Jch schreibe Jhnen Antwort, wie Sie verlan- gen. Der Her ist mit keinem sulchen Manne bekant. Jch weis gewis, das so ein Man niemals in unser Hauß gekommen, und der Her gieht wenig aus. Es ist ihm nicht ums Hertse auszugiehn. Warum? Jhre Wider- spenstigkeit macht, das sie nicht viel darnach fra- gen, einander zu sehn. Des Hern Geburthstag ist sunst niemals so gehalten: denn nicht eine Sele war hier, und nichts als Seuftsen und Trauren bey dem Hern, wen er dagte, wie es sunst zu seyn pflechte.
Jch fragte den Hern, ob er so einen Man kente, als Capitain Tomlinson, aber sagte nicht, warum ich fragte. Er sagte nein, er kente keinen.
Es ist doch wol kein Possen oder Betriegerei gegen den Hern von einem Tomlinson angestif- tet - - Man weis nicht, was sie für Geselschaft zu haben genöthigt sind, seitdem sie weggegangen, wie sie wissen, gnädiche Freilein. Verzeihen sie mier gnädiche Frailen, aber Lunden ist ein ge-
waltich
Der zwoͤlfte Brief Die Antwort von Frau Hodges.
Sonnabends, den 1ſten Jul.
Gnaͤdiche Freilein!
Jch ſchreibe Jhnen Antwort, wie Sie verlan- gen. Der Her iſt mit keinem ſulchen Manne bekant. Jch weis gewis, das ſo ein Man niemals in unſer Hauß gekommen, und der Her gieht wenig aus. Es iſt ihm nicht ums Hertſe auszugiehn. Warum? Jhre Wider- ſpenſtigkeit macht, das ſie nicht viel darnach fra- gen, einander zu ſehn. Des Hern Geburthstag iſt ſunſt niemals ſo gehalten: denn nicht eine Sele war hier, und nichts als Seuftſen und Trauren bey dem Hern, wen er dagte, wie es ſunſt zu ſeyn pflechte.
Jch fragte den Hern, ob er ſo einen Man kente, als Capitain Tomlinſon, aber ſagte nicht, warum ich fragte. Er ſagte nein, er kente keinen.
Es iſt doch wol kein Poſſen oder Betriegerei gegen den Hern von einem Tomlinſon angeſtif- tet ‒ ‒ Man weis nicht, was ſie fuͤr Geſelſchaft zu haben genoͤthigt ſind, ſeitdem ſie weggegangen, wie ſie wiſſen, gnaͤdiche Freilein. Verzeihen ſie mier gnaͤdiche Frailen, aber Lunden iſt ein ge-
waltich
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0054"n="48"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der zwoͤlfte Brief<lb/>
Die Antwort von Frau Hodges.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Sonnabends, den 1ſten Jul.</hi></dateline><lb/><salute><hirendition="#b">Gnaͤdiche Freilein!</hi></salute><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch ſchreibe Jhnen Antwort, wie Sie verlan-<lb/>
gen. Der Her iſt mit keinem ſulchen<lb/>
Manne bekant. Jch weis gewis, das ſo ein<lb/>
Man niemals in unſer Hauß gekommen, und<lb/>
der Her gieht wenig aus. Es iſt ihm nicht ums<lb/>
Hertſe auszugiehn. Warum? Jhre Wider-<lb/>ſpenſtigkeit macht, das ſie nicht viel darnach fra-<lb/>
gen, einander zu ſehn. Des Hern Geburthstag<lb/>
iſt ſunſt niemals ſo gehalten: denn nicht eine<lb/>
Sele war hier, und nichts als Seuftſen und<lb/>
Trauren bey dem Hern, wen er dagte, wie es<lb/>ſunſt zu ſeyn pflechte.</p><lb/><p>Jch fragte den Hern, ob er ſo einen Man<lb/>
kente, als Capitain Tomlinſon, aber ſagte nicht,<lb/>
warum ich fragte. Er ſagte nein, er kente<lb/>
keinen.</p><lb/><p>Es iſt doch wol kein Poſſen oder Betriegerei<lb/>
gegen den Hern von einem Tomlinſon angeſtif-<lb/>
tet ‒‒ Man weis nicht, was ſie fuͤr Geſelſchaft<lb/>
zu haben genoͤthigt ſind, ſeitdem ſie weggegangen,<lb/>
wie ſie wiſſen, gnaͤdiche Freilein. Verzeihen ſie<lb/>
mier gnaͤdiche Frailen, aber Lunden iſt ein ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">waltich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[48/0054]
Der zwoͤlfte Brief
Die Antwort von Frau Hodges.
Sonnabends, den 1ſten Jul.
Gnaͤdiche Freilein!
Jch ſchreibe Jhnen Antwort, wie Sie verlan-
gen. Der Her iſt mit keinem ſulchen
Manne bekant. Jch weis gewis, das ſo ein
Man niemals in unſer Hauß gekommen, und
der Her gieht wenig aus. Es iſt ihm nicht ums
Hertſe auszugiehn. Warum? Jhre Wider-
ſpenſtigkeit macht, das ſie nicht viel darnach fra-
gen, einander zu ſehn. Des Hern Geburthstag
iſt ſunſt niemals ſo gehalten: denn nicht eine
Sele war hier, und nichts als Seuftſen und
Trauren bey dem Hern, wen er dagte, wie es
ſunſt zu ſeyn pflechte.
Jch fragte den Hern, ob er ſo einen Man
kente, als Capitain Tomlinſon, aber ſagte nicht,
warum ich fragte. Er ſagte nein, er kente
keinen.
Es iſt doch wol kein Poſſen oder Betriegerei
gegen den Hern von einem Tomlinſon angeſtif-
tet ‒ ‒ Man weis nicht, was ſie fuͤr Geſelſchaft
zu haben genoͤthigt ſind, ſeitdem ſie weggegangen,
wie ſie wiſſen, gnaͤdiche Freilein. Verzeihen ſie
mier gnaͤdiche Frailen, aber Lunden iſt ein ge-
waltich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/54>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.