ich in der Absicht mitgebracht hatte, ihn auf eine oder die andere Art hinter mir zurückzulassen. Du solltest es niemals erfahren haben: hätte sie mir die Gewogenheit erzeiget, ihn anzunehmen. Das sagte ich ihr selbst.
Sie machen mir viele Unruhe, Herr Belford, durch diese Proben ihrer Höflichkeit. Gleich- wohl sehe ich in Betrachtung der Gesellschaft, in welcher ich sie gesehen habe, nicht ungern, daß ich sie dazu aufgelegt befinde. Mich deucht, ich freue mich, um der menschlichen Natur willen, daß nur ein einziger solcher Mensch, als der ist, den sie und ich kennen, seyn konnte. - - Was aber das gütig Dargebotene betrifft, es mag seyn, was es will: so werden sie mich sehr beunruhi- gen, wo sie es nicht aufnehmen. Jch brauche ihre Gütigkeit nicht. Jch habe Geldeswerth ge- nug, das ich niemals gebrauchen kann, meine ge- genwärtige Bedürfnisse zu stillen: und wo es nö- thig ist, kann ich meine Zuflucht zu der Fräulein Howe nehmen. Jch habe ihr versprochen, daß ich es thun wollte - - Also bitte ich, mein Herr, dringen sie mir diese Gunstbezeigung nicht auf - - Nehmen sie es selbst auf - - Wo sie mir ein ruhiges und zufriednes Gemüth zu machen willens sind, dringen sie mir diese Gunstbezeigung nicht auf. - - Sie redete mit Ungedult.
Jch bitte, gnädige Fräulein, erlauben sie mir nur ein Wort - -
Nicht eines, mein Herr, bis sie das zurück- genommen haben, was sie haben fallen lassen.
Jch
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ich in der Abſicht mitgebracht hatte, ihn auf eine oder die andere Art hinter mir zuruͤckzulaſſen. Du ſollteſt es niemals erfahren haben: haͤtte ſie mir die Gewogenheit erzeiget, ihn anzunehmen. Das ſagte ich ihr ſelbſt.
Sie machen mir viele Unruhe, Herr Belford, durch dieſe Proben ihrer Hoͤflichkeit. Gleich- wohl ſehe ich in Betrachtung der Geſellſchaft, in welcher ich ſie geſehen habe, nicht ungern, daß ich ſie dazu aufgelegt befinde. Mich deucht, ich freue mich, um der menſchlichen Natur willen, daß nur ein einziger ſolcher Menſch, als der iſt, den ſie und ich kennen, ſeyn konnte. ‒ ‒ Was aber das guͤtig Dargebotene betrifft, es mag ſeyn, was es will: ſo werden ſie mich ſehr beunruhi- gen, wo ſie es nicht aufnehmen. Jch brauche ihre Guͤtigkeit nicht. Jch habe Geldeswerth ge- nug, das ich niemals gebrauchen kann, meine ge- genwaͤrtige Beduͤrfniſſe zu ſtillen: und wo es noͤ- thig iſt, kann ich meine Zuflucht zu der Fraͤulein Howe nehmen. Jch habe ihr verſprochen, daß ich es thun wollte ‒ ‒ Alſo bitte ich, mein Herr, dringen ſie mir dieſe Gunſtbezeigung nicht auf ‒ ‒ Nehmen ſie es ſelbſt auf ‒ ‒ Wo ſie mir ein ruhiges und zufriednes Gemuͤth zu machen willens ſind, dringen ſie mir dieſe Gunſtbezeigung nicht auf. ‒ ‒ Sie redete mit Ungedult.
Jch bitte, gnaͤdige Fraͤulein, erlauben ſie mir nur ein Wort ‒ ‒
Nicht eines, mein Herr, bis ſie das zuruͤck- genommen haben, was ſie haben fallen laſſen.
Jch
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ich in der Abſicht mitgebracht hatte, ihn auf eine
oder die andere Art hinter mir zuruͤckzulaſſen.
Du ſollteſt es niemals erfahren haben: haͤtte ſie
mir die Gewogenheit erzeiget, ihn anzunehmen.
Das ſagte ich ihr ſelbſt.
Sie machen mir viele Unruhe, Herr Belford,
durch dieſe Proben ihrer Hoͤflichkeit. Gleich-
wohl ſehe ich in Betrachtung der Geſellſchaft, in
welcher ich ſie geſehen habe, nicht ungern, daß ich
ſie dazu aufgelegt befinde. Mich deucht, ich
freue mich, um der menſchlichen Natur willen,
daß nur ein einziger ſolcher Menſch, als der iſt,
den ſie und ich kennen, ſeyn konnte. ‒ ‒ Was
aber das guͤtig Dargebotene betrifft, es mag ſeyn,
was es will: ſo werden ſie mich ſehr beunruhi-
gen, wo ſie es nicht aufnehmen. Jch brauche
ihre Guͤtigkeit nicht. Jch habe Geldeswerth ge-
nug, das ich niemals gebrauchen kann, meine ge-
genwaͤrtige Beduͤrfniſſe zu ſtillen: und wo es noͤ-
thig iſt, kann ich meine Zuflucht zu der Fraͤulein
Howe nehmen. Jch habe ihr verſprochen, daß
ich es thun wollte ‒ ‒ Alſo bitte ich, mein Herr,
dringen ſie mir dieſe Gunſtbezeigung nicht auf
‒ ‒ Nehmen ſie es ſelbſt auf ‒ ‒ Wo ſie mir
ein ruhiges und zufriednes Gemuͤth zu machen
willens ſind, dringen ſie mir dieſe Gunſtbezeigung
nicht auf. ‒ ‒ Sie redete mit Ungedult.
Jch bitte, gnaͤdige Fraͤulein, erlauben ſie mir
nur ein Wort ‒ ‒
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/447>, abgerufen am 23.11.2024.
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