alles bey uns gut. Die Leute in dem Hause, wo ich bin, sind höflich und ehrlich. Es hat auch eine Witwe in demselben eingemiethet. Habe ich Jhnen das nicht schon gemeldet? Eine gott- selige Frau: die dadurch noch desto besser gewor- den ist, daß sie in der Leidensschule gelernet hat.
Eine vortreffliche Schule! meine liebe Fr. Norton, die uns lehret, uns selbst zu erkennen, mit einander Mitleiden zu haben, einander zu ertragen und unsre Augen zu einer bessern Hoff- nung aufzuheben.
Jch habe einen so leutseligen Arzt, der auf seine Bezahlung am wenigsten denket, und einen so rechtschaffenen Apotheker, als jemals einen Kranken besucht haben. Meine Wärterinn ist fleißig, gesällig, stille und mäßig. So bin ich nicht unglücklich, weder äußerlich noch inner- lich-Jch hoffe, meine werthe Frau Norton, daß meine innerliche Glückseligkeit täglich mehr und mehr zunehmen werde.
Es würde mir unstreitig eine der trostreiche- sten Vergnügungen seyn, die ich empfinden könn- te, wenn ich Sie bey mir hätte: Sie, welche mich so herzlich lieben; Sie, welche die wachsa- me Stütze meiner unvermögenden Kindheit ge- wesen sind; Sie, aus deren guten Lehren ich so vielen Vortheil gezogen habe! - - Jn Jhren Schooß könnte ich allen meinen Kummer geru- hig niederlegen: und, durch Jhre Gottseligkeit und Erfahrung in den Wegen des Himmels,
würde
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alles bey uns gut. Die Leute in dem Hauſe, wo ich bin, ſind hoͤflich und ehrlich. Es hat auch eine Witwe in demſelben eingemiethet. Habe ich Jhnen das nicht ſchon gemeldet? Eine gott- ſelige Frau: die dadurch noch deſto beſſer gewor- den iſt, daß ſie in der Leidensſchule gelernet hat.
Eine vortreffliche Schule! meine liebe Fr. Norton, die uns lehret, uns ſelbſt zu erkennen, mit einander Mitleiden zu haben, einander zu ertragen und unſre Augen zu einer beſſern Hoff- nung aufzuheben.
Jch habe einen ſo leutſeligen Arzt, der auf ſeine Bezahlung am wenigſten denket, und einen ſo rechtſchaffenen Apotheker, als jemals einen Kranken beſucht haben. Meine Waͤrterinn iſt fleißig, geſaͤllig, ſtille und maͤßig. So bin ich nicht ungluͤcklich, weder aͤußerlich noch inner- lich-Jch hoffe, meine werthe Frau Norton, daß meine innerliche Gluͤckſeligkeit taͤglich mehr und mehr zunehmen werde.
Es wuͤrde mir unſtreitig eine der troſtreiche- ſten Vergnuͤgungen ſeyn, die ich empfinden koͤnn- te, wenn ich Sie bey mir haͤtte: Sie, welche mich ſo herzlich lieben; Sie, welche die wachſa- me Stuͤtze meiner unvermoͤgenden Kindheit ge- weſen ſind; Sie, aus deren guten Lehren ich ſo vielen Vortheil gezogen habe! ‒ ‒ Jn Jhren Schooß koͤnnte ich allen meinen Kummer geru- hig niederlegen: und, durch Jhre Gottſeligkeit und Erfahrung in den Wegen des Himmels,
wuͤrde
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alles bey uns gut. Die Leute in dem Hauſe, wo
ich bin, ſind hoͤflich und ehrlich. Es hat auch
eine Witwe in demſelben eingemiethet. Habe
ich Jhnen das nicht ſchon gemeldet? Eine gott-
ſelige Frau: die dadurch noch deſto beſſer gewor-
den iſt, daß ſie in der Leidensſchule gelernet hat.
Eine vortreffliche Schule! meine liebe Fr.
Norton, die uns lehret, uns ſelbſt zu erkennen,
mit einander Mitleiden zu haben, einander zu
ertragen und unſre Augen zu einer beſſern Hoff-
nung aufzuheben.
Jch habe einen ſo leutſeligen Arzt, der auf
ſeine Bezahlung am wenigſten denket, und einen
ſo rechtſchaffenen Apotheker, als jemals einen
Kranken beſucht haben. Meine Waͤrterinn iſt
fleißig, geſaͤllig, ſtille und maͤßig. So bin ich
nicht ungluͤcklich, weder aͤußerlich noch inner-
lich-Jch hoffe, meine werthe Frau Norton,
daß meine innerliche Gluͤckſeligkeit taͤglich mehr
und mehr zunehmen werde.
Es wuͤrde mir unſtreitig eine der troſtreiche-
ſten Vergnuͤgungen ſeyn, die ich empfinden koͤnn-
te, wenn ich Sie bey mir haͤtte: Sie, welche
mich ſo herzlich lieben; Sie, welche die wachſa-
me Stuͤtze meiner unvermoͤgenden Kindheit ge-
weſen ſind; Sie, aus deren guten Lehren ich ſo
vielen Vortheil gezogen habe! ‒ ‒ Jn Jhren
Schooß koͤnnte ich allen meinen Kummer geru-
hig niederlegen: und, durch Jhre Gottſeligkeit
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/511>, abgerufen am 25.11.2024.
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