Redensarten anspiele, ich will nicht im Betts liegen, wenn etwas lustiges vorgeht.
Da ich in meines Lords Kutsche sahren wer- de: so hätte ich gern eine von meinen Basen Montague beredet, mit mir zu fahren. Allein sie schlugen es beyde ab: und ich möchte eben keinen von deinen Brüdern mit mir nehmen. Es würde sonst so aussehen, als wenn ich gedäch- te, daß ich eine Leibwache nöthig hätte. Außer dem ist der eine zu ungehobelt, der andere zu schmeichelnd, und ein allzu großer Hasenfuß für einige von der ernsthaften Gesellschaft, die da seyn wird, und insonderheit für mich. Man kennt die Leute an ihren Mitgesellen, und ein Hase, wie Tourville zum Exempel, sorgt vor allen Dingen, ein Schild durch seinen Aufzug in Kleidern aus- zuhängen, damit man wisse, was in seinem Laden zu haben sey. Du bist in der That eine Aus- nahme. Du kleidest dich, wie ein Geck, und bist doch ein guter Kerl. Jnzwischen bist du gleich- wohl ein so ungeschickter Stutzer, daß du dir selbst eine doppelte Schande zu machen scheinst, indem du durch deine merkliche und buntscheckichte Klei- dung, wenn du aus der Trauer bist, deine unan- genehme Person noch unangenehmer vorstellest.
Jch besinne mich, daß ich mit mir selbst un- eins war, als ich dieß das erste mal sahe, ob ich dich für einen großen Narren oder für einen un- geschickten Witzling halten sollte. An deiner Kleidung sahe ich, daß etwas nicht recht bey dir seyn mußte. Wo dieser Kerl, dachte ich, nicht
ein
Redensarten anſpiele, ich will nicht im Betts liegen, wenn etwas luſtiges vorgeht.
Da ich in meines Lords Kutſche ſahren wer- de: ſo haͤtte ich gern eine von meinen Baſen Montague beredet, mit mir zu fahren. Allein ſie ſchlugen es beyde ab: und ich moͤchte eben keinen von deinen Bruͤdern mit mir nehmen. Es wuͤrde ſonſt ſo ausſehen, als wenn ich gedaͤch- te, daß ich eine Leibwache noͤthig haͤtte. Außer dem iſt der eine zu ungehobelt, der andere zu ſchmeichelnd, und ein allzu großer Haſenfuß fuͤr einige von der ernſthaften Geſellſchaft, die da ſeyn wird, und inſonderheit fuͤr mich. Man kennt die Leute an ihren Mitgeſellen, und ein Haſe, wie Tourville zum Exempel, ſorgt vor allen Dingen, ein Schild durch ſeinen Aufzug in Kleidern aus- zuhaͤngen, damit man wiſſe, was in ſeinem Laden zu haben ſey. Du biſt in der That eine Aus- nahme. Du kleideſt dich, wie ein Geck, und biſt doch ein guter Kerl. Jnzwiſchen biſt du gleich- wohl ein ſo ungeſchickter Stutzer, daß du dir ſelbſt eine doppelte Schande zu machen ſcheinſt, indem du durch deine merkliche und buntſcheckichte Klei- dung, wenn du aus der Trauer biſt, deine unan- genehme Perſon noch unangenehmer vorſtelleſt.
Jch beſinne mich, daß ich mit mir ſelbſt un- eins war, als ich dieß das erſte mal ſahe, ob ich dich fuͤr einen großen Narren oder fuͤr einen un- geſchickten Witzling halten ſollte. An deiner Kleidung ſahe ich, daß etwas nicht recht bey dir ſeyn mußte. Wo dieſer Kerl, dachte ich, nicht
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Redensarten anſpiele, ich will nicht im Betts
liegen, wenn etwas luſtiges vorgeht.
Da ich in meines Lords Kutſche ſahren wer-
de: ſo haͤtte ich gern eine von meinen Baſen
Montague beredet, mit mir zu fahren. Allein
ſie ſchlugen es beyde ab: und ich moͤchte eben
keinen von deinen Bruͤdern mit mir nehmen.
Es wuͤrde ſonſt ſo ausſehen, als wenn ich gedaͤch-
te, daß ich eine Leibwache noͤthig haͤtte. Außer
dem iſt der eine zu ungehobelt, der andere zu
ſchmeichelnd, und ein allzu großer Haſenfuß fuͤr
einige von der ernſthaften Geſellſchaft, die da ſeyn
wird, und inſonderheit fuͤr mich. Man kennt
die Leute an ihren Mitgeſellen, und ein Haſe, wie
Tourville zum Exempel, ſorgt vor allen Dingen,
ein Schild durch ſeinen Aufzug in Kleidern aus-
zuhaͤngen, damit man wiſſe, was in ſeinem Laden
zu haben ſey. Du biſt in der That eine Aus-
nahme. Du kleideſt dich, wie ein Geck, und biſt
doch ein guter Kerl. Jnzwiſchen biſt du gleich-
wohl ein ſo ungeſchickter Stutzer, daß du dir ſelbſt
eine doppelte Schande zu machen ſcheinſt, indem
du durch deine merkliche und buntſcheckichte Klei-
dung, wenn du aus der Trauer biſt, deine unan-
genehme Perſon noch unangenehmer vorſtelleſt.
Jch beſinne mich, daß ich mit mir ſelbſt un-
eins war, als ich dieß das erſte mal ſahe, ob ich
dich fuͤr einen großen Narren oder fuͤr einen un-
geſchickten Witzling halten ſollte. An deiner
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/467>, abgerufen am 22.11.2024.
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