"Betrüben Sie sich nicht, meine Wertheste - - "Aber ich bin gewiß, wo ich es mit so weniger "Vermessenheit, als Betrübniß, sagen mag, nach "Hiobsr; Worten, daß Gott bald mein Wesen "auflösen, und mich dem Tode und der "Wohnung, die für alle Lebendige bestimmt "ist, zuführen werde."
Nun, meine liebste Freundinn, wissen Sie meine Gesinnung vollkommen. Sie werden die Güte haben, an die Fräuleins von Herrn Lovela- cens Familie zu schreiben, daß ich mich ihnen al- len für ihre gute Meynung von mir unendlich verbunden achte; und daß es mir ein größeres Vergnügen gemacht habe, als ich in diesem Leben erwartet hätte, daß ich, auf eine so geringe, und nicht einmal persönliche, Kenntniß von mir, einer Verbindung mit ihrer ansehnlichen Familie, nach der Mishandlung, die mir widerfahren ist, wür- dig geachtet bin: allein daß ich keinesweges an ihren Verwandten, als an meinen Ehegatten, ge- denken könne. Haben Sie auch die Gewogen- heit, meine Wertheste, aus dem obigen einen Auszug von denenjenigen Gründen zu machen, welche nach Jhren Gedanken einiges Gewicht bey denenselben haben.
Jch würde selbst an sie schreiben, ihre gewo- gene Gesinnung mit Dank zu erkennen: wenn ich für meinen Kopf, für mein Herz und für mei- ne Finger nicht mehr zu thun hätte, als sie, wie mir bange ist, zu vollführen vermögend seyn werden.
Es
„Betruͤben Sie ſich nicht, meine Wertheſte ‒ ‒ „Aber ich bin gewiß, wo ich es mit ſo weniger „Vermeſſenheit, als Betruͤbniß, ſagen mag, nach „Hiobſr; Worten, daß Gott bald mein Weſen „aufloͤſen, und mich dem Tode und der „Wohnung, die fuͤr alle Lebendige beſtimmt „iſt, zufuͤhren werde.“
Nun, meine liebſte Freundinn, wiſſen Sie meine Geſinnung vollkommen. Sie werden die Guͤte haben, an die Fraͤuleins von Herrn Lovela- cens Familie zu ſchreiben, daß ich mich ihnen al- len fuͤr ihre gute Meynung von mir unendlich verbunden achte; und daß es mir ein groͤßeres Vergnuͤgen gemacht habe, als ich in dieſem Leben erwartet haͤtte, daß ich, auf eine ſo geringe, und nicht einmal perſoͤnliche, Kenntniß von mir, einer Verbindung mit ihrer anſehnlichen Familie, nach der Mishandlung, die mir widerfahren iſt, wuͤr- dig geachtet bin: allein daß ich keinesweges an ihren Verwandten, als an meinen Ehegatten, ge- denken koͤnne. Haben Sie auch die Gewogen- heit, meine Wertheſte, aus dem obigen einen Auszug von denenjenigen Gruͤnden zu machen, welche nach Jhren Gedanken einiges Gewicht bey denenſelben haben.
Jch wuͤrde ſelbſt an ſie ſchreiben, ihre gewo- gene Geſinnung mit Dank zu erkennen: wenn ich fuͤr meinen Kopf, fuͤr mein Herz und fuͤr mei- ne Finger nicht mehr zu thun haͤtte, als ſie, wie mir bange iſt, zu vollfuͤhren vermoͤgend ſeyn werden.
Es
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„Betruͤben Sie ſich nicht, meine Wertheſte ‒ ‒
„Aber ich bin gewiß, wo ich es mit ſo weniger
„Vermeſſenheit, als Betruͤbniß, ſagen mag, nach
„Hiobſr; Worten, daß Gott bald mein Weſen
„aufloͤſen, und mich dem Tode und der
„Wohnung, die fuͤr alle Lebendige beſtimmt
„iſt, zufuͤhren werde.“
Nun, meine liebſte Freundinn, wiſſen Sie
meine Geſinnung vollkommen. Sie werden die
Guͤte haben, an die Fraͤuleins von Herrn Lovela-
cens Familie zu ſchreiben, daß ich mich ihnen al-
len fuͤr ihre gute Meynung von mir unendlich
verbunden achte; und daß es mir ein groͤßeres
Vergnuͤgen gemacht habe, als ich in dieſem Leben
erwartet haͤtte, daß ich, auf eine ſo geringe, und
nicht einmal perſoͤnliche, Kenntniß von mir, einer
Verbindung mit ihrer anſehnlichen Familie, nach
der Mishandlung, die mir widerfahren iſt, wuͤr-
dig geachtet bin: allein daß ich keinesweges an
ihren Verwandten, als an meinen Ehegatten, ge-
denken koͤnne. Haben Sie auch die Gewogen-
heit, meine Wertheſte, aus dem obigen einen
Auszug von denenjenigen Gruͤnden zu machen,
welche nach Jhren Gedanken einiges Gewicht
bey denenſelben haben.
Jch wuͤrde ſelbſt an ſie ſchreiben, ihre gewo-
gene Geſinnung mit Dank zu erkennen: wenn
ich fuͤr meinen Kopf, fuͤr mein Herz und fuͤr mei-
ne Finger nicht mehr zu thun haͤtte, als ſie, wie
mir bange iſt, zu vollfuͤhren vermoͤgend ſeyn
werden.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/499>, abgerufen am 25.11.2024.
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