zu Jhnen kommen kann: so werde ich nicht ru- hig seyn, ohne wenn er es thut. Er wird Jh- nen alsdenn erzählen, was für eine bewunderns- würdige Beschreibung der vermessene Kerl von Jhnen gemacht hat, und wie vollkommen er Jh- rer Tugend Gerechtigkeit widerfahren lässet.
Er hat alles eben so frey gegen seine Anver- wandten, ob gleich zu seiner eignen Verurtheilung gestanden. Das haben mir seine beyden Basen erzählet. Alles, was er besorgt, wie er zu Herrn Hickmann gesagt, ist, daß, wo Sie fortfahren, Jhre Geschichte zu erzählen, und ihn dem Ur- theil der Leute bloßzustellen, das Heyrathen selbst ihnen beyden die Schande nicht abnehmen wer- de; und hiernächst, "daß Sie durch Jhre über- "mäßige Betrübniß Jhre Natur verderben, und, "indem Sie den Tod suchen, da Sie ihn vermei- "den könnten, sich außer Stande setzen werden, "ihm zu entgehen, wenn Sie gern wollten.
Also empfehle ich Jhnen, liebste Freundinn, wo Sie können, Jhren Abscheu gegen diesen fchändlichen Menschen zu überwinden. Sie können vielleicht noch viele glückliche Tage erle- ben, und wiederum so wohl das Vergnügen aller Jhrer Freunde, Nachbarn und Bekannten, als eine Stütze, ein Trost, ein Glück für Jhre Anna Howe seyn.
Mich verlangt sehr, Jhre Antwort auf mei- nen Brief vom 13ten zu haben. Jch bitte, hal- ten Sie den Bothen so lange auf, bis sie fertig ist. Wenn er nur am Montage, Abends, wieder
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zu Jhnen kommen kann: ſo werde ich nicht ru- hig ſeyn, ohne wenn er es thut. Er wird Jh- nen alsdenn erzaͤhlen, was fuͤr eine bewunderns- wuͤrdige Beſchreibung der vermeſſene Kerl von Jhnen gemacht hat, und wie vollkommen er Jh- rer Tugend Gerechtigkeit widerfahren laͤſſet.
Er hat alles eben ſo frey gegen ſeine Anver- wandten, ob gleich zu ſeiner eignen Verurtheilung geſtanden. Das haben mir ſeine beyden Baſen erzaͤhlet. Alles, was er beſorgt, wie er zu Herrn Hickmann geſagt, iſt, daß, wo Sie fortfahren, Jhre Geſchichte zu erzaͤhlen, und ihn dem Ur- theil der Leute bloßzuſtellen, das Heyrathen ſelbſt ihnen beyden die Schande nicht abnehmen wer- de; und hiernaͤchſt, „daß Sie durch Jhre uͤber- „maͤßige Betruͤbniß Jhre Natur verderben, und, „indem Sie den Tod ſuchen, da Sie ihn vermei- „den koͤnnten, ſich außer Stande ſetzen werden, „ihm zu entgehen, wenn Sie gern wollten.
Alſo empfehle ich Jhnen, liebſte Freundinn, wo Sie koͤnnen, Jhren Abſcheu gegen dieſen fchaͤndlichen Menſchen zu uͤberwinden. Sie koͤnnen vielleicht noch viele gluͤckliche Tage erle- ben, und wiederum ſo wohl das Vergnuͤgen aller Jhrer Freunde, Nachbarn und Bekannten, als eine Stuͤtze, ein Troſt, ein Gluͤck fuͤr Jhre Anna Howe ſeyn.
Mich verlangt ſehr, Jhre Antwort auf mei- nen Brief vom 13ten zu haben. Jch bitte, hal- ten Sie den Bothen ſo lange auf, bis ſie fertig iſt. Wenn er nur am Montage, Abends, wieder
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zu Jhnen kommen kann: ſo werde ich nicht ru-
hig ſeyn, ohne wenn er es thut. Er wird Jh-
nen alsdenn erzaͤhlen, was fuͤr eine bewunderns-
wuͤrdige Beſchreibung der vermeſſene Kerl von
Jhnen gemacht hat, und wie vollkommen er Jh-
rer Tugend Gerechtigkeit widerfahren laͤſſet.
Er hat alles eben ſo frey gegen ſeine Anver-
wandten, ob gleich zu ſeiner eignen Verurtheilung
geſtanden. Das haben mir ſeine beyden Baſen
erzaͤhlet. Alles, was er beſorgt, wie er zu Herrn
Hickmann geſagt, iſt, daß, wo Sie fortfahren,
Jhre Geſchichte zu erzaͤhlen, und ihn dem Ur-
theil der Leute bloßzuſtellen, das Heyrathen ſelbſt
ihnen beyden die Schande nicht abnehmen wer-
de; und hiernaͤchſt, „daß Sie durch Jhre uͤber-
„maͤßige Betruͤbniß Jhre Natur verderben, und,
„indem Sie den Tod ſuchen, da Sie ihn vermei-
„den koͤnnten, ſich außer Stande ſetzen werden,
„ihm zu entgehen, wenn Sie gern wollten.
Alſo empfehle ich Jhnen, liebſte Freundinn,
wo Sie koͤnnen, Jhren Abſcheu gegen dieſen
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ben, und wiederum ſo wohl das Vergnuͤgen aller
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eine Stuͤtze, ein Troſt, ein Gluͤck fuͤr Jhre Anna
Howe ſeyn.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/482>, abgerufen am 25.11.2024.
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