſt? Sage, ob es dir nicht moͤglich ſeyn mag, mit der Zeit, dem unendlich Vorzuͤglichen denjenigen Vorzug zu geben, den ich ihm nun, wie ich hoffe, allezeit geben werde.
Jch
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ging ich, hoͤchſt unzufrieden mit mir ſelbſt, daß
ich wegginge, die Treppe hinunter. Weil ich in-
zwiſchen doch nicht bleiben konnte: ſo beobachte-
ten meine Augen unverruͤckt den entgegenſtehen-
den Weg von meinen Fuͤßen; ſo lange als es
nur den Saum von ihrem Kleide zu ſehen moͤg-
lich war.
Jch ging in den hintern Laden, fuhr der
rechtſchaffene Mann fort, und empfahl die engli-
ſche Fraͤulein der Fuͤrſorge der Fr. Smithen aufs
beſte. Als ich auf der Gaſſe war: ſchlug ich
mein Auge zu ihrem Fenſter auf. Da ſahe ich
ſie zum letzten male; ich zweifle, daß ich ſie je-
mals wieder ſehen werde: und ſie bewegte ihre
Hand auf und nieder gegen mich, mit einem ſol-
chen Blick von laͤchelnder Guͤte und untermeng-
tem Kummer, daß ich es nicht beſchreiben
kann.
Jch bitte dich, ſage mir, du ſchaͤndlicher Lo-
velace, ob du nicht ſelbſt aus dieſer trocknen Be-
ſchreibung von mir, wie ich durch die Betrach-
tungen uͤber dieſen Vorfall, einen Gedanken be-
kommeſt, daß ein weit erhabneres Vergnuͤgen in
vernuͤnftiger Gemuͤthsfreundſchaft liegen muͤſſe;
als du jemals unter dem dicken Rauch der Sinn-
lichkeit zu ſchmecken vermoͤgend geweſen biſt?
Sage, ob es dir nicht moͤglich ſeyn mag, mit der
Zeit, dem unendlich Vorzuͤglichen denjenigen
Vorzug zu geben, den ich ihm nun, wie ich hoffe,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/544>, abgerufen am 22.11.2024.
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