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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Fräulein Howe ist ein sehr höfliches und fei-
nes Frauenzimmer. Sie ist nicht gewohnt mit
dem guten Namen eines Cavalliers ungebührlich
umzugehen.

So habe ich desto mehr Ursache, es übel zu
nehmen, Herr Hickmann.

Ey, mein Herr, sie wissen die Freundschaft - -

Keine Freundschaft sollte solche Freyheiten,
als sich Fräulein, Howe gegen meinen guten Na-
men herausgenommen hat, rechtfertigen.

Jch glaube, nun fing er an zu wünschen, daß
er nicht zu mir gekommen wäre. Er schiene ganz
in Unordnung zu seyn.

Haben sie von der Fräulein Howe meinen
Namen nicht angetastet gehört, mit großer - -

Mein Herr, ich komme nicht, sie zu beleidi-
gen: allein sie wissen, wie sehr sich Fräulein
Howe und Fräulein Harlowe unter einander lie-
ben - - Jch besorge, daß sie der Fräulein Har-
lowe nicht so begegnet haben, als ein so feines
und junges Frauenzimmer es verdiente: und wo
die Liebe gegen ihre Freundinn der Fräulein Ho-
we Anlaß gegeben hat, sich Freyheiten zu neh-
men, wie sie es nennen; so wird ein edelgesinn-
tes Gemüth bey einer solchen Gelegenheit sich
vielmehr leid seyn lassen, daß es Ursache dazu
gegeben hat, als - -

Jch weiß die Folge, die sie machen wollen,
mein Herr! - - Aber ich möchte diesen Vorwurf
lieber von einem Frauenzimmer haben, als von
einem Cavallier. Jch habe ein großes Verlan-

gen,
C c 4


Fraͤulein Howe iſt ein ſehr hoͤfliches und fei-
nes Frauenzimmer. Sie iſt nicht gewohnt mit
dem guten Namen eines Cavalliers ungebuͤhrlich
umzugehen.

So habe ich deſto mehr Urſache, es uͤbel zu
nehmen, Herr Hickmann.

Ey, mein Herr, ſie wiſſen die Freundſchaft ‒ ‒

Keine Freundſchaft ſollte ſolche Freyheiten,
als ſich Fraͤulein, Howe gegen meinen guten Na-
men herausgenommen hat, rechtfertigen.

Jch glaube, nun fing er an zu wuͤnſchen, daß
er nicht zu mir gekommen waͤre. Er ſchiene ganz
in Unordnung zu ſeyn.

Haben ſie von der Fraͤulein Howe meinen
Namen nicht angetaſtet gehoͤrt, mit großer ‒ ‒

Mein Herr, ich komme nicht, ſie zu beleidi-
gen: allein ſie wiſſen, wie ſehr ſich Fraͤulein
Howe und Fraͤulein Harlowe unter einander lie-
ben ‒ ‒ Jch beſorge, daß ſie der Fraͤulein Har-
lowe nicht ſo begegnet haben, als ein ſo feines
und junges Frauenzimmer es verdiente: und wo
die Liebe gegen ihre Freundinn der Fraͤulein Ho-
we Anlaß gegeben hat, ſich Freyheiten zu neh-
men, wie ſie es nennen; ſo wird ein edelgeſinn-
tes Gemuͤth bey einer ſolchen Gelegenheit ſich
vielmehr leid ſeyn laſſen, daß es Urſache dazu
gegeben hat, als ‒ ‒

Jch weiß die Folge, die ſie machen wollen,
mein Herr! ‒ ‒ Aber ich moͤchte dieſen Vorwurf
lieber von einem Frauenzimmer haben, als von
einem Cavallier. Jch habe ein großes Verlan-

gen,
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[407/0413] Fraͤulein Howe iſt ein ſehr hoͤfliches und fei- nes Frauenzimmer. Sie iſt nicht gewohnt mit dem guten Namen eines Cavalliers ungebuͤhrlich umzugehen. So habe ich deſto mehr Urſache, es uͤbel zu nehmen, Herr Hickmann. Ey, mein Herr, ſie wiſſen die Freundſchaft ‒ ‒ Keine Freundſchaft ſollte ſolche Freyheiten, als ſich Fraͤulein, Howe gegen meinen guten Na- men herausgenommen hat, rechtfertigen. Jch glaube, nun fing er an zu wuͤnſchen, daß er nicht zu mir gekommen waͤre. Er ſchiene ganz in Unordnung zu ſeyn. Haben ſie von der Fraͤulein Howe meinen Namen nicht angetaſtet gehoͤrt, mit großer ‒ ‒ Mein Herr, ich komme nicht, ſie zu beleidi- gen: allein ſie wiſſen, wie ſehr ſich Fraͤulein Howe und Fraͤulein Harlowe unter einander lie- ben ‒ ‒ Jch beſorge, daß ſie der Fraͤulein Har- lowe nicht ſo begegnet haben, als ein ſo feines und junges Frauenzimmer es verdiente: und wo die Liebe gegen ihre Freundinn der Fraͤulein Ho- we Anlaß gegeben hat, ſich Freyheiten zu neh- men, wie ſie es nennen; ſo wird ein edelgeſinn- tes Gemuͤth bey einer ſolchen Gelegenheit ſich vielmehr leid ſeyn laſſen, daß es Urſache dazu gegeben hat, als ‒ ‒ Jch weiß die Folge, die ſie machen wollen, mein Herr! ‒ ‒ Aber ich moͤchte dieſen Vorwurf lieber von einem Frauenzimmer haben, als von einem Cavallier. Jch habe ein großes Verlan- gen, C c 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/413>, abgerufen am 23.11.2024.