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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Jch will dir erzählen, wie ich ihn abgeführet
habe.

Er kam in seinen eignen Wagen zu Dor-
mern: und wir spatzierten, auf sein Ersuchen,
mit einander in dem Garten. Er war von ver-
teufelt vielen Umständen, und machte einen gan-
zen Scheffel voll Entschuldigungen wegen der
Freyheit, die er sich nähme. Nachdem er ein halb
hundert male gehustet und sich gereuspert hatte,
vermeldete er mir, daß er käme-daß er käme
- - mir auf Verlangen der werthesten Fräu-
lein Howe,
wegen - - wegen - - der Fräu-
lein Harlowe, aufzuwarten.

Gut, mein Herr, reden sie, sprach ich: aber
erlauben sie mir zu sagen, wo ihr Buch so lang
ist, als ihre Vorrede, so wird es eine Woche Zeit
wegnehmen, es zu lesen.

Dieß war sehr unhöflich, wirst du sagen.
Allein es ist nichts so gut, als daß man diesen
Leuten, die so viele Umstände machen, gleich an-
fangs das Ziel verrückt. Wenn sie einmal
aus ihrer Bahn gebracht sind: so sind sie voller
Zweifel über sich selbst, und können niemals wie-
der ins Gleiß kommen. Alsdenn hat ein ehrli-
cher Kerl, der unverschämt angegriffen wird, wie
es mir ging, die ganze Unterredung hiedurch ge-
wonnen.

Er strich seinen Bart, und wußte kaum,
was er sagen sollte. Endlich nachdem er bey
seinen Reden eine Einschaltung über die andere
und in die andere gemacht, und seine Entschul-

digung


Jch will dir erzaͤhlen, wie ich ihn abgefuͤhret
habe.

Er kam in ſeinen eignen Wagen zu Dor-
mern: und wir ſpatzierten, auf ſein Erſuchen,
mit einander in dem Garten. Er war von ver-
teufelt vielen Umſtaͤnden, und machte einen gan-
zen Scheffel voll Entſchuldigungen wegen der
Freyheit, die er ſich naͤhme. Nachdem er ein halb
hundert male gehuſtet und ſich gereuſpert hatte,
vermeldete er mir, daß er kaͤme-daß er kaͤme
‒ ‒ mir auf Verlangen der wertheſten Fraͤu-
lein Howe,
wegen ‒ ‒ wegen ‒ ‒ der Fraͤu-
lein Harlowe, aufzuwarten.

Gut, mein Herr, reden ſie, ſprach ich: aber
erlauben ſie mir zu ſagen, wo ihr Buch ſo lang
iſt, als ihre Vorrede, ſo wird es eine Woche Zeit
wegnehmen, es zu leſen.

Dieß war ſehr unhoͤflich, wirſt du ſagen.
Allein es iſt nichts ſo gut, als daß man dieſen
Leuten, die ſo viele Umſtaͤnde machen, gleich an-
fangs das Ziel verruͤckt. Wenn ſie einmal
aus ihrer Bahn gebracht ſind: ſo ſind ſie voller
Zweifel uͤber ſich ſelbſt, und koͤnnen niemals wie-
der ins Gleiß kommen. Alsdenn hat ein ehrli-
cher Kerl, der unverſchaͤmt angegriffen wird, wie
es mir ging, die ganze Unterredung hiedurch ge-
wonnen.

Er ſtrich ſeinen Bart, und wußte kaum,
was er ſagen ſollte. Endlich nachdem er bey
ſeinen Reden eine Einſchaltung uͤber die andere
und in die andere gemacht, und ſeine Entſchul-

digung
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[402/0408] Jch will dir erzaͤhlen, wie ich ihn abgefuͤhret habe. Er kam in ſeinen eignen Wagen zu Dor- mern: und wir ſpatzierten, auf ſein Erſuchen, mit einander in dem Garten. Er war von ver- teufelt vielen Umſtaͤnden, und machte einen gan- zen Scheffel voll Entſchuldigungen wegen der Freyheit, die er ſich naͤhme. Nachdem er ein halb hundert male gehuſtet und ſich gereuſpert hatte, vermeldete er mir, daß er kaͤme-daß er kaͤme ‒ ‒ mir auf Verlangen der wertheſten Fraͤu- lein Howe, wegen ‒ ‒ wegen ‒ ‒ der Fraͤu- lein Harlowe, aufzuwarten. Gut, mein Herr, reden ſie, ſprach ich: aber erlauben ſie mir zu ſagen, wo ihr Buch ſo lang iſt, als ihre Vorrede, ſo wird es eine Woche Zeit wegnehmen, es zu leſen. Dieß war ſehr unhoͤflich, wirſt du ſagen. Allein es iſt nichts ſo gut, als daß man dieſen Leuten, die ſo viele Umſtaͤnde machen, gleich an- fangs das Ziel verruͤckt. Wenn ſie einmal aus ihrer Bahn gebracht ſind: ſo ſind ſie voller Zweifel uͤber ſich ſelbſt, und koͤnnen niemals wie- der ins Gleiß kommen. Alsdenn hat ein ehrli- cher Kerl, der unverſchaͤmt angegriffen wird, wie es mir ging, die ganze Unterredung hiedurch ge- wonnen. Er ſtrich ſeinen Bart, und wußte kaum, was er ſagen ſollte. Endlich nachdem er bey ſeinen Reden eine Einſchaltung uͤber die andere und in die andere gemacht, und ſeine Entſchul- digung

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/408>, abgerufen am 24.11.2024.